James Drammeh hat in Waibstadt seine Version der Geschichte erzählt. Foto: Barth
Von Christiane Barth
Waibstadt/Mannheim. Was war wirklich geschehen am Freitag, 23. Februar, gegen 17 Uhr? Ein Anruf bei der Rhein-Neckar-Zeitung am darauffolgenden Montag: Ein Informant, der nicht genannt werden möchte, berichtet von einem Asylbewerber, der im ehemaligen Altenheim Waibstadt - jetzt eine Unterkunft für Asylbewerber - untergebracht ist. An jenem Freitag sei er in Mannheim von Polizisten geschlagen worden, behauptet der Mann, ein 24-Jähriger aus Gambia.
Sein Name ist James Drammeh. Er erzählt nun aufgebracht seine Version der Geschichte, die sich an jenem Freitag in Mannheim zugetragen haben soll: Er sei vom Bahnhof auf dem Weg zu seiner Freundin und dem gemeinsamen Sohn gewesen, als er von den Insassen einer Polizeistreife an einer Ampelkreuzung angesprochen worden sei. Die vier Männer hätten seine Ausweispapiere verlangt. Er habe die Polizisten in englischer Sprache gefragt, was er denn verbrochen habe, doch man habe ihm keine Antwort gegeben. Er habe außerdem gefragt, ob man denn als Schwarzer nicht die Straße überqueren dürfe.
Nun habe ihn einer der Beamten mit der Faust ins Gesicht geschlagen und mit Gewalt seinen Kopf in den Nacken gedrückt. Der Gambier berichtet weiter, man habe ihm Handschellen angelegt, ihn auf dem Boden am Rande eines Geschäftes festgehalten und ihn dann mit auf die Wache genommen. Dort hätten die Polizisten mehrmals seinen Kopf gegen die Wand der Zelle geschlagen. Man habe ihn nach Drogen durchsucht und Nachforschungen nach seiner Aufenthaltsgenehmigung angestellt. Kurze Zeit später, einige Minuten etwa, so die Einschätzung des Mannes aus Gambia, habe man ihn wieder freigelassen.
Sagt der Mann die Wahrheit? Anruf bei Polizeisprecher Dieter Klumpp: Dieser berichtet, der junge Mann habe selbst seinen Kopf gegen die Wand geschlagen - sowohl bereits im Bereich der Quadrate, als auch später in der Zelle. Klumpp sagt außerdem: "Das ist kein Einzelfall." Dazu ergänzt Polizei-Pressesprecher David Faulhaber, in der Mannheimer Innenstadt seien mehrfach Menschen aus Gambia, die im Besitz von Drogen gewesen seien, auffällig geworden: "Es ist unsere Pflicht, Maßnahmen zu ergreifen." Und es sei ebenfalls mehrfach geschehen, dass sich Menschen im Gewahrsam der Polizei selbst verletzen. "Das passiert nicht jeden Tag, aber es ist eine Situation, der wir Herr werden wollen", so Faulhaber.
Klumpp berichtet weiter von jenem Freitagabend: Mitgenommen auf die Wache habe man den Asylbewerber dann, weil er auffälliges Verhalten gezeigt habe. Beim Entdecken der Polizeistreife in der Nähe des Bahnhofes und des Bereichs "Tattersall" habe er sich schnell in ein Café verzogen, sei aber nur kurze Zeit später an der Kreuzung U 1/T 2 bemerkt worden, worauf die Beamten sich entschlossen hätten, den Mann zu kontrollieren.
Da der Mann jedoch aggressives und renitentes Benehmen gezeigt habe, habe man ihm - "nachdem ihm die Anwendung unmittelbaren Zwanges angedroht worden war", so Klumpp - Handschellen angelegt und ihn am Boden fixiert. Klumpp bestätigt, dass der junge Mann gerufen habe, er werde ja nur deswegen kontrolliert, weil er schwarz sei.
Dass sich Festgenommene selbst verletzen, den Kopf selbst an die Wand schlagen, komme häufiger vor, so Polizeisprecher Klumpp. Weitere, analoge Vorfälle habe es in jüngster Zeit gegeben. "Wir können dem angeblich Geschädigten weiterhin nur anraten, sich zwecks Strafanzeige an die Polizei zu wenden", so Klumpp. Die Sprecherin des Landratsamtes, Silke Hartmann, teilt mit, James Drammeh lebe im Rahmen einer vorläufigen Unterbringung in der Asylbewerberunterkunft in Waibstadt. Zum Geschehen in Mannheim könne sie jedoch "inhaltlich nichts sagen". Auch aus dem Asylbewerberheim Waibstadt kam keine öffentliche Stellungnahme.