Karlsruhe. (cab) Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr dazu geführt, dass weniger los ist auf den Autobahnen. Das geht auch aus der Staubilanz hervor, die der ADAC am Mittwoch vorgelegt hat. Demnach ist die Anzahl der Staukilometer bundesweit um über die Hälfte gesunken. Zwei Autobahnabschnitte in der Region gehörten zu den Strecken mit den größten Belastungen.
> Stauregion Rhein-Neckar. Nach der A3 zwischen Passau und Suben an der Grenze zu Österreich kommen in der Statistik gleich die A 5 im Abschnitt zwischen Karlsruhe und Heidelberg sowie die A6 zwischen Mannheim und Heilbronn, gefolgt von der A8 zwischen Karlsruhe und Stuttgart. Das zeigt erneut, dass Baden-Württemberg mit seinen rund 1000 Autobahnkilometern zu den Bundesländern mit der größten Staubelastung gehört – und dass in der Metropolregion Rhein-Neckar besonders viel los ist.
> Auf der A5. Gebaut wird auch auf der A5 rund um Kronau. Baustellen für Fahrbahnerneuerungen, Brückenbauwerke und Lärmschutzwände gibt es hier schon seit Ende 2019, die seitdem immer wieder für lange Schlangen in beiden Richtungen zwischen dem Autobahnkreuz Walldorf und der Ausfahrt Bruchsal sorgen. In Fahrtrichtung Heidelberg, zwischen der Anschlussstelle Kronau und dem Kreuz Walldorf, gab es dadurch laut der ADAC-Statistik im Jahr 2020 insgesamt 4707 Kilometer Stau. Meistens lösten sich die Behinderungen schneller wieder auf als im Vorjahr. Dafür gab es aber auch neun richtig lange Staus mit rund 16 Kilometern Länge, in denen der Verkehr erst nach bis zu sieben Stunden wieder ins Rollen kam. In der Gegenrichtung, vom Kreuz Walldorf bis zur zeitweise gesperrten Ausfahrt Kronau, wurden 2730 Kilometer gemessen – deutlich mehr als im Vorjahr. Was aber nichts an der grundsätzlichen Tendenz des Jahres 2020 ändert.
> Auf der A6. Hier sorgte der sechsstreifige Ausbau zwischen Wiesloch/Rauenberg und dem Weinsberger Kreuz oft für Stillstand. Der Streckenabschnitt zwischen dem Kreuz Weinsberg und der Anschlussstelle Heilbronn/Neckarsulm brachte es im vergangenen Jahr auf 4140 Kilometer Stau (2019 waren es 6049 Kilometer gewesen). Weitere 2551 Kilometer standen die Fahrzeuge zwischen dem Dreieck Hockenheim und dem Walldorfer Kreuz, eine Abnahme um 932 Kilometer im Vergleich zum Vorjahr.
> "Stau" und "stockender Verkehr". Bundesweit sank die Stauhäufigkeit im Vergleich zu 2019 um 28 Prozent, in Baden-Württemberg um 33 Prozent. Die Datenbank des ADAC, die auch auf Meldestellen der Polizei und Live-Daten aus Navigationsgeräten und Smartphone-Apps zurückgreift, verzeichnete im Ländle knapp 51.000 Mal "Stau" oder "Stockenden Verkehr". Von Stau auf Autobahnen spricht man bei Durchschnittsgeschwindigkeiten unter 20 km/h, von stockendem Verkehr bei einem Tempo zwischen 20 und 40 km/h. Im Vorjahr lag die Zahl der Stauereignisse bei rund 76.000.
> Halbe Dauer, halbe Länge. Der Stillstand im Land halbierte sich im Jahr 2020 auf 33.700 Stunden, ein Minus von 35.700 Stunden im Vergleich zu 2019. Aneinandergereiht brachten es die Staus in Baden-Württemberg auf 92.000 Kilometer, im Vorjahr waren es noch satte 191.500 Kilometer gewesen.
> Am wenigsten los im Lockdown. Es verwundert nicht: Am wenigsten Verkehr floss laut ADAC im April während des ersten Lockdowns über die Autobahnen. Bundesweit waren rund 55 Prozent weniger Pkw und 20 Prozent weniger Lkw unterwegs. In Baden-Württemberg sank die Anzahl der Staus in diesem Monat auf 1311. Mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen stieg das Verkehrsaufkommen wieder – und auch das Staugeschehen. Der September war dann der staureichste Monat im Land mit 13.772 erfassten Vorkommnissen, davon 391 am 24. September, dem staureichsten Tag des vergangenen Jahres. Danach gingen die Zahlen wieder zurück. Die Fahrleistung sank übers Jahr insgesamt um rund zwölf Prozent.
> Was der ADAC will. Aus seiner Statistik leitet der ADAC Maßnahmen und Forderungen ab, um die Zahl der Staus auch nach Corona möglichst niedrig zu halten. Das Homeoffice habe den Berufsverkehr und Dienstreisen reduziert. Zudem müsse der öffentliche Nahverkehr seine Kunden, die aus Angst vor dem Virus aufs Auto umgestiegen seien, wiedergewinnen. Hier fordert der ADAC, die Modernisierung der Schienennetze im Nah- und Fernverkehr konsequent fortzusetzen. Zudem müssten auch Pendlern, die nicht jeden Tag unterwegs sind, flexible und attraktive Mehrfahrten-Tickets oder Abos angeboten werden. Schließlich das Baustellenmanagement: Dieses müsse weiter verbessert werden. Denn "der Verkehrsfluss im Baustellenbereich steht und fällt mit der Art, wie Bauprojekte umgesetzt werden", hieß es vonseiten des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs. Die Zahl der Fahrspuren, deren Breite, die Temporeduzierung und intelligente Informationssysteme, die den Verkehr frühzeitig herunterbremsen, seien wichtige Faktoren, damit eine Baustelle nicht zum täglichen Ärgernis wird. Und zum Staumagneten.
