Dietmar Hopp und Kübel-Stiftungsratschef Matthias Wilkes. Foto: Kübel-Stiftung/Thomas Neu
Von Alexander Albrecht
Bensheim. Auch ein Multi-Milliardär darf mal ins Straucheln geraten. Etwas "unrund" betritt Dietmar Hopp am Mittwochmittag die Bühne des Musiktheaters Rex in Bensheim. "Ich habe Hüftprobleme, da brauche ich immer 20 Meter Anlauf", gesteht der 80-Jährige. Allerspätestens jetzt wären dem Stifter sämtliche Sympathien der Maskenträger im Saal zugeflogen –wenn er sie nicht schon längst erobert hätte.
Mit viel Verve und einer starken persönlichen Note hat zuvor Matthias Wilkes die Laudatio auf Hopp gehalten, den diesjährigen Karl-Kübel-Preisträger. Der Vorsitzende des Stiftungsrats der Kübel-Stiftung und frühere Landrat des Kreises Bergstraße zieht Parallelen zwischen dem Geehrten und dem Namensgeber der Auszeichnung. Wie Karl Kübel (1909-2006) wuchs auch Hopp in bescheidenen Verhältnissen auf. Und beide sind beziehungsweise waren ausgesprochene Familienmenschen.
Ende der 60er-Jahre hatten sie sogar beruflich Kontakt zueinander. Kübel, Chef der 3K-Möbelwerke in Bensheim, wollte in einer Zeit "die beste EDV" haben, so Wilkes, in der die meisten Menschen nicht einmal gewusst hätten, für was die Abkürzung eigentlich steht. Er wandte sich an die IBM in Mannheim – die einen ihrer Systemberater zu dem Unternehmen an die hessische Bergstraße schickte: Dietmar Hopp.
Vier Jahre später verkaufte Kübel die Möbelwerke für 37 Millionen Euro und hob mit einem Großteil seines Privatvermögens seine Stiftung für Kinder und Familien aus der Taufe. In eben diesem Jahr 1972 gründeten Hopp und vier Mitstreiter die SAP. Am Donnerstag, fast 50 Jahre danach, schloss sich der Kreis im "Rex".
Wilkes nahm in seiner Rede den Ball von Moderator Tobi Kämmerer auf. Der hatte erzählt, wie er draußen vor der Halle von einem älteren Herrn angesprochen worden sei, der ihm gesagt habe: "Ich verehre diesen Mann." Gemeint war Dietmar Hopp. Der Passant stehe für sehr viele Menschen in der Metropolregion, sagte Wilkes.
Und skizzierte die wichtigsten Projekte der Hopp-Stiftung, die seit 1995 insgesamt 830 Millionen Euro ausgeschüttet hat: Herzzentrum, Alla-Hopp-Anlagen, Anpfiff ins Leben, Mobil zum Spiel, die Klima-Arena, Kinderhospize und vieles mehr. Nimmt man die bereits bewilligten Anträge hinzu, steigt die Fördersumme auf über eine Milliarde.
Besonders hob Wilkes auf das Neugeborenen-Screening ab: Ein Tropfen Blut aus der Ferse gebe Hinweise auf behandelbare Erkrankungen eines Babys. Insofern sei der bodenständig-heimatverbundene Hopp ein Lebensretter und mit Blick auf sein Biotechunternehmen Curevac auch ein Hoffnungsträger. Die Tübinger Forscher entwickeln einen Corona-Impfstoff, der laut Hopp noch in diesem Jahr fertig sein und im Frühjahr oder Sommer 2021 zugelassen werden soll. Die Curevac-Medikamente zur Bekämpfung von Krebs machten ebenfalls große Fortschritte. Wilkes hofft, dass der Mäzen noch viele Jahre Gutes tun werde. Die Hüftprobleme bekämen die Ärzte sicher in den Griff. Überhaupt stünde Hopp die beste medizinische Betreuung zur Verfügung, die er ja selbst gefördert habe.
Der Geehrte bescheinigte Wilkes in seiner Ansprache eine "sensationelle Laudatio". Vieles von dem, was er erwähnen wollte, könne er streichen. Das Preisgeld von 25.000 Euro wolle er an die Kinder-Initiative Strahlenburg spenden. Hopp erinnerte an die Zeit der SAP-Gründung. Mit dem damals an den Tag gelegten Teamgeist, Optimismus und Menschlichkeit könne man vieles in Leben und Beruf erreichen. "Reichtum verpflichtet", so begründete Hopp einmal mehr sein Engagement als Stifter und Mäzen der TSG Hoffenheim. "Und ich bin froh, dass ich das alles freiwillig und ohne staatliche Eingriffe tun konnte."
Update: Mittwoch, 23. September 2020, 20.11 Uhr