Katholische Frauengemeinschaft

"Wut im Bauch" nach Missbrauchsskandal

Vor der Bischofskonferenz Forderung nach Aufklärung und strukturellen Erneuerungen

17.12.2018 UPDATE: 18.12.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Sie wollen Licht ins Dunkle bringen: Eine Abordnung der Katholische Frauengemeinschaft Deutschland im Dekanat Heidelberg-Weinheim steht mit Taschenlampen vor der katholischen Kirche in Dossenheim. Foto: kaz

Von Karin Katzenberger-Ruf

Dossenheim/Rhein-Neckar. Auf der Postkarte ist das Portal zum Gotteshaus halb geöffnet, der Lichtstrahl mehrerer Taschenlampen dringt ins Innere der Kirche. Schließlich hat die Aktion "MachtLichtAn", zu dem die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) am Abend des 12. Dezember aufgerufen hat, Symbolcharakter und ist ein Aufschrei nach dem Missbrauchskandal. "Erneuert die Kirche" lautet die zentrale Botschaft vor der nächsten Bischofskonferenz im Februar.

Deshalb sollen die Postkarten, auf denen einige Forderungen formuliert werden, auch bis Jahresende an den kfd-Bundesverband zurück geschickt und bei der Konferenz übergeben werden. Sätze wie "Schafft verkrustete Machtstrukturen ab!" "Setzt unabhängige Missbrauchsbeauftragte ein!" "Verändert die kirchliche Sexualmoral!" sind dort zu lesen. Bundesweit hat die Protestaktion, in deren Verlauf ein Klage-Psalm verlesen und Taschenlampen auf Kirchentüren gerichtet werden sollen, mit Glockenschlag 18 Uhr begonnen.

Im Dekanat Heidelberg-Weinheim treffen sich die Teilnehmerinnen schon um 17 Uhr vor der Katholischen Kirche in Dossenheim, um den Gottesdienst eine Stunde später nicht zu stören.

Isolde Hauser-Krauter, Dorothée Lang und Christel Deeg verlesen den einheitlich vorbereiteten Text: "Der Missbrauchskandal in der Katholischen Kirche und die Veröffentlichung der in Auftrag gegeben Studie im September haben uns zutiefst erschüttert. Wir stehen hier mit Wut im Bauch und im Kopf. Viele sind maßlos enttäuscht und fassungslos, Ratlosigkeit treibt uns um. Das Vertrauen in unsere Kirche, in Priester und Bischöfe und die Verantwortlichen, die über Jahrzehnte hinweg geschwiegen, Täter gedeckt und Missbrauch vertuscht haben, ist für viele Frauen zerstört. Viel zu lange standen die Belange der Institution im Vordergrund und nicht die der Opfer".

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Das sind deutliche Worte. Dann wird erklärt, warum die Aktion vor und nicht in der Kirche stattfindet. "Viele wissen nicht mehr, ob sie noch zu dieser Kirche dazu gehören möchten." Anders als auf besagter Postkarte bleibt die Kirchentür in Dossenheim zu. Und doch gilt der Satz: "Wir rufen die Bischöfe mit aller Dringlichkeit auf, Licht in das Dunkel der Missbrauchsfälle zu bringen. Dann folgen das Vaterunser und das "Gebet zur Erneuerung der Kirche".

Dort heißt es über das Wirken Jesu. "Er sammelte Jüngerinnen und Jünger um sich, lebte ein neues Miteinander von Frauen und Männern vor. Er nahm sich der Ausgestoßenen und Armen an. Er begehrte gegen Hierarchien auf und stritt mit religiösen Führern. Er blieb sich treu bis zum Tod am Kreuz."

Anschließend bekräftigen die Versammelten ihren Glauben an die Kirche als Gemeinschaft, die "Kraft zur Erneuerung und zu grundlegenden Reformschritten" hat. Die Bitte an Gott lautet indessen, er möge den Verantwortlichen seine Geistkraft schenken, damit nach vielen Worten nun Taten folgten.

Nein, es geht eben nicht nur um den Missbrauchskandal, sondern auch um neue Strukturen in der Kirche und um das, was Priestertum sein sollte: Dienst am Mitmenschen. Dass Frauen dieses Amt immer noch verschlossen ist, kann Isolde Hauser-Krauter nicht verstehen. "Was wäre die Katholische Kirche denn ohne Frauen?" sagt sie.

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