Rhein-Neckar/Sinsheim. (jubu) Ein Unwetter hat am Freitag in Teilen des Kraichgaus getobt: Zwischen 16 Uhr entlud sich das Hitzegewitter an der Randregion der Landkreise Karlsruhe, Rhein-Neckar und Heilbronn. Minutenlanger Platzregen überspülte die Straßen und Gullydeckel wurden aus ihrer Verankerung gehoben. Wasserfontänen schossen hoch, wenn Autos in die Fahrbahnabsenkungen fuhren.
Abordnungen der Feuerwehr kontrollierten die Straßen. Vielerorts wurden die Gerätehäuser in Bereitschaft gesetzt. "Zunächst konnte keiner wissen, an welcher Stelle und in welcher Form sich das plötzliche Sommergewitter entlädt", erklärte ein Feuerwehr-Sprecher. Überflutete Straßen mussten gesperrt, mehrere vollgelaufene Keller abgepumpt werden.
Sommergewitter über der Region - Die FotogalerieEiner der Schwerpunkte bei Sinsheim war Hilsbach. Anwohner im Unterdorf berichteten von sturzbachartigem Regen und extremen Windböen. In der Kraichgaustraße kam die Kanalisation an ihre Grenzen. Im wenige Kilometer entfernten Adelshofen waren zum selben Zeitpunkt die Straßen trocken, berichteten Autofahrer.
In der Sinsheimer Kernstadt verlief das Unwetter glimpflich als halbstündiger Regen. Erneut erwies sich der Steinsberg als "Wetterscheide". In der Brunnenregion war Neckarbischofsheim mit am stärksten von dem Gewitter betroffen. Der Einsatz für die Rettungskräfte zog sich bis in die späten Abendstunden hin. Über das Ausmaß der Schäden war am Sonntagabend noch nichts bekannt.
Das schwere Unwetter wird auch in Brühl noch lange in Erinnerung bleiben: Nicht nur die bis heute zum Teil sichtbaren Schäden auch die aufwendigen Aufräum- und Reinigungsarbeiten werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Da jetzt auch bei der Feuerwehr wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, konnte Gesamteinsatzleiter Harald Schuhmacher eine Bilanz ziehen.
Als um 18.18 Uhr Gesamtalarm für die Brühler Feuerwehr ausgelöst wurde, waren viele Einsatzkräfte bereits auf den Weg zum Feuerwehrhaus, berichtet Schuhmacher. Sie waren schon von sich aus davon ausgingen, dass das Gewitter umfangreiche Schaden in Brühl verursachen würde und so ihre Hilfe benötigt werde.
Im Funkraum der Feuerwehr wurde sofort eine Einsatzleitung gebildet, um die vielen eingehenden Notrufe zu koordinieren. Nach einer kurzen Sichtung durch den Einsatzleiter wurde umgehend die Alarmierungsstufe hochgesetzt und weitere Kräfte auch aus anderen Gemeinden angefordert. So befanden sich in dieser Nacht 32 Fahrzeuge der Feuerwehr mit 137 Einsatzkräften an den vielen Einsatzstellen.
Vier Drehleitern aus der Region waren bis 2.30 Uhr pausenlos im Einsatz. Schuhmacher ist es wichtig den beteiligten Feuerwehren einen besonderen Dank auszusprechen, da die Zusammenarbeit in diesem Umfang nicht alltäglich ist, aber vorbildlich funktioniert hat. "Einsatzkräfte mit Fahrzeugen unterstützten uns aus Ketsch, Eppelheim, Hockenheim, Mannheim, Walldorf, Hemsbach und Schwetzingen", sagte er. Weiterhin seien der Ortsverein des DRK Brühl mit seiner Gruppe "Betreuung Akut", der Einsatzleiter Rettungsdienst ein Leitender Notarzt, viele Kräfte der Polizei und das THW Ladenburg und Heidelberg vor Ort gewesen. Die Einsatzleitung wurde durch den stellvertretenden Kreisbrandmeister und die Unterkreisführungsgruppe unterstützt.
Auch Bürgermeister Ralf Göck und seine Vertreter boten ihre Unterstützung an und koordinierten die weiteren Arbeiten an den Folgetagen. Ein besonderer Dank ging dann auch an den Bauhof, der bereits kurz nach der Alarmierung die Feuerwehr bei den Aufräumarbeiten unterstützte und so den Einsatzkräften den Rücken freihielt.
Es habe etwas gedauert, alle Einsätze zu erfassen und zu ordnen, so Schuhmacher, da die Einsätze nicht nur über die Leitstelle gemeldet, sondern auch per Telefon eingingen und die Einsatzkräfte direkt auf der Straße um Hilfe gebeten wurden. Abschließend wurden 113 Einsätze, verursacht durch den Sturm, abgearbeitet, bilanziert Harald Schumacher.
Rückblickend ist Kommandant Marko Krupp stolz auf seine Mannschaft und die Unterstützung der anderen Wehren, da hier in kurzer Zeit unglaublich viel Hilfe geleistet wurde. "Auf meine Mannschaft kann sich Brühl und ich verlassen!"
Update: Sonntag, 16. August 2020, 18.38 Uhr
Screenshot: RNZonlineHeidelberg/Rhein-Neckar/Sinsheim. (RNZ/mare) Der Deutsche Wetterdienst und die Warn-App Nina haben am Freitagnachmittag eine Unwetterwarnung für die Region herausgegeben. Betroffen seien nach Angaben des Wetterdienstes die Stadt Mannheim, der Rhein-Neckar-Kreis und Stadt Heidelberg sowie der Neckar-Odenwald-Kreis.
Es wird vor örtlichen Gewittern mit heftigem Starkregen gewarnt. Mit Niederschlagsmengen bis zu 40 Liter pro Quadratmeter pro Stunde sowie Windböen mit Geschwindigkeiten bis 60 km/h sei zu rechnen. Auch Hagel sei möglich.