Annika Frank wurde in der Quadratestadt Mannheim geboren. Foto: mio
Von Marion Gottlob
Brühl. Sie hat als Kind nicht einfach nur Bilder gemalt, sondern mit ihren Zeichnungen gleich ganze Geschichten erzählt. Solange das Mädchen noch nicht schreiben konnte, fügten die Eltern den Text nach den Anweisungen der Tochter in die Bilder ein. Später malte und zeichnete sie als Jugendliche einen Comic nach dem anderen. Doch erst durch eine Gruppen-Ausstellung in der Villa Meixner in Brühl wurde Annika Frank bewusst, dass ihre Cartoons und Comics Kunst sein könnten. Mittlerweile ist sie Cartoonistin und Grafik-Designerin und arbeitet gerade an ihrer Promotion in Germanistik an der Universität Mannheim.
Mit zwei Arbeiten war Annika Frank unter den Top 100 des Deutschen Karikaturistenpreises 2018 vertreten, unter anderem mit der Arbeit „Heimatsymbole gegen Rechts“. Foto: zgGanze Geschichten? Wie kommt ein Kind auf solche Ideen? Vater Peter Frank hat eine Vorliebe für Karikaturen und Cartoons, Mutter Beate Tilch-Frank ist Lehrerin für Kunst und Religion. "Sie haben mich immer gefördert, es waren immer Papier, Stifte und Farben da", erzählt ihre Tochter. Erst hat Annika bekannte Comics weitergemalt, später hat sie eigene Geschichten erfunden. Die Mutter bevorzugt die abstrakte Malerei, und doch hat sie die kleine Tochter damals eigene Weg gehen lassen. Annika Frank erklärt für Laien anschaulich den Unterschied zwischen Cartoon und Comic: "Comics erzählen eine Geschichte in mehreren Bildern, Cartoons stellen eine Geschichte mit einem einzigen Bild dar. Ein Cartoon kann auch ohne Text auskommen, dann erzählt das Bild ohne Worte seine Geschichte." Sie lächelt und fügt hinzu: "Am Anfang wusste ich gar nicht, dass ich Cartoons oder Comics zeichne."
Geboren wurde Annika Frank in Mannheim. Mit zehn Jahren zog die Familie nach Brühl. Im Mannheimer Bach-Gymnasium wurden die Begabungen des Mädchens gefördert: Annika besuchte eine Kunst-AG, in der sie das realistische Malen lernte. Schon früh beteiligte sie sich an Wettbewerben und wurde mehrfach ausgezeichnet. Parallel gründete sie mit 14 Jahren eine Band. Mit 16 entstand eine weitere Rock- und Pop-Band, für die Frank eigene Liedtexte entwarf und sang.
Musik oder Literatur? Annika Frank wählte den Studiengang Kultur & Wirtschaft mit dem Hauptfach Germanistik und studierte in Hongkong und Mannheim. Bis vor Kurzem war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni und sammelte wichtige Erfahrungen in der Lehre.
2018 hat sie das Studium mit dem Master-Abschluss beendet. Nun arbeitet sie als selbstständige Cartoonistin und Grafik-Designerin. Sie hat an einem Austausch-Programm der Universität teilgenommen und war drei Monate in Kanada, um sich mit der amerikanischen Comic-Forschung zu beschäftigen: "In anderen Ländern haben Comics und Karikaturen ein wesentlich höheres Ansehen als bei uns", hat sie dabei festgestellt.
Das Motiv stammt aus einer Postkarten-Kollektion über Schwetzingen. Foto: zgNeben dem Studium hat Annika Frank ihre Leidenschaft für das Zeichnen nicht vergessen. 2016 nahm sie schließlich an besagter Gruppenausstellung in der Villa Meixner teil. "Bis dahin hatten nur meine Familie und Freunde meine Bilder gesehen", sagt sie. Die Präsentation wurde zu einem Aha-Erlebnis: Wildfremde Menschen betrachteten die Zeichnungen, verstanden den Humor und lachten über die Pointe. Sofort folgten weitere Ausstellungen, beispielsweise im SAP "Partner Port" in Walldorf oder eine Einzelausstellung unter dem Titel "Ausgelacht?" bei Bündnis 90/Die Grünen in Schwetzingen.
Ihre Themen sind vielfältig: Es geht um Umweltschutz, aber auch um die Wahrung der Demokratie. Zweimal nahm sie an der "Sommerakademie für Komische Kunst", die von der Caricatura Galerie in Kassel veranstaltet wird, teil. "Ich habe so viel gelernt und bin anerkannten Karikaturisten begegnet", freut sie sich. Mit zwei Cartoons, unter anderem mit "Heimatsymbole gegen Rechts", wurde sie unter die Top 100 des Deutschen Karikaturistenpreises im Jahr 2018 aufgenommen. "Als ich 2016 an der Ausstellung in Brühl teilnehmen durfte, hätte ich nie von dieser Anerkennung und diesem Respekt geträumt", zeigt sie sich begeistert.
Woher nimmt sie die Ideen? Woher den Humor? Manche Ideen hat sie spontan, wenn sie Menschen beobachtet. Andere Einfälle kommen ihr beim automatischen, also nicht kontrollierten Schreiben von Worten, aus denen sich anschließend Geschichten ergeben. Immer hat sie eine schmale Mappe mit losen Blättern dabei, auf denen sie unterwegs Skizzen notiert. Später bearbeitet sie die Entwürfe am Computer: "Ich arbeite analog und digital."
Für Jugendliche hat sie im Heidelberger Kulturfenster schon einen Workshop angeboten. Nun hat sie eine Postkarten-Kollektion über Schwetzingen gemalt: Das Schloss mit Gesicht hüpft auf zwei Beinen, zwei Spargel sind im Kuss vereint, und ein Osterhase ist als Urlaubsvertretung für den Schwetzinger Nikolaus unterwegs – mit einem Osterei als Geschenk.
Annika Frank ist Mitglied der Künstlergruppe Walldorf, der Regionalgruppe Illustratoren Mannheim/Heidelberg sowie des Brühler & Rohrhofer Künstlerforums: "Ich schätze den Austausch mit Kollegen."