Liegen unter den Weinheimer Breitwiesen Ölvorkommen? Die Firma Rhein Petroleum sieht dafür konkrete Anhaltspunkte. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Wo zwischen Autobahnzubringern Mais- und Weizenfelder sprießen, könnte schon im kommenden Jahr ein Förderturm in die Höhe ragen: Die Rede ist von den Breitwiesen am Weinheimer Autobahnkreuz. Laut Untersuchungsergebnissen der Heidelberger Firma Rhein Petroleum verbergen sich tief unter dem Getreide möglicherweise Erdölvorkommen.
Um Genaueres herauszufinden, will die Firma jetzt Probebohrungen vornehmen. Hinweise auf Erdölvorkommen hatten sich seit Herbst 2012 ergeben. Rhein Petroleum investierte damals zwei Millionen Euro in eine seismische Vermessung der Region rund um Weinheim. Damals scherzte Geschäftsführer Michael Suana von einer möglichen "Ölprovinz".
Wird Weinheim tatsächlich zum kurpfälzischen Dallas? So weit sei es noch nicht, sagt Suana. Zunächst müsse seine Firma einen Grundstückseigentümer finden, der rund einen Hektar Fläche verpachtet. Ist dieses Hindernis überwunden, lässt das Unternehmen eine Bohranlage aufstellen. Danach folgen eine Probebohrung und gegebenenfalls die Probeförderung. Sollte sich das Ganze lohnen, könnte die Anlage etwa zehn Jahre lang stehen bleiben - und bis zu vier Öllastzüge am Tag füllen.
Also doch ein bisschen Dallas an der Bergstraße? Nur zum Teil: Flächenbesitzer haben in Deutschland keine Rechte an Bodenschätzen. Diese gehören dem Land. Zuständige Behörde ist das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg. Dieses hat jeden Arbeitsschritt zu überprüfen. Die Förderstätte muss sich übrigens nicht exakt über der Fundstelle befinden, die Technik gestattet mittlerweile Schrägbohrungen. Der Maximalabstand zur Fundstelle beträgt 800 Meter - noch ein Unterschied zur US-amerikanischen "Ölromantik". Aber auch ohne Dallasatmosphäre hakt die Weinheimer Kommunalpolitik nach: Wie viel springt heraus für die Zweiburgenstadt? Was ist mit Natur und Grundwasser? Und welche Kapitalgeber verbergen sich hinter Rhein Petroleum?
In fiskalischer Hinsicht ist die Ölförderung eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Wenn sich unter den Breitwiesen tatsächlich ein großes Ölfeld verbirgt, so Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard, landet Jahr für Jahr ein siebenstelliger Geldbatzen in der Stadtkasse. Laut Suana könnten Stadt und Landwirte zudem vom "Beibruch" profitieren: Etwa Erdwärme, die mit dem Öl an die Erdoberfläche gelangt.
Die Firma sichere das Grundwasser unter anderem durch Rohre, die ineinander verschachtelt werden, sagt Suana. Ist die Förderung zu Ende, versetze die Firma alles in den ursprünglichen Zustand zurück, "Fracking" gebe es bei Rhein Petroleum nicht. Er selbst, so der Geologe Suana, habe sich mit der Firmengründung 2007 einen Jugendtraum erfüllt. Das Geld stamme aus Risikokapital, das Banken und Fonds in seine Firma investieren.