Vanessa Schäfer kreiert vegane Gerichte und stellt sie auf ihrem Foodblog vor. Foto: Jörn Wittmann
Von Wolf H. Goldschmitt
Hockenheim. Haferdrink statt Kuhmilch, Soja statt Schnitzel: Vanessa Schäfer verzichtet in der Küche auf Produkte tierischen Ursprungs. Der 35-jährigen Hockenheimerin hat die fleischlose Kost jedenfalls nicht geschadet. Im Gegenteil. Sie sieht zehn Jahre jünger aus. Ob das davon kommt, dass sie sich jeden Tag bewusst für das Leben und den kleinen Unterschied entscheidet? "Vielleicht", sagt die zertifizierte vegane Ernährungsberaterin. Ihr Foodblog "Schürzenträgerin" bietet online kulinarische Kunstwerke: liebevoll gestaltet, bunt inszeniert und kreativ in Szene gesetzt. Und dieses Tagebuch des Genusses, betrieben von einer ambitionierten Hobbyköchin ist: natürlich vegan. Seit fünf Jahren wirbt sie für veganen, entspannten und undogmatischen Lifestyle. Und zwar ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit Maronenkuchen, Rote-Linsen-Waffeln oder Sauerkrautstrudel.
Hinter den ungewöhnlichen Rezepten steckt zunächst der Wunsch nach einer gesünderen Ernährung. "Ein Anfang ist, den Fleischkonsum erheblich zu reduzieren. Es geht wie bei allem im Leben um das richtige Maß. Fleisch sollte wieder das sein, was es einmal war: ein Luxusgut, das nicht jeden Tag auf den Tisch kommt", erzählt sie im Gespräch mit der RNZ. Als Missionarin freilich sieht sich die passionierte Läuferin keinesfalls.
"Mein Ansatz ist es nicht, die Menschen zum Veganismus zu bekehren, sondern schmackhafte Alternativen aufzuzeigen, die sich einfach und ohne Aufwand in den Alltag integrieren lassen." Den Schalter im Kopf, den müsse jeder bei sich selbst umlegen. Wer sich allerdings damit befasse, welche Auswirkungen die konventionelle fleischlastige Ernährung auf Klima, Umwelt und die Menschen in Entwicklungsländern habe, habe gar keine andere Wahl, als sich für eine pflanzenbasierte Ernährungsweise zu entscheiden, ist die "Schürzenträgerin" überzeugt.
Sie favorisiert das Modell "Learning by Doing" und ist sich sicher: "Wer einfach mal ein paar Wochen auf pflanzliche Nahrung umsteigt, merkt meist von ganz allein, dass das weitaus besser klappt, als man es sich je hat erträumen lassen und dass man wenig vermisst, sondern vegane Küche richtig Spaß macht."
Vor sechs Jahren habe sie den Entschluss gefasst, es einmal vegetarisch zu versuchen. Schockiert hat die Familie auf die Nachricht reagiert. Sie setzte fleischlos mit "nur noch Körner, Gras und Steine" gleich und macht sich Sorgen um das Gewicht der ohnehin zierlichen Tochter. "Ich habe nicht gesagt, dass ich Vegetarier werde, nur, dass ich eine fleischlose Phase einlegen würde", blickt Vanessa Schäfer zurück. Sie sei selbst noch nicht sicher gewesen, ob sie durchhält. Doch die Zeit von Schweinebraten oder Grillwurst ist endgültig vorbei. "Ich blieb standhaft", schreibt sie auf ihrer Homepage. Aber einfach kein Fleisch, Fisch, Eier oder Milchprodukte mehr zu essen, reicht ihr bald nicht mehr.
Es geht Veganern auch darum, vor dem Hintergrund des Leids in den Schlachthöfen und qualvollen Massentierhaltungen ein Zeichen zu setzen. Bereut hat sie die Entscheidung bis heute nicht. Und engagiert sich über ihren erfolgreichen Blog hinaus. Zum Beispiel in der Initiative "Fair Trade Hockenheim". Warum das neue Betätigungsfeld? "Weil vegane Ernährung nicht nur mit dem Tierwohl und Umweltschutz einhergeht, sondern auch mit ethisch-sozialer Verantwortung. Bei einer gesunden und nachhaltigen Ernährung sollte auch der Punkt der Fairness beachtet werden – und zwar nicht nur dem Tier, sondern auch dem Menschen gegenüber."