Von Carsten Blaue
Heidelberg/Rhein-Neckar. Die Zahl der Infizierten steigt in der Metropolregion weiter an: Durch das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg wurden am Sonntagmorgen zwei neue Covid-19-Fälle in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis bestätigt. Damit sind es hier inzwischen 14 Personen, die positiv auf das neuartige Coronavirus getestet wurden – neun im Rhein-Neckar-Kreis und fünf in Heidelberg. Dazu kommen drei weitere Patienten in Mannheim, wo die Zahl auf neun stieg. Am Sonntag teilte zudem der Chemiekonzern BASF mit, dass ein Mitarbeiter aus Neustadt an der Weinstraße positiv getestet wurde. Er bleibt ebenfalls zuhause in Quarantäne wie die Kollegen aus seinem unmittelbaren Arbeitsumfeld. Im Kreis Bergstraße gibt es jetzt einen zweiten Fall. Hier hat sich eine Frau aus Lautertal bei Bensheim angesteckt.
Derweil hat der Pfälzerwaldverein seine Hauptversammlung verschoben. Auch die Bezirksmeisterschaften der Rettungsschwimmer wurden abgesagt. Die Odenwälder "Lärmfeuer", eine Traditionsveranstaltung zur Erinnerung an diese historische Signalmethode, sollen Ende des Monats an 27 Orten aber stattfinden.
Beim Großteil der infizierten Personen in der Region handele es sich um Reiserückkehrer aus der Region Südtirol, wie Silke Hartmann, Sprecherin des Landratamts Rhein-Neckar-Kreis, am Sonntag betonte. Das gilt jetzt auch für einen 1967 geborenen Mann und eine Frau (Jahrgang 1974) aus Mannheim. Die Erzieherin gehörte zu einer Skigruppe, aus der es bereits einen nachgewiesenen Fall gibt. Die dritte neue Patientin in der Quadratestadt ist eine 1999 geborene Berufsschülerin. Ihr Ansteckungsweg ist noch nicht bekannt.
Als Vorsichtsmaßnahme wegen des Coronavirus wird der Pfälzerwaldverein am 14. März nicht in Friedelsheim bei Bad Dürkheim tagen. Nach den Empfehlungen der Gesundheitsexperten des Landkreises Bad Dürkheim sehen die Verantwortlichen "einige Risikofaktoren erfüllt". Diese hätten den Vorstand dazu bewogen, die Veranstaltung abzusagen, so Vorsitzender Martin Brandl.
Erwartet wurden etwa 400 Delegierte, darunter viele ältere Mitglieder des Vereins. Diese hätten mindestens drei bis vier Stunden "eng zusammengesessen" und sich rege ausgetauscht, wie Brandl erläuterte. Außerdem hätte man die Halle, in der die Hauptversammlung hätte stattfinden sollen, nicht ausreichend lüften können. Offensichtlich hatte sich Brandl die vom Robert-Koch-Institut (RKI) formulierten Risikokriterien gut angeschaut. Wann der Pfälzerwaldverein Bilanz ziehen wird, ist offen. Keine Frage war dagegen, dass die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) die Bezirksmeisterschaften ihrer Jugend im Rettungsschwimmen absagt.
Diese war für Sonntag, 28. März, im Hallenbad von Waibstadt geplant gewesen. Die DLRG hatte mit 350 Teilnehmern gerechnet, die sich in Einzel- und Mannschaftswettkämpfen messen sollten, und sprach in einer Mitteilung nun ebenfalls von einer zu hohen Ansteckungsgefahr.
Die Veranstalter der "Lärmfeuer", die ebenfalls am 28. März im ganzen Odenwald angezündet werden sollen, halten die Reaktionen auf das Coronavirus für überzogen. Vonseiten der Organisatoren warf Pressesprecherin Marieta Hiller von den "Felsenmeerdrachen" in Lautertal den Medien eine "weit verbreitete Panikmache" vor. Sie schrieb diesen Satz, bevor bekannt wurde, dass sich ausgerechnet in Lautertal eine Coronavirus-Patientin in häuslicher Isolation befindet. Die weiträumige Veranstaltung durchzuziehen, sei trotzdem "einhellige Meinung" an allen Veranstaltungsorten. Doch Hiller räumte ein, in enger Absprache mit den Kreisgesundheitsämtern zu stehen. Notfalls könne man die Zahl der Besucher noch kurzfristig beschränken. Kommunen in den Kreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg und Odenwaldkreis sind an der "Lärmfeuer"-Aktion beteiligt.
In Rimbach wurden inzwischen alle 99 Schüler einer Skifreizeit der Martin-Luther-Schule und ihre Betreuer nach ihrer Rückkehr aus Südtirol vorsorglich in 14-tägige, häusliche Quarantäne genommen. Sieben Teilnehmer der Reise waren nach der Ankunft untersucht worden. Der Kreis Bergstraße rechnet bis Ende der Woche mit gesicherten Ergebnissen der Tests. Laut einer vorläufigen Mitteilung des Labors seien sechs Proben negativ gewesen. Allerdings seien zwei Teilnehmer der Klassenfahrt positiv auf Grippe getestet worden.
Info: Wer sich in Risikogebieten aufgehalten hat und nun befürchtet, sich angesteckt zu haben, erreicht die Hotline des Gesundheitsamts täglich von 7.30 bis 21 Uhr unter der Nummer 0 62 21 / 522 1881. Weitere Informationen im Internet unter www.rhein-neckar-kreis.de/coronavirus.
Update: 8. März 20 Uhr
Ludwigshafen/Wachenheim (mün/dpa-lrs). Das Ludwigshafener Chemieunternehmen hat am Sonntagmittag bestätigt, dass ein in Ludwigshafen beschäftigter BASF-Mitarbeiter aus Neustadt/Weinstraße positiv auf das neue Corona-Virus getestet wurde. Jetzt werden die direkten Kollegen des Mannes kontaktiert. Der Empfehlung des Gesundheitsamts folgend, bleiben sie, wie der infizierte Kollege selbst, zuhause in Quarantäne.
Nach dem Nachweis einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bei einem Lehrer schließen die Behörden vorsorglich zwei Schulen im Kreis Bad Dürkheim vorübergehend. In Wachenheim bleiben der dortige Standort der Integrierten Gesamtschule Deidesheim sowie die im gleichen Gebäude untergebrachte Grundschule auf Anordnung des Gesundheitsamtes in Neustadt von Montag an zunächst für eine Woche geschlossen. Das teilte das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium am Sonntag mit.
Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer, die direkten Kontakt zu dem erkrankten Lehrer hatten, wurden aufgerufen, zuhause zu bleiben, um den Erreger im Falle einer Infektion nicht weiter zu übertragen. Wie viele Schüler von der Schließung der Einrichtungen betroffen sind, konnte das Ministerium zunächst nicht sagen.
Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 stieg in Rheinland-Pfalz nach Angaben des Ministeriums um sechs auf 19. Im Landkreis Bad Dürkheim wurde demnach außer dem Lehrer ein weiterer Mensch positiv getestet, in Koblenz gab es zwei Fälle in einer Familie, in Bitburg/Prüm und Neuwied wurde jeweils eine Coronavirus-Infektion nachgewiesen. "Die Betroffenen zeigen unterschiedliche Symptome, aktuell ist keiner schwerwiegend erkrankt", teilte das Ministerium mit.
In Wachenheim war am Mittwoch eine Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 bestätigt worden. Die betroffene Frau befindet sich der Kreisverwaltung zufolge mit ihrer Familie in häuslicher Quarantäne. Sie hatte beruflichen Kontakt nach Italien und sich offensichtlich auf diesem Weg infiziert.
Die Stadt Ludwigshafen legte unterdessen wegen der Verbreitung des Virus neue Richtlinien fest. Demnach dürfen öffentliche Veranstaltungen nur stattfinden, wenn der Veranstalter sicherstellt, dass diese gemäß der Hinweise des Robert Koch-Instituts durchgeführt werden, wie die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz mitteilte.
Gute Nachrichten gab es aus Kaiserslautern: Dort wurden im Umfeld der bislang vier in der Stadt bekannten Coronavirus-Infektionen keine weiteren Fälle festgestellt. Auch sämtliche engen Kontaktpersonen einer 20-Jährigen, bei der die Behörden am Donnerstag häusliche Quarantäne angeordnet hatten, seien negativ getestet worden. In einigen Fällen stehe allerdings die Zweitkontrolle noch aus, sagte ein Sprecherin der Kreisverwaltung Kaiserslautern am Sonntag.
Erst einmal aufatmen können auch Schüler aus Germersheim, die auf Skireise in Südtirol waren: Ihre Corona-Testergebnisse sind negativ, wie die Kreisverwaltung Germersheim am Samstagabend mitteilte. Das Gesundheitsamt hatte am Freitag bei acht Schülern der Gruppe Abstriche genommen. Diese wurden auf den Erreger Sars-CoV-2 und Influenzaviren untersucht. Bei den acht waren zuvor milde Erkältungszeichen aufgetreten. Alle Menschen, die in dem Reisebus saßen, mit dem die Schülergruppe unterwegs war, bleiben dem Kreis zufolge nun freiwillig zwei Wochen zu Hause. Südtirol war jüngst zum Risikogebiet für das neuartige Coronavirus erklärt worden.