Dachhaie klappern in der Region ganze Straßenzüge ab
Dachdecker-Innung warnt: Sie verlangen schnell eine Unterschrift, vor allem ältere Menschen stehen im Fokus

Die Dachdecker-Innung warnt vor Dachhaien, die schnell eine Unterschrift verlangen. Foto: Julian Stratenschulte/Archiv
Von Wolf H. Goldschmitt
Heidelberg/Mannheim. Hildegard S. aus Mannheim hat sich übers Ohr hauen lassen. Fast 20.000 Euro hat die 80-jährige Witwe für eine Generalsanierung ihres Dachs bezahlt, doch repariert wurde fast nichts. Auch die alten Ziegel landeten wieder an gleicher Stelle. Nachdem das Geld bezahlt war, verschwanden die angeblichen Preisbrecher auf Nimmerwiedersehen.
Das war vor zwei Jahren. Nun sind sie in der Metropolregion wieder auf Achse, die sogenannten Dachhaie. In Neckargemünd, in Heidelberg, in Walldürn - überall klappern die Vertreter ganze Straßenzüge ab und offerieren ihre angeblichen Sonderkonditionen. Die Dachdecker-Innung rät deshalb: Vorsicht, wenn an der Haustür die Reparatur oder Sanierung des Dachs vorgeschlagen wird, wenn mit Winterpreisen oder Billigangeboten geködert wird - denn meist stecken Betrüger dahinter.
Die Abzocker treten oft zu zweit an der Haustür auf. Ziel sind in erster Linie ältere Menschen. Clevere Verkäufer geben dem ahnungslosen Hausbesitzer vor, mit seinem Dach sei wohl etwas nicht in Ordnung. Sie bieten die Reparatur zum absoluten Tiefstpreis an, da man ohnehin gerade in der Nähe arbeite. Dabei drängen sie auf die rasche Unterschrift unter den Vertrag - doch die kann finanziell schlimme Folgen haben.
"Wer den Auftrag unterschrieben hat, begibt sich in die Fänge der unseriösen Betriebe", sagte der Heidelberger Obermeister der Dachdecker-Innung, Karl-Heinz Winterbauer, der RNZ. Die "Fachkräfte", die anschließend das Dach begehen, bringen oft alte Ziegelscherben und morsche Holzstücke mit, die sie dem erstaunten Hausbesitzer als "Beweise" für den angeblich katastrophalen Zustand seines Hausdachs präsentieren. Die angebotene, günstige Reparatur könne nun natürlich nicht mehr durchgeführt werden, behaupten sie. Leider sei ein Folgeauftrag oder gar eine Komplettsanierung fällig.
Der erste Schock des verunsicherten und oft überforderten Hausbesitzers wird von den skrupellosen Dachhaien gnadenlos ausgenutzt, um ihm ein besonders "günstiges" Angebot zu unterbreiten. Der "zufällig" bereits mitgebrachte Pauschalvertrag solle am besten gleich unterschrieben werden. Auch der Hinweis auf das Rücktrittsrecht bei "Haustür-Verträgen" dient nur dazu, den Hausbesitzer in Sicherheit zu wiegen - denn meist wird sofort oder kurzfristig nach Vertragsunterzeichnung mit den Arbeiten begonnen. Dann ist es oft zu spät: Der Hai hat ein neues Opfer gefunden.
Winterbauers Rat: Auch wenn das Dach kleine Reparaturen nötig hat oder in der nächsten Zeit eine Sanierung ansteht, sollte niemals sofort und ohne Überlegung ein Auftrag unvorbereitet an der Haustür erteilt werden. Die Verträge sollte man immer genau und sorgfältig lesen - insbesondere das Kleingedruckte. Außerdem sei ein detailliertes Angebot mit Aufmaß und Einzelpositionen zwingend. Sein Tipp: Unbedingt ein Vergleichsangebot vom örtlichen Innungs-Dachdecker der eigenen Wahl einholen.



