Auch ihre drei Söhne Justus, Lukas und Kilian machten bei der Foto-Aktion von Irene Heberling mit. Ihre Hände formen das Zeichen für Yin und Jang, also für Harmonie und Balance – mit den besten Wünschen für Johanna. Foto: Lenhardt
Von Marion Gottlob
Schwetzingen. Sogar ihre drei Söhne Lukas (17), Kilian (15) und Justus (13) haben bei der Aktion von Irene Heberling mitgemacht. Die Fotografin hatte von der dreijährigen Johanna gehört, die an Krebs erkrankt ist. Spontan entschloss sie sich, eine Foto-Aktion zugunsten des Kleinkindes zu organisieren: "Der Gedanke an dieses kranke Kind hat mich berührt", nennt sie ihre Motivation.
Heberling kam auf die Idee, professionelle Kinder-Fotos für eine Spende von 20 Euro zugunsten von Johanna anzubieten. Innerhalb von zwei Tagen hatten sich mehr als 60 Eltern angemeldet, so dass Irene Heberling ihre Foto-Session von einem auf zwei Tage ausweitete.
Die kleine Johanna bei einer Behandlung im Krankenhaus. Foto: zgDie Fotografin kam als 16-jähriger Teenager aus Kasachstan nach Deutschland. Hier absolvierte sie gleich zwei Ausbildungen: zur Fremdsprachensekretärin und zur Kinderkrankenschwester. "Ich habe auf der Station der Kinder-Onkologie der Uni-Klinik in Bonn gearbeitet, als Tschernobyl-Kinder nach Deutschland durften", sagt sie. Das habe sie geprägt.
Seit 16 Jahren lebt sie nun in Schwetzingen, vor sechs Jahren machte sie sich als Familien- und Kinderfotografin selbstständig. Mit Beginn der Corona-Krise war sie zur Untätigkeit verurteilt: "Wie kann ich Kinder fotografieren, die zuhause bleiben sollen?" Als sie von Johannas Erkrankung hörte, wollte sie ihre freie Zeit nutzen und sofort helfen.
Johanna lebt mit ihren Eltern und ihrem zwei Jahre alten Bruder Anton in Schwetzingen. Per Magnetresonanztomographie wurde bei ihr ein Gehirntumor festgestellt. Nur wenige Tage später, am 14. Februar, folgte eine Operation, die rund 13 Stunden dauerte. "Der bösartige Tumor konnte dabei zu 90 Prozent entfernt werden", erklärt ihre Tante Lena Seele. Nun soll das Kind mit Chemotherapie und Bestrahlungen behandelt werden, doch die Krankenkasse übernimmt nur einen Teil der Kosten. Also rief Lena Seele über die Aktion "Schwetzingen hilft" zu Spenden auf.
Die Foto-Aktion von Irene Heberling startete am Samstag um 10 Uhr unter den hohen Kastanien-Bäumen in der Zähringer Straße. Im Viertel-Stunden-Takt kamen Eltern mit ihren Kindern vorbei – trotz Regen und Wind. "Der Himmel ist mit uns – pralle Sonne ist für Kinder-Fotos nicht immer günstig", zeigte sich Heberling pragmatisch.
Eine Oma mit ihrer Enkelin durfte spontan mitmachen, denn dank der Disziplin der Eltern war die Fotografin ihrem Zeitplan ein wenig voraus und hatte deshalb Pufferzeiten. Zu den Foto-Models gehörte unter anderem die sechs Jahre alte Melissa, die sich an diesem Tag für ein rosa Kleid entschieden hatte. "Stell dir vor, dass du etwas in den Händen hältst, was du dir schon immer gewünscht hast", nahm Herbling dem Mädchen das Lampenfieber. Wie ein Profi richtete sich Melissa schließlich nach den Anweisungen der Fotografin. Danach kam ihre sechs Monate alte Schwester Emma an die Reihe. Im Baby-Foto-Korb fühlte sich so wohl, dass sie nach ihrem Fuß fasste und ihn an sich zog. "Wenn man nur so gelenkig wäre," staunte Fotografen-Kollege Klaus Baumann.
Maren Fedorenka machte mit ihrem fast acht Monate alten Sohn Levi ebenfalls bei der Benefizaktion mit. "Wir wollen gerne helfen", nannte sie ihre Motivation. Ihre Freundin Chiara D’Amato war mit ihrer dreizehn Monate alten Ilenia dabei: "Auch wir wollen helfen – und haben ein schönes Erinnerungsfoto." Als Ilenia in den Korb gesetzt wurde, ließ sie sich von einer bunten Kugel verzaubern. Schon einen Tag zuvor hatten Eltern ihre kleine Tochter ablichten lassen. Das Mädchen leidet wie Johanna an einem Hirntumor. Alle Kinder-Fotos werden mit einem Kraft-Zauber wie beispielsweise mit einem Stern, Herzen, einer Elfe oder einer Libelle verziert. Anschließend werden die Bilder zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt, das für Johanna gedacht ist. Auch das Foto der drei Heberling-Söhne wird mit dabei sein. Ihre Hände formen das Zeichen für Yin und Jang, also für Harmonie und Balance – mit den besten Wünschen für Johanna.
Tante Lena Seele war tief gerührt. Als sie von der Diagnose ihrer Nichte erfahren hatte, habe es ihr den Boden unter den Füssen weggezogen, sagt sie.. Nun war die Erzieherin bei der Foto-Aktion dabei: "Ich bin begeistert, dass Kinder für Kinder gute Wünsche senden können." Und es gibt eine erfreuliche Nachricht: Johanna macht im Moment eine Pause von der Chemotherapie, es geht ihr gut.