Hockenheimer Schüler gingen erstmals für den Umweltschutz auf die Straße. Foto: Lenhardt
Hockenheim. (jer) "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns du Zukunft raubt", "Es gibt kein Recht auf Kohlebaggerfahren", "Rettet die Welt, nicht das Geld" - Sprechchören rufend zogen zahlreiche Schüler bei der ersten Hockenheimer "Fridays for Future"-Demo durch die Straßen der Stadt. Die Idee kam vom Hockenheimer Jugendgemeinderat sowie Elke Dörflinger und Felicitas Offenloch-Brandenburger. Das Aufgebot an Demonstranten war zwar kleiner als in der Nachbargemeinde Schwetzingen, aber die Jugendlichen zeigten sich trotzdem überaus engagiert.
Dass die Eltern von "Fridays for Future"-Aktivisten in Mannheim beinahe zu Bußgeldzahlungen wegen Schwänzens verdonnert worden wären, ärgerte hier viele. "Alle wollen, dass wir uns engagieren, aber wenn wir etwas machen, ist es doch nicht richtig", sagte die 16-jährige Marie-Luise, die mit Freunden an der Demonstration teilnahm.
Es werde nicht versucht zu verstehen, warum Jugendliche auf die Straße gingen. Stattdessen würde es einfach als Schwänzen abgetan. Die Schülerin beschäftigt sich seit Anfang des Jahres aktiv mit dem Thema Umweltschutz. Auf sparsamen Wasser- und Energieverbrauch habe sie aber auch schon vorher geachtet, erzählte Marie-Luise.
Iris Nagel-Martin begleitete ihre zehnjährige Tochter Laila zur Demo. Die Mutter schüttelte über die Bußgeld-Idee den Kopf: "Diese Entscheidung kommt wohl von Menschen, welche die großen Probleme noch nicht erkannt haben", sagte sie. Ihre Tochter hätte heute früher Unterrichtsschluss gehabt, aber Iris Nagel- Martin hätte sie auch trotzdem mitgenommen.
Für einen guten Zweck eine Unterrichtsstunde zu versäumen, ist für sie in Ordnung. Die Hockenheimerin verglich die "Fridays for Future"-Demos mit anderen Streiks. "Verdi-Mitglieder streiken auch nie während des Feierabends." Obwohl Tochter Laila zu den jüngsten Demonstranten gehört, hat sie bereits einige Erfahrung im richtigen Umgang mit der Umwelt. Bei Projekttagen ihrer Schule wurde die Zehnjährige als Klimaaktivistin ausgezeichnet.
Die Demonstranten liefen eine Stunde lang durch die Hockenheimer Innenstadt. Die Reaktionen reichten dabei von einem anerkennenden "Daumen hoch" bis hin zu Stirnrunzeln. Mit Bußgeldbescheiden müssen die Hockenheimer Schüler wohl nicht rechnen. Alle weiterführenden Schulen der Gemeinde erlaubten den Schülern, den Unterricht zu versäumen. Zudem fing die Demo erst gegen 13 Uhr an.
Die Abiturientin Johanna Birkenmaier hat bereits in Mannheim für das Klima demonstriert. Damals fand die Aktion morgens statt, also mitten am Schultag. Sie habe mit dem Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium keine Probleme aufgrund ihrer Abwesenheit gehabt, erzählte sie. Ein paar kritische Kommentare, wie dass sie so kurz vor dem Abi wichtige Unterrichtsstunden verpasse, höre sie jedoch schon.