Von Martin Weis
Sinsheim. Mit Spannung wird der Einstieg des neuen Stadtoberhaupts Jörg Albrecht ins Rathausgeschäft erwartet. Anfang Mai wird der Wachwechsel von Rolf Geinert auf den noch in Mauer tätigen Bürgermeister vollzogen. Dass Albrecht mit den Sinsheimer Finanzbedingungen zurechtkommen muss der Etat 2012 wurde im Dezember verabschiedet heißt auch, dass bereits laufende oder angestoßene Projekte fortgeführt werden.
Dazu zählt die kürzlich begonnene Erweiterung des Rathauses. Der Gebäudetrakt an der Wilhelmstraße wird nicht nur um einen Anbau nach Norden erweitert, sondern erhält ein neues Stockwerk. Gewonnen werden mit der Erweiterung dringend benötigte 1100 Quadratmeter Nutzfläche. Der Vorteil ist, dass die gesamte Verwaltung wieder unter einem Dach vereint wird, was Zusatzkosten für zwei weitere Verwaltungsstandorte in der Stadt einspart.
Albrecht wird mit den wieder eingegliederten Dienststellen im Herbst 2013 ins erweiterte Rathaus umziehen. Wert legten die Räte darauf, dass die 2,8 Millionen Euro Baukosten "solide gegenfinanziert sind." So verkauft die Stadt zwei eigene Immobilien für 2,1 Millionen Euro.
Eine völlige Neuordnung steht im Industriegebiet an, die in Zonen und Abschnitten untersucht, geplant und umgesetzt werden soll und überfällig ist. Rahmenpläne fürs Gesamtgebiet stellen die Nutzungen dar. Die Ziele heißen: Erhaltung von Einrichtungen, Messestandort Halle 6 und Parkflächen, Auto- und Technikmuseum, Festigung, Erweiterung oder Verlagerung bestehender Betriebe sowie neue Verkehrslenkung. 2016 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Der Förderrahmen liegt bei 3,3 Millionen Euro. Erhebliche Komplementärmittel der Stadt werden erforderlich.
Das bedeutendste Projekt mit einer Bausumme von 45 Millionen Euro wird im Dezember Fans von Wellness- und Erlebnisbädern in der Region mobilisieren. Der Bäderpark von Investor Josef Wund (Friedrichshafen) wird nach 13 Monaten Bauzeit oberhalb der Rhein Neckar Arena eröffnet.
Auf den Weg gebracht haben Räte und Verwaltung die Nutzung von Windenergie. Zwar legte man erst zwei Vorrangflächen (Deponie "Saugrund" und "Neuhaus/Dombacher Wald" bei Ehrstädt) fest, will aber Weitere benennen, wenn vom Verband Metropolregion festgelegt wird, wie hoch die Anlagen sein dürfen und wie viele in einem Vorranggebiet zugelassen sind. Deutlich unterstrichen wurde die planerische Steuerung von Windanlagen durch die Kommunen und der Grundsatz der "regionalen Wertschöpfung" durch Bürgerenergie-Genossenschaften und lokale Teilhaber.
Nach wie vor steht das klare "Ja" der Stadt zum Projekt, das frühere Messegelände zum Factory-Outlet-Center (FOC) umzugestalten. Umfangreiche Unterlagen für das Zielabweichungsverfahren wurden Ende Januar vom Rathaus ans Regierungspräsidium Karlsruhe geliefert. Vom "Fabrik Verkauf Zentrum" verspricht sich der scheidende Stadtchef Rolf Geinert über eine Million zusätzliche Besucher, was Sinsheim zu "einem der stärksten Tourismusstandorte Deutschlands" machen würde.
Noch nicht greifbar aber in Plänen fixiert ist die Umgestaltung von Flussbett und Ufer der Elsenz zwischen Karlsplatz (Zentrum) und dem 1,5 Kilometer östlich gelegenen Schlauchwehr der Hochwasserrückhaltung "Wiesentalpolder". Es geht um eine deutliche Verbesserung des Abflusses wegen der Jahrhunderthochwasser, aber auch darum, dass Fluss und Ufer für die Bürger wieder erlebbar werden. Über Kosten und Realisierung des Projekts entscheidet das Regierungspräsidium Karlsruhe als Finanzier für Hochwasserschutzmaßnahmen.
Aus finanziellen Gründen auf Eis gelegt wurde der neue Busbahnhof mit den schrägen Bussteigen. Auch die Themen Wohnmobil-Stellplatzanlage in Freibadnähe, die Zukunft der Stadthalle samt Bücherei, der Mietkauf der riesigen Veranstaltungs- und Messehalle 6 durch die Stadt sind mangels Finanzmasse derzeit nicht zu schultern.