Standortleiter Marcel Krehbiel vom Rollerbetreiber "Tier" ist für den Aufbau des Netzes in der Metropolregion verantwortlich. Foto: Tröster
Von Harald Berlinghof
Rhein-Neckar. Die Elektro-Tretroller kommen. In Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen sind sie sogar schon seit vergangenen Donnerstag vermehrt auf den Straßen zu sehen. Der 1. August war der offizielle Starttag, an dem ein neues Nahverkehrsmittel als Leihsystem in den drei Städten der Metropolregion etabliert wurde.
Anbieter ist der Sharing-Dienstleister "Tier" aus Berlin. Zum Start hat die Firma für den Raum Mannheim-Ludwigshafen 170 solcher hellblauer und mit dem VRN-Emblem versehener Elektro-Tretroller an den Start gebracht, für Heidelberg 140 Tretroller.
E-Scooter im Praxistest
Redaktion und Test: Daniel Bräuer / Kamera und Produktion: Reinhard Lask
Es ist der achte Großraum in Deutschland, in der die Firma mit den dortigen Verkehrsverbünden eine vertragliche Vereinbarung abgeschlossen hat, wie Philip Reinkens, Deutschlandchef der Firma erklärt. Gestern wurde nun in Mannheim die Vereinbarung für die drei Oberzentren des Rhein-Neckar-Raums unterzeichnet.
"Wir wollten hier nicht von dem Hype überrollt werden wie Paris. Für uns war klar, dass die Einführung dieser neuen, zusätzlichen Mobilitätsform geordnet ablaufen muss", so Mannheims Erster Bürgermeister und Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) Christian Specht. Deshalb habe man nach einem Anbieter Ausschau gehalten, mit dem man einige Spielregeln vertraglich festhalten konnte. Sechs bis acht Interessenten habe es gegeben, so Volkhard Malik, Geschäftsführer des VRN.
Dabei ist die Bezeichnung "Tretroller" ein wenig irreführend. Laut Auskunft der Verleihfirma muss der Roller nur beim Start leicht mit dem Bein angeschoben werden, danach rollt das Gerät mithilfe der geladenen Batterie bis zu 40 Kilometer weit.
Die Standorte der 310 Roller können von der Anbieterfirma per GPS ausgemacht werden. An Wochentagen ist die Nutzung der Roller für Mitglieder bis 23 Uhr möglich, an Wochenenden bis 24 Uhr. Danach werden die abgestellten Roller von Mitarbeitern der Firma abgeholt und in Mannheim-Rheinau in einer Ladehalle über Nacht wieder mit Strom beladen.
Am Morgen werden die Roller in räumlich festgelegten Arealen wieder vollgetankt abgestellt und können von den Mitgliedern des Verleihsystems mithilfe einer App aufgefunden werden. Die App zeigt die Standorte der abgestellten Roller an. Der Nutzer kann dann entscheiden, welcher Standort für ihn der nächste ist.
Die Städte haben Zonen definiert, in denen die Roller morgens vorzufinden sind. In Mannheim ist das die Innenstadt und der Bereich um den Wasserturm, in Heidelberg ist es die Altstadt sowie einige weitere so genannte "Auslieferungspunkte" am Hauptbahnhof, S-Bahnhof-West, Hans-Thoma-Platz, Kleine Plöck, Grabengasse, Sparkasse an der Kurfürstenanlage, Karlstorbahnhof und Halle 02.
Alle drei Städte haben auch Bereiche definiert, wo man keine Ansammlung von E-Rollern sehen möchte. In Heidelberg gehören dazu die Fußgängerzone, die Neckarwiese und weitere Grünflächen. Das Abstellen von E-Rollern auf unerlaubten Flächen wird mit Bußgeldern belegt, außerdem kann der Nutzer sich dort nicht von seinem Roller abmelden, die Kosten für den Roller laufen also weiter.
Bisher ist eine Ausleihe nur über die "Tier"-App mithilfe des Smartphones möglich. Die Kosten liegen bei einem Euro Startgebühr plus 15 Cent je Minute. Bis Ende des Jahres soll auch eine Ausleihe über die "myVRN"-App möglich werden, in einem weiteren Schritt das Abrechnen. E-Scooter werden verkehrsrechtlich wie Fahrräder behandelt.
Das Fahren auf Gehwegen und in Fußgängerzonen ist verboten, das Abstellen auf Gehwegen ist erlaubt, wenn diese mindestens 1,60 Meter breit sind. E-Tretroller die weniger als 15 Kilogramm wiegen und 115 Zentimeter Länge nicht überschreiten, gelten in zusammengeklappten Zustand als Handgepäck und können in den VRN-Verkehrsmitteln kostenlos mitgenommen werden.