So wie auf diesem Radschnellweg in Nordrhein-Westfalen werden in ein paar Jahren nach dem Willen des Gemeinderats auch Radfahrer durch die Feudenheimer Au rauschen. Foto: dpa
Von Olivia Kaiser und Gerhard Bühler
Mannheim. Wie immer, wenn es um die Feudenheimer Au, den Grünzug Nordost und die Bundesgartenschau geht, gibt es heiße Diskussionen im Mannheimer Gemeinderat und Vertreter von Bürgerinitiativen melden sich lautstark zu Wort. So auch in der Sitzung am Dienstag, bei der die Trassenführung des geplanten Radschnellwegs von Käfertal nach Feudenheim durch den Grünzug Nordost auf der Tagesordnung stand.
Die Route soll am östlichen Rand der Kleingartenanlage in der Feudenheimer Au verlaufen und über die Straße Am Aubuckel hinweg am Rand des neuen Grünzugs bei Käfertal entlang führen. Der Radschnellweg soll eine Anbindung für die Bewohner der auf den Konversionsflächen Franklin und Spinelli entstehenden neuen Stadtquartiere, aber auch für die Bürger aus Vogelstang und Käfertal in die Innenstadt schaffen.
Die rote Linie beschreibt die vom Gemeinderat beschlossene Trasse des Radschnellwegs. Die grün gestrichelte Linie zeigt, wie der Radweg dann einmal weiterführen könnte. Grafik: RNZ-ReproVier Varianten gab es zur Auswahl. Die Stadtverwaltung favorisierte die Trasse durch die Feudenheimer Au (siehe Grafik) - auch weil die anderen Varianten entweder zu nahe an stark befahrenen Straßen vorbeiführten oder die Vorgaben für einen Radschnellweg nicht eingehalten werden konnten. Solche "Fahrrad-Autobahnen" müssen eine bestimmte Breite haben, zudem ist ein bestimmter Kurvenradius vorgeschrieben. Die vom Land Baden-Württemberg geforderten Ausbaustandards sind wesentlich für den Erhalt von Landeszuschüssen.
Doch Gemeinderäte verschiedener politischer Lager misstrauen diesen Ergebnissen. Der Radschnellweg führe zu starken Eingriffen in die Natur. Die Trasse sei schlecht gewählt, überdimensioniert und viel zu teuer, lauten ihre Kritikpunkte. Mit rund sechs Millionen Euro ist diese Variante allerdings die mit Abstand teuerste Lösung. Dem Bau des Radschnellwegs fallen außerdem 26 bewirtschaftete Parzellen des Kleingartenvereins Feudenheim zum Opfer. Die betroffenen Gärtner erhalten zwar Ersatzflächen, doch müssen sie ihre Gärten neu anlegen. "Es ist ein Kompromiss mit den Kleingartenvereinen gelungen, der nur 20 Kleingärten wegnimmt, die übrigen wollen wir ökologisch aufwerten", sagte Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne). "Wir brauchen leistungsfähige Radwege als Alternative zum Auto", betonte sie. "Das Konzept der Radschnellwege ist neu. Wir müssen uns mit Hierarchien vertraut machen", räumte Baubürgermeister Lothar Quast (SPD) ein und verwies auf die Niederlande, wo solche "Fahrrad-Autobahnen" bereits etabliert sind.
Die Gestaltung des Radschnellwegs geht auf den siegreichen Entwurf der Landschaftsarchitekten RMP Stephan Lenzen im Wettbewerb um die Gestaltung des Grünzugs Nordost zurück. Die Realisierung wurde schon vor Längerem vom Gemeinderat beschlossen. Wegen der in den vergangenen Monaten aufgekommenen Kritik an der Planung und alternativen Trassenvorschlägen wurde das Büro R+T Verkehrsplanung aus Darmstadt mit einem Vergleichsgutachten der vorgeschlagenen Radwege-Trassen beauftragt. "Das Gutachten bewertet die vorgeschlagene Lösung eindeutig positiv", stellte Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) fest.
Das sehen die Vertreter der Bürgerinitiativen jedoch ganz anders. Vor dem Sitzungssaal hatte sich eine Handvoll Demonstranten mit Plakaten versammelt, die den Radschnellweg ablehnen und den Erhalt von Kleingärten in der Au fordern. "Gewachsene Naturräume, die mit ihren ehemaligen Uferböschungen zu den letzten intakten Landschaftsschutzgebieten in Mannheim gehören, werden zerstört. Die Feudenheimer Au ist eins der letzten erlebbaren Zeugnisse alter Rhein-Neckar-Landschaften im Stadtbereich", schrieb Ursel Risch von der Bürgerinitiative "Konversion statt Buga" in einem offenen Brief an den Gemeinderat. Auch der Verkehrsclub Rhein-Neckar moniert den Eingriff in die Natur, obwohl er einen Radschnellweg generell begrüßt. Unter diesen Voraussetzungen werde ein Konsens schwierig, zeigte sich Kurz frustriert. "Es gibt für die Au eine Bewertung über Öko-Punkte. Jetzt sind es 100, künftig sollen es 125 sein, eine klare Verbesserung", hielt er dagegen.
Für die Linken und die Grünen waren noch einige Fragen bei Natur- und Artenschutz offen, deshalb beantragten letztere eine Vertagung der Entscheidung, konnten sich aber im Gremium nicht durchsetzen. Sprecher von SPD und CDU stellten sich hinter die Pläne der Verwaltung, während FDP und Mannheimer Liste sie ablehnten. In der Abstimmung gab es am Ende mit den Stimmen von CDU und SPD eine klare Mehrheit für die von der Stadtverwaltung favorisierte Trasse.