Die Plankstadter Spargelbauerin Frau H. und ihr Mann haben schon nächtliche Kontrollfahrten zu ihrem Acker unternommen. Doch die Diebe kamen nicht – oder zu anderen Zeiten. Der Schaden beträgt alleine im April 2000 Euro. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Plankstadt. Da kommen professionelle Diebe in der Nacht und stehlen keinen Goldschmuck oder wertvolle Gemälde – sondern Spargel vom Acker. Beim ersten Mal zogen die Unbekannten in der Nacht von 18. auf den 19. April rund 200 Kilo des königlichen Gemüses aus dem Boden, beim zweiten Mal hatten sie nur wenig Erfolg. Jetzt, in der Nacht von Sonntag auf Montag, haben die Gauner zum dritten Mal auf demselben Acker in Plankstadt zugeschlagen und sich weitere 70 bis 80 Kilo des Stangengemüses angeeignet. "Ich weiß nicht, wieso es ausgerechnet uns trifft. Ich kann mir darauf keinen Reim machen", sagt die Spargelbäuerin Frau H. ratlos.
Bei der ersten Tat hätten sie und ihr Mann auf dem fast 300 Meter langen Acker "Loch an Loch an Loch" gefunden, wie sie erzählt. Alles ausgegraben und abgestochen. Sieben Reihen waren betroffen. Der Schaden lässt sich leicht hochrechnen. "Mindestens 2000 Euro alleine im April", rechnet die Frau vor.
Natürlich hat das Paar Anzeige erstattet wegen des Diebstahls. Das sei schließlich etwas anderes, als wenn Spaziergänger sich ein Pfund Spargel – auch illegalerweise – vom Rand des Ackers mitnähmen, so H. Auch das sehen die Eheleute nicht sonderlich gerne, aber eine Anzeige erstatten will man wegen einer solchen Kleinigkeit nicht.
"Die Polizei konnte uns keine allzu große Hoffnung machen", seufzt Frau H. Sie und ihr Mann haben deshalb auch schon nachts eine Kontrollfahrt unternommen. "In 300 Meter Entfernung haben wir das Licht am Auto ausgemacht. Aber es hat sich nichts ergeben. Dann haben wir es auch gelassen. Schließlich begibt man sich ja in Gefahr mit so einer Aktion. Man weiß ja nicht, was das für Leute sind", meint die Spargelbäuerin. "Wir wissen ja auch nicht, ob das in allen drei Fällen dieselben Leute waren. Aber wir vermuten es natürlich", sagt sie.
Die Bewohner eines Hauses in 200 Meter Entfernung haben die Eheleute ebenfalls befragt. "Die haben jedoch geschlafen, als es passiert ist", erzählt die Landwirtin. Als ob man mit dem Einreiseverbot für ausländische Erntehelfer wegen der Corona-Pandemie nicht schon genug Probleme gehabt hätte, nun auch noch die Diebstähle.
Drei Spargelbauern gibt es noch auf Plankstadter Gemarkung. Aber nur ein Spargelhof ist von den Diebstählen betroffen. 1,2 Hektar groß ist der betroffene Acker. Drei rumänische Hilfskräfte kommen auf dem Hof zum Einsatz. Doch die sind abends einfach zu müde, um auch noch als Security zu arbeiten. Spargel gestochen wird in aller Regel nur vormittags. Bis zum Abend und zum Einbruch der Dunkelheit sind aber schon wieder andere Spargelsprosse getrieben und zeigen ihre weißen Köpfchen unter der Folie. Die weißen Spitzen sind auch nachts mit bloßem Auge ohne Taschenlampe zu erkennen. Das erleichtert den Dieben die Arbeit.
Unklar ist vor allem, wo der illegal geerntete Spargel landet. Das verderbliche Gut dürfte schwerer abzusetzen sein als die Londoner Kronjuwelen. Die Betroffene und ihr Mann verkaufen ihren Spargel an die Spargelgenossenschaft in Bruchsal. Es ist zu vermuten, dass die Diebe das gestohlene Gemüse nicht dort anbieten können, weil sie als Anlieferer nicht bekannt sind. Die Spargelsaison werde in diesem Jahr, so glaubt Frau H., nicht bis zum Johannistag, den 21. Juni, laufen. Man habe viel früher angefangen als üblich, und die meisten Landwirte würden deshalb mit Rücksicht auf die Pflanzen Mitte Juni die Ernte einstellen.
Info: Das Polizeirevier Schwetzingen sucht Zeugen, die am vergangenen Wochenende verdächtige Beobachtungen auf oder an dem Acker gemacht haben. Hinweise an die Telefonnummer 0 62 02 / 28 80.