Der mächtige Rathausturm ist ein Wahrzeichen der Chemiestadt. Foto: Gerold
Ludwigshafen. (ger/alb) Die hochverschuldete Stadt Ludwigshafen muss mit den beiden maroden Hochstraßen gleich zwei Mammutaufgaben stemmen. Jetzt kommt eine weitere hinzu: das Rathaus. Nach der Untersuchung eines Beratungsbüros lägen die Kosten für einen Neubau inklusive Abbrucharbeiten bei 295 Millionen Euro mehr. Was aus Sicht der Planer wiederum wirtschaftlicher und um fünf Millionen Euro "günstiger" wäre als eine Sanierung.
Der 1979 erbaute, 71 Meter hohe Rathausturm beherbergte bis 2015 rund 500 Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Dann wurden einige bauliche Mängel festgestellt, insbesondere der Brandschutz entsprach nicht mehr den Auflagen. Die Folge: Mehr als 330 Mitarbeiter vom sechsten bis 15. Stock mussten in andere Gebäude umquartiert werden.
Im Erdgeschoss des Rathaus-Centers befindet sich ein Einkaufszentrum, das die Stadt inzwischen für 46 Millionen Euro gekauft hat. Die Mall wird Ende 2021 geschlossen und soll Platz machen für den Abriss und ebenerdigen Neubau der Hochstraße Nord. "Wir stehen am Anfang einer Diskussion von Politik und Bürgern", sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck bei einer Sitzung des Hauptausschusses. Die Fraktionen sollen sich Gedanken machen, die Verwaltung sei bei der Frage Neubau oder Sanierung des Rathauses "ergebnisoffen", so die SPD-Frau.
Eine von manchen Kommunalpolitikern ins Spiel gebrachte Verbindung zum geplanten "Metropol"-Hochhausprojekt - Nachfolger der abgerissenen Tortenschachtel - schlossen die Planer des Frankfurter Beratungsunternehmens Drees & Sommer bei der Sitzung aus. Sie kalkulieren mit circa 1570 Arbeitsplätzen und einem Flächenbedarf von mehr als 40.000 Quadratmetern.
Um diese Fläche zu bieten, schlugen die Gutachter bei der Sanierungsvariante neben dem renovierten Rathausturm einen ringförmig angelegten "Sockelbau" mit einem zweiten Hochhaus darauf vor. Bei der zweiten Variante würde zunächst der Turm abgerissen. Der Neubau des Verwaltungstrakts bestünde aus einem massiveren und zu einer "Acht" geschwungenen "Sockelbau" mit einem Turm darauf.