Metropolregion. (jubu/mün) Das plötzliche Sturmtief in der Region hielt und hält die Feuerwehren am Mittwochabend in Atem.
Vielerorts haben es die Wehrleute mit umgestürzten Bäumen zu tun. Im Sinsheimer Stadtteil Hoffenheim kam es zu einem größeren Flächenbrand, die Feuerwehren waren auch hier in großer Zahl im Einsatz.
Bei der Bundesgartenschau (Buga) in Heilbronn verletzten sich drei Besucher durch herumfliegende Gegenstände leicht, wie eine Sprecherin der Buga sagte. Es seien Kübelpflanzen umgekippt und Sonnenschirme beschädigt worden. Eine Wassershow am Abend wurde abgesagt. Am Donnerstag öffnete die Buga regulär.
Auf dem Flugplatz in Mosbach ist ein Ultraleichtflugzeug abgestürzt, wie die Polizei mitteilt. Der Absturz verlief glimpflich, der Pilot wurde glücklicherweise nur leicht verletzt. Es entstand 80.000 Euro Sachschaden.
So erlebten unsere Leser den Sturm in der Region
Produktion: Vanessa Dietz
Auf dem Rastplatz Mönchberg an der A5 bei Walldorf wurde ein kompletter Baum entwurzelt und fiel auf einen geparkten Sattelzug aus Polen.
Auf der Autobahn A6 zwischen dem Dreieck Hockenheim und dem Walldorfer Kreuz stürzten gleich mehrere Bäume um und blockierten die Einfahrt zu einem Parkplatz. Feuerwehrleute mussten mit der Kettensäge anrücken und die Straße im Nachgang reinigen.
Auch im Stadtgebiet von Neckargemünd richtete der Sturm etliche Schäden an. Hier hatte die Feuerwehr rund zehn Einsätze zu bewältigen, wie Bürgermeister Frank Volk gegenüber der RNZ berichtete. Schwerpunkte waren die Kernstadt, Dilsberg und Mückenloch. In Waldhilsbach gab es keine Einsätze.
Sturmschäden auf den Autobahnen A5 und A6Die ersten Meldungen gingen kurz vor 19 Uhr bei der Feuerwehr ein. Weil sich mehrere Einsätze abzeichneten, besetzte die Feuerwehr das Gerätehaus. Und schon ging es los. Im Stadtgebiet fielen mehrere Bäume um und blockierten Straßen oder ragten auf Grundstücke. Gebäude waren nach ersten Informationen nicht betroffen - zumindest nicht durch Bäume. Am Mückenlocher Rathaus lösten sich jedoch einige Ziegel. Personen kamen laut Volk nicht zu Schaden. Gegen 20.30 Uhr sagte Volk, dass sich die Lage entspannt hatte: "Es ist nicht dramatisch."
Extreme zwei Stunden erlebte die Region Sinsheim am frühen Mittwochabend. Hoch auftürmende Wolken und ein bizarr anmutendes, gelbliches Licht kündigten die erste Gewittersturmfront in diesem Jahr an. Die Analyse der Schäden an Häusern und Bäumen im Wald dauerte gestern zwar noch an. Indessen vermeldete die Feuerwehr Sinsheim "keinen Einsatz wegen direkter Folgen des Sturms".
Wohl aber wegen indirekter: Der Polizei wurde am Mittwochabend gegen 19 Uhr ein Brand auf einem Acker am Lochwingergraben am Ortsausgang von Hoffenheim gemeldet. Dort brannte ein Misthaufen. Vor Ort waren die Freiwilligen Feuerwehren aus Sinsheim, Hoffenheim und Zuzenhausen, die die Brandstelle bereits unter Kontrolle hatten. Neben dem Misthaufen befand sich eine bereits gelöschte Feuerstelle. Durch den Wind sprangen höchstwahrscheinlich Funken über und lösten das Feuer aus. Ein größerer Schaden entstand allerdings nicht. Erleichterung klang bei Stadtkommandant Michael Hess mit: "Wir sind verschont geblieben." Auch einen Zusammenhang mit einer Brandserie am Karfreitag und in der Vor-Osterwoche, die nach ersten Erkenntnissen mutwillig gelegt worden war, sah Michael Hess nicht.
Bleigraue Wolken, Windstille und schwüle Temperaturen am Mittwochnachmittag gingen dem Sturm voraus. Die Intensität und der schlagartige Ausbruch des Unwetters hinterließen Eindruck bei der Bevölkerung: Von hohen Punkten wie dem Steinsberg oder dem Gebiet rund um den Himmelberg aus erlebten Augenzeugen das Herannahen des Sturms binnen weniger Minuten aus der Richtung der Rheinebene ähnlich einer "Wand". Die RNZ erreichten Berichte von einer immensen Staubentwicklung aufgrund der ausgetrockneten Böden. Autofahrer auf der Autobahn A6 berichteten von schlechten Sichtverhältnissen. In ländlichen Gebieten hätten sich auf Feldern sogenannte Staubteufel gebildet, eine Art Mini-Tornados. Allgemein wurde der Gewittersturm als bedrohlich wahrgenommen.
Der Sturm am Mittwochabend hielt auch die Feuerwehren in Walldorf, Wiesloch und Rot in Atem. Dielheim, Mühlhausen, Rauenberg, Malsch und St. Leon wiederum blieben nach Auskunft ihrer Feuerwehrkommandanten verschont.
Mit 25 Mann und vier Fahrzeugen rückte die Walldorfer Feuerwehr gegen 18.30 Uhr aus, wie Kommandant Frank Eck berichtet. Für knappe zwei Stunden war man mit fünf Einsätzen beschäftigt. Auf dem Mönchsberg-Parkplatz der A5 bei St. Leon-Rot (in Fahrtrichtung Karlsruhe) war ein Baum entwurzelt worden und auf einen geparkten Sattelzug gestürzt. Der Fahrer blieb glücklicherweise unverletzt. Parallel wurden die Einsatzkräfte zu einem Feuer nahe dem Skaterpark an der Walldorfer Autobahnauffahrt gerufen. Holzpaletten waren – vermutlich durch zündelnde Vandalen – in Brand geraten, konnten aber relativ zügig gelöscht werden.
Im weiteren Verlauf waren die Walldorfer Feuerwehrleute laut Eck aktiv, um einen umgestürzten Bauzaun in der Bürgermeister-Willinger-Straße zu richten, einen auf die Heidelberger Straße gestürzten Baum zu entfernen sowie mehrere Äste auf der Strecke zwischen Walldorf und Sandhausen wegzuräumen. Um 20.16 Uhr waren alle Einsatzstellen abgearbeitet.
Drei Mal war die Wieslocher Wehr mit jeweils 15 Aktiven im Einsatz. In der Hesselgasse war ein Baum auf zwei geparkte Pkw gestürzt. Binnen einer Viertelstunde war der Baum mit Kettensägen zerkleinert und entsorgt worden. Wie schwer die Pkw beschädigt wurden, konnten die Einsatzkräfte laut Kommandant Peter Hecker nicht sagen. In Schatthausen, nahe dem MSC-Vereinsheim, war ein Baum auf einen Radweg gestürzt, den die Feuerwehr ebenfalls wegräumte. Gegen 1 Uhr in der Nacht wurde überdies ein loser Dachziegel in der Bachgasse gemeldete, den die Einsatzkräfte zur Sicherheit entfernten.
Zwei Mal musste die Roter Feuerwehr wegen des Sturms ausrücken, wie der stellvertretende Kommandant Marco Knopf berichtete. Vom Dach der Kastanienschule fielen einige Ziegel herab. Sie landeten teils auf Straße und Gehweg, die die Feuerwehrleute zum Schutz von Passanten zunächst absperrten. In der verlängerten Kirrgasse war ein Baum umgestürzt, den die Wehr mit Kettensägen zerkleinerte und beiseite räumte.
In Heidelberg erlebte ein Leser einen regelrechten "Staubsturm" zwischen Kirchheim und Bruchhausen, wie er ihn "das letzte Mal vor 25 Jahren in Tunesien erlebt" habe.
Es wurden in Baden-Württemberg in der Nacht zu Donnerstag nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Flachland Böen bis 90 Kilometer pro Stunde gemessen. In der Nacht auf Freitag bringt eine Kaltfront deutlich kühlere Atlantikluft, wie ein DWD-Sprecher sagte. Freitag und Samstag könne es regnen und teils starke Böen geben.
Update: Donnerstag, 25. April 2019, 18.35 Uhr