Der Kindergarten neben der Lamellenhalle im Gartenschaupark soll erweitert werden. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Hockenheim. Die Rennstadt braucht zusätzliche Betreuungsplätze. Deshalb hatte der Gemeinderat bereits im Jahr 2018 den Neubau eines Kindergartens in der Oberen Hauptstraße 85 bis 95 beschlossen. Doch völlig unumstritten war das Projekt an diesem Standort nie, obwohl dort eine zusammenhängende, verfügbare Fläche im Eigentum der Stadt von 2960 Quadratmetern vorhanden ist, was die Planung und Umsetzung erleichtert hätte. Bedenken, vor allem aufgrund einer erheblichen Belastung mit Verkehrslärm stand dem Vorhaben dort immer wieder entgegen.
Und auch wenn Hockenheims Oberbürgermeister Marcus Zeitler in der jüngsten Hockenheimer Gemeinderatssitzung darauf hinwies, dass nach der Sanierung der Oberen Hauptstraße dort eine Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer geplant sei, stand er hinter dem jetzt vorgelegten Verwaltungsvorschlag, einen Kindergarten-Neubau als Erweiterungsbau im Gartenschaupark beim Parkkindergarten zu realisieren.
Dort wird ein spiegelverkehrter Neubau des maroden Parkkindergartens errichtet. Auf der frei werdenden Fläche des alten Parkkindergarten-Gebäudes soll dann der Bau eines neuen Kindergartens erfolgen. Die beiden neuen Kindergarten-Gebäude sollen in Containerbauweise errichtet werden. Nach Fertigstellung der Hartmann-Baumann-Schule stehen die dort genutzten Container zur Verfügung. Eventuell müssen einige neue Container zusätzlich beschafft werden.
Mit diesem Vorgehen wird gleichzeitig ein Filetstück in der Hockenheimer Innenstadt für eine städtebauliche Weiterentwicklung mit Wohnungsbau freigehalten. Hockenheim verfügt über kaum nennenswerte weitere Flächen für eine Wohnbauland-Entwicklung. Sowohl Hubäcker-Süd als auch das Gebiet Reiterplatz sind aus Lärmschutz- und Artenschutzgründen – Betriebsgenehmigung des Hockenheimrings und Standort der Haubenlerche – keine geeigneten Standorte für Wohnbebauung. In der Oberen Hauptstraße 85 bis 95 soll eine behutsame Nachverdichtung zu Wohnzwecken unter Wahrung der Wohnqualität des Bestandes erfolgen.
Die Wohnbebauung in der Oberen Hauptstraße hatte der Gemeinderat bereits im Mai 2014 beschlossen, bevor dann 2018 die Umorientierung zum Bau eines Kindergartens erfolgte. Jetzt also die zweite Kehrtwende, wie es Frank Köcher-Hohn (FDP) bezeichnete. "Wir sind enttäuscht", sagte er. "Wir sind der Meinung der Mehrheitsbeschluss zugunsten des Kindergartens in der Oberen Hauptstraße hätte umgesetzt werden sollen." Doch er kündigte an, den jetzigen Beschluss für den Standort Gartenschaupark mittragen zu wollen, "weil Hockenheim einfach Kindergärten braucht".
Auch die CDU-Fraktion hätte sich dem Kindergarten in der Innenstadt gewünscht, weil man darin die Chance sah, dass sich perspektivisch eine Verjüngung der Innenstadt durch den Zuzug junger Familien ergeben hätte. Außerdem wäre mit dem ursprünglich geplanten Standort eine gleichmäßigere Verteilung von Kindertageseinrichtungen über das Stadtgebiet erreicht worden.
Jetzt sei man in einen Zeitdruck geraten, der die Zustimmung auch zum neuen Standort erfordere. Die Fraktion der Grünen sorgte sich, dass dem neuen Standort Grünflächen zum Opfer fallen werden, betonte jedoch ihre Zustimmung.
Gaby Horn (FWV) erläuterte, dass sie und ihre Fraktion für eine "schöne Wohnbebauung an dieser Stelle in der Oberen Hauptstraße" eingetreten sind. Man höre immer wieder von den Bewohnern des benachbarten Liliane-Juchli-Hauses, einem betreuten Wohnheim für Demenzkranke, dass es dort sehr laut sei. "Wir haben diesen Standort für einen Kindergarten als ungeeignet empfunden", erklärte Gaby Horn. Am Ende sprach sich der Hockenheimer Gemeinderat bei einer Enthaltung für einen Kindergarten-Neubau als Erweiterungsbau des Parkkindergartens aus.