Auf dem Gelände des riesigen Edeka-Komplexes in Heddesheim hat das Gesundheitsamt am Donnerstag zwei Zelte aufgestellt. Darin wurden rund 350 Mitarbeiter des Frischelagers auf Corona getestet. Foto: Kreutzer
Von Stefan Hagen
Heddesheim. "Das hat keine zehn Sekunden gedauert, da war ich schon wieder fertig", sagt ein Edeka-Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen möchte. "Ich fühle mich topfit, habe keine Symptome und auch keine Angst", sagt er noch, dann geht der Mann zügig weiter – er hat jetzt Feierabend. Ein weiterer Mitarbeiter ist nicht von der Testung betroffen. "Ich arbeite nicht im Frischelager", sagt der Mann. Ist ihm dennoch mulmig zumute, weil es auf dem Werksgelände zwei positiv auf Corona getestete Fälle gegeben hat? "Überhaupt nicht", sagt er. "Bei uns geht alles seinen normalen Gang."
Donnerstag, 12.55 Uhr: Auf dem Gelände des riesigen Edeka-Komplexes in Heddesheim ist das Gesundheitsamt gerade dabei, sämtliche rund 350 Mitarbeiter des Frischelagers auf Corona zu testen. Diese sogenannte Flächentestung wird durchgeführt, weil sich zwei Beschäftigte nachweislich mit dem Virus infiziert haben. Der erste Fall war dem Gesundheitsamt am 4. Juli gemeldet worden, der zweite am 13. Juli. Neben den Infizierten befinden sich laut Kreissprecher Ralph Adameit derzeit insgesamt zehn Kontaktpersonen der sogenannten Kategorie I in Quarantäne.
Hinter Tor 7a sind am Donnerstag durch die Gitterstäbe in einiger Entfernung zwei Zelte zu erkennen – näher kommt man nicht heran. Das Unternehmen möchte keine Presse auf dem Werksgelände, das hat das Landratsamt bereits vor Beginn der Tests mitgeteilt. Vor dem Zelteingang hat sich trotz des Nieselregens eine kleine Schlange gebildet, die Mitarbeiter warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. Es scheint schnell zu gehen, immer wieder kommen Personen aus der provisorischen Teststation heraus.
Im Innern der Zelte wartet ein zehn Personen starkes Team des Gesundheitsamtes – darunter vier Ärzte – auf die zu Testenden. Aus der Erfahrung der bisherigen Flächentests sei genügend Material, darunter circa 400 Teströhrchen und persönliche Schutzausrüstung, eingepackt worden, erläutert Adameit auf RNZ-Nachfrage. Wie läuft der Test dann ab? "Drei bis vier Mitarbeiter des Gesundheitsamtes nehmen die Abstriche vor, die anderen sind mit der Organisation – etwa Abgleich der Namen und Adressen, Ausgabe, Verpacken und Bekleben der Teströhrchen – beschäftigt", sagt der Kreissprecher. "Die Teströhrchen werden anschließend mit QR-Codes versehen, sodass im Nachgang eine eindeutige Zuordnung der getesteten Personen zu den Ergebnissen möglich ist."
Sobald alle Ergebnisse dieser Flächentestung vollständig vorliegen würden, werde man die Öffentlichkeit darüber informieren. Und da es bis zu 48 Stunden dauern kann, bis das Ergebnis eines Tests vorliegt, ist davon auszugehen, dass es bis zum Wochenende oder gar bis Anfang der kommenden Woche dauern kann, bis das Gesundheitsamt Stellung nehmen wird.
Bis dahin will Heddesheims Bürgermeister, Michael Kessler, die Flächentestung erst einmal nicht überbewerten. Er wundere sich über Anfragen, die immer vom schlimmsten Fall ausgingen, etwa einer temporären Schließung des Frischelagers oder gar eines Lockdowns für seine Gemeinde, sagt er gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung. "Das ist doch eine ganz normale Sache", betont der Verwaltungschef.
Es habe zwei Fälle mit zeitlichem Abstand voneinander gegeben, deshalb habe das Gesundheitsamt nun die Flächentestung in die Wege geleitet – nicht mehr und nicht weniger. "Das war eine gute Entscheidung", betont der Bürgermeister. Und bis ein belastbares Ergebnis vorliege, werde er sich an Spekulationen nicht beteiligen.
Bleibt die Frage, wer die Kosten dieser Flächentestung tragen muss: "Gemäß Paragraf 69 Infektionsschutzgesetz sind die Kosten für Testungen im Rahmen von Ermittlungen des Gesundheitsamtes aus öffentlichen Mitteln zu bestreiten. Das Unternehmen Edeka muss sich daran nicht beteiligen", informiert Kreissprecherin Silke Hartmann.