"Mord beim Männer-Ballett?"

Arnim Töpel liest am 6. Dezember in RNZ-Geschäftsstelle Heidelberg

Mundart-Krimi steigt hinab in die Abgründe des Glickerbacher Karnevals - Erlös geht an RNZ-Weihnachtsaktion

26.11.2018 UPDATE: 27.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Den Erlös der Lesung wird Arnim Töpel der RNZ-Weihnachtsaktion zugutekommen lassen. Foto: Gerold

Von Alexander R. Wenisch

Heidelberg. Als die "Houli Haxe" auf die Bühne kommen, ist die Stimmung im Saal am Siedepunkt. Die Jungs vom Männerballett sind so was wie die Boyband der Fastnachtsgesellschaft "Glickerbacher Grunzer". "Do kreische die Weiwa!" Und mittendrin: Kommissar Günda und sein Assistent Freese, der hier seine Initiation ins dörfliche Kulturleben erfährt. Doch das fröhliche Singen und Schunkeln wird jäh gestört: Ein Tänzer der "Houli Haxe" bricht zusammen!

Da hat sich Arnim Töpel wieder einen witzigen Plot für seinen neusten Kurpfälzer Mundart-Krimi ausgedacht. "Mord beim Männer-Ballett?" heißt der und ist gerade erschienen. Wobei das Fragezeichen im Titel wichtig ist: Denn zunächst gehen alle umstehend Schockierten davon aus, dass ihr Kumpel Rainer Funke an Herzschwäche starb. Nur Spürnase Günda hat einen anderen Riecher. Und so steigen die Ermittler hinab in die Abgründe der Glickerbacher Karnevalsgesellschaft.

So zeichnet Töpel mit seinem sechsten Günda-Fall wieder ein Sittenbild des (fiktiven) kurpfälzischen Dörfchens Glickerbach. Vor allem atmet "Mord beim Männer-Ballett?" aber Töpels Liebe zu seiner Heimat und deren Sprache. Auch wenn der Titel erstmals in Hochdeutsch gehalten ist, sind die gut 230 Krimi-Seiten wieder gespickt mit kurpfälzischen Dialogen und Bonmots. Und - wie gewohnt - mit einigen netten, daraus resultierenden Missverständnissen quasi als Running-Gag, weil Assistent Freese ja Hochdeutsch parliert.

Überraschend: Töpel lässt in seinem Mundart-Roman zwar einen Fastnachter sterben, der Autor selbst pflegt aber gar keine sonderliche Abneigung gegen das Narrenfest. Im vergangenen Jahr wurde er mit dem "Goldenen Paragraphenreiter" der Heidelberger Karnevalsgesellschaft der Polizei ausgezeichnet. Für ihn (wie nun für Freese im Buch) die Einführung in eine Parallelwelt. Wie ein Ethnologe hat der Autor die für ihn bis dato fremde Kultur beobachtet - und so Stoff für seinen neuen Krimi gesammelt. Jetzt sagt Töpel: "Fastnacht finde ich grundsympathisch."

Für ihn ist Fasching der aktuelle Gegenentwurf zur Spaltung der Gesellschaft, zum täglichen Pöbeln und Meckern. "Da treffen sich Leute, die wollen einfach gemeinsam fröhlich sein!" Das könne man derzeit gar nicht oft genug tun. Fastnacht ist für ihn: familiär, den Menschen zugewandt, "und da sind noch Leute, die sich mit Herzblut für ihre Sache engagieren". Die Stimmung in der Gesellschaft, in sozialen Medien sei derzeit aufgeheizt, so sehr auf Konfrontation aus. Töpel findet das unnötig. Da sei Fasching wie eine Insel.

Aktuelle Gesellschaftskritik übt Töpel auch, als Gündas und Freeses Ermittlungen zügig auf einen Mordverdächtigen zulaufen. Es gibt Indizien, aber keine wasserdichten Beweise. Trotzdem ist Assistent Freese schnell mit seinem Urteil. Und der alte Hase Günda muss den jungen Heißsporn Freese kräftig ausbremsen und ihn vor einer Vorverurteilung des Verdächtigen warnen. Töpel nun ist von Haus aus Jurist - und man merkt ihm an, wie sehr ihm der gesellschaftliche Drang zu schnellen Aburteilungen aufstößt.

"Die Unschuldsvermutung ist ein hohes Rechtsgut, das wir schützen müssen", mahnt er. Trotz der ernsten und kritischen Gedanken, die sich Töpel und sein Kommissar Günda machen: "Mord beim Männer-Ballett?" bleibt eine mit leichter Hand und viel Augenzwinkern geschriebene Geschichte.

Info: Arnim Töpel liest aus seinem neuen Krimi am Donnerstag, 6. Dezember, um 19.30 Uhr in der Heidelberger Geschäftsstelle der RNZ (Neugasse 4-6), Einlass: 19 Uhr. Wer dabei sein will, ruft am kommenden Mittwoch, 28. November, zwischen 11 und 19 Uhr an unter der Telefonnummer 06221/5191188. Der Eintritt inklusive eines Getränks kostet 10 Euro und wird an der Abendkasse bezahlt. Die Einnahmen spendet Töpel der RNZ-Weihnachtsaktion.

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