Rhein-Neckar. (ans/cab/cbe/end/mwg) Starke Niederschläge haben am frühen Mittwochabend in Teilen des Kraichgaus, an der badischen Bergstraße und im Neckar-Odenwald-Kreis zu vielen Einsätzen der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks geführt. Menschen wurden zum Glück nicht verletzt. Das gesamte Ausmaß des Schadens kann derweil noch nicht beziffert werden.
> Im Kraichgau und hier besonders im Schwarzbachtal bei Neckarbischofsheim und dem Landkreis Heilbronn gab es sintflutartige Regenfälle. Neben überfluteten Kellern und unpassierbaren Straßen stürzte im Bad Rappenauer Stadtteil Babstadt ein Teil der historischen Schlossparkmauer ein. Stellenweise fielen in wenigen Minuten bis zu 60 Liter Regen pro Quadratmeter. Entlang der Gewitterfront gab es überall überspülte Straßen, umgestürzte Bäume und viele vollgelaufene Keller.
Darüber hinaus schlug im Sinsheimer Stadtgebiet zweimal der Blitz in Bäume ein. Dabei drohte eine Tanne auf ein Wohnhaus umzustürzen, beim Schwimmbad wurde eine 70 Jahre alte Pappel zerstört. Von der Unwetterfront besonders betroffen waren die Bad Rappenauer Stadtteile Babstadt, Obergimpern und Treschklingen, im nördlichen Kraichgau Neckarbischofsheim und Helmstadt-Bargen sowie der Sinsheimer Stadtteil Ehrstädt. In einigen Gemeinden fiel wegen des Unwetters der Strom aus, Trafostationen wurden überschwemmt. Bewährt haben sich bei den heftigen Niederschlägen die Regenrückhaltebecken an Schwarzbach und Wollenbach, die die Wassermassen zurückhielten.
> Im Neckar-Odenwald-Kreis sorgten die starken Regenfälle vom Mittwochabend für vollgelaufene Keller und überschwemmte Straßen. Rund 140 Notrufe waren bei der Rettungsleitstelle in Mosbach eingegangen, doch "die Feuerwehren waren vorbereitet", erklärt Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr. Im Vergleich zu den letzten Unwettern war dieses Mal der Kleine Odenwald mit den Gemeinden Aglasterhausen, Schwarzach und Neunkirchen betroffen.
Auch in Limbach und Hüffenhardt waren die Wehren im Einsatz. Erneut betroffen war der Fahrenbacher Ortsteil Robern: Hier wälzte sich zum dritten Mal innerhalb von zehn Tagen eine Masse aus Wasser und Schlamm durch die Straßen. "Die Leute sind genervt", berichtet Bürgermeister Jens Wittmann. Und auch Neckargerach blieb von den starken Regenfällen erneut nicht verschont. Die letzten Unwetter hatten dort Straßen schwer beschädigt.
Dank des beherzten Eingreifens vieler Dorfbewohner und dort ansässiger Firmen konnte das Regenwasser umgeleitet werden - so sei dieses Mal kein einziger Keller vollgelaufen, berichtet Bürgermeisterstellvertreter Franz Fuchs.
Viel Glück hatte indes ein Mann, der in Lohrbach von einem Blitz getroffen wurde: Er hatte sich zu dem Zeitpunkt in einem Gebäude befunden und wollte zwei Stecker verbinden, als ihn der Stromstoß traf. Er blieb ansprechbar und wurde zur Beobachtung in ein Krankenhaus transportiert.
> An der Bergstraße hatten die Helfer ebenfalls alle Hände voll zu tun. In Hirschberg war die Freiwillige Feuerwehr gefordert. Bis in die Nacht hinein kämpften 25 Wehrleute mit den Wassermassen. Haupteinsatzorte waren die Talstraße und das Gewerbegebiet "Speck" in Großsachsen. Der Hohensachsener Äpfelbach trat über die Ufer und flutete im "Speck" die Halle eines Unternehmens und einen Hof. Auch in der Talstraße hatten die Floriansjünger einiges zu tun und mussten Sandsäcke aufschichten, um die dortige "Kunz-Mühle" zu sichern.
In Weinheim gingen bis Mitternacht 75 Notrufe ein, 120 Feuerwehrmänner und 40 Mitarbeiter des Bauhofs waren pausenlos im Einsatz. Bäche traten über die Ufer, fluteten Straßen und Keller. Gullydeckel wurden weggespült, Hänge rutschten ab. Besonders bitter für die Feuerwehr war ein Einsatz im zu Weinheim gehörenden Odenwalddorf Ritschweier. Dort konnten die alarmierten Einsatzkräfte nicht ausrücken, weil eine Lawine aus Wasser und Schlamm das Feuerwehrgerätehaus geflutet hatte. Vier Stunden lang legten die Ersthelfer das Gerätehaus mit Fahrzeughalle und Mannschaftsraum wieder trocken.
In Schriesheim musste die L 536 für mehrere Stunden gesperrt werden, nachdem Nebenbäche des Kanzelbachs über die Ufer getreten waren und die Straße überflutet hatten: "Es war viel schlimmer als vor einer Woche", sagte Feuerwehrkommandant Oliver Scherer. Geröll und Schlamm ergossen sich in Höfe und Häuser. Seit 30. Mai haben die Floriansjünger der Weinstadt 67 Unwettereinsätze hinter sich gebracht.