Ihre Ergebnisse präsentierten die einzelnen Gruppen im Plenum. Foto: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. Der Wende-Bierdeckel mit Botschaften und Motivationssprüchen, der ganz nebenbei auf erneuerbare Energien aufmerksam macht, ein im Kindergarten aufgelegtes Info- und Schulungsprogramm für Eltern und Erzieher, das altersgerecht und niederschwellig das Thema der Geschlechtergleichheit aufnimmt, oder der Flashmob, unter dem Motto "Starkes Mannheim", der sich für Präventionsangebote in Sachen Drogen- und Alkoholmissbrauch in Schulen, Unis und Unternehmen einsetzt: Das sind nur einige der Ideen, die junge Menschen zwischen 16 und 30 binnen von zwei Tagen beim Festival der Taten im Rosengarten entwickelt haben. Die Veranstaltung war Teil der Nachhaltigkeitstour des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Basis für die Workshops waren die 17 Nachhaltigkeitsziele, welche die Vereinten Nationen 2015 ausgerufen haben – dazu zählen unter anderem Maßnahmen zum Klimaschutz, sauberes Wasser oder menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum. Beim Festival der Taten ging es um konkrete Ideen für die Region. "Wir wollen das Thema auf die lokale Ebene bringen", erklärte Kristina Löhr vom Projektteam Engagement Global, das das Festival der Taten veranstaltete. Etwa 65 Schüler und Studenten aus Mannheim und der Region nahmen sich in Kleingruppen jeweils eines der Nachhaltigkeitsziele vor.
Zum Beispiel das Ziel zwölf, nachhaltiger Konsum und Produktion. Die Gruppe stellte den fiktiven Verbraucher Max M., 26 Jahre in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Gerade mit dem Studium fertig, hat er nun seinen ersten Job in einer Unternehmensberatung. Der junge Mann will nachhaltig konsumieren und regionalen Produkten den Vorzug geben, ist beruflich aber so eingespannt, dass die Zeit zum Einkaufen fehlt. Das erschwert es Max, mit bisherigen Konsumgewohnheiten zu brechen. Im Workshop diskutierte man jedoch nicht nur über den Kunden Max, sondern auch darüber, woher die Produkte kommen müssten, die er sich vorstellt. Wer die Lieferanten sind, welche Rohstoffe verwendet werden und so weiter. Es ging um Fragen der Verpackung ebenso wie um Möglichkeiten der Zu- und Auslieferung. Die Workshop-Teilnehmer mussten sich zudem darauf einigen, ob sich ihre Lösungsidee primär an den Konsumenten, die Produzenten oder den Gesetzgeber richten soll.
Tags darauf wurden alle Gruppenergebnisse im Plenum in Vorträgen, Rollenspielen oder anhand selbst gebauter Modelle gezeigt. Für Max M. hatte die Gruppe den "MA² Ecoshop" entwickelt. Eine Kombination aus Online- und stationärem Einkauf: Per App erhält der junge Mann alle in Frage kommenden Produkte seiner Wunschanbieter von Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und auch Hygieneartikeln aufs Handy. Abholen kann er diese dann – weitgehend unverpackt – direkt im "Ecoshop" in der Nähe. Über die App kann er zudem herausfinden, ob eventuell Nachbarn eine Bestellung aufgeben haben, sodass der eine für den anderen den Einkauf mitnehmen kann. Eine Idee, die Konsumenten, Händler, Hersteller und nicht zuletzt auch Nachbarschaften miteinander vernetzt.
"Es war eine tolle Zusammenarbeit, sagte Moritz. Der 15-Jährige besucht das Geschwister-Scholl-Gymnasium im Stadtteil Vogelstang und arbeitete ebenso wie Selina, Studentin der Molekularen Biotechnologie an der Uni Heidelberg, an der Idee des "Ecoshops" mit. Wie alle anderen Teams auch, erhielt die Gruppe via Smartphone Echtzeit-Feedback aus dem Plenum, die mittels Beamer an die Wand geworfen wurden. "Klingt nach einem guten Start up" war ebenso zu lesen wie die Anmerkung "dem liegt die Genossenschaftsidee zugrunde".
Über die Ergebnisse des Festivals diskutierten Oberbürgermeister Peter Kurz und Martin Jäger, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, mit Akteuren aus Sport, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Ein Mitmach-Tag des Naturschutzbunds (Nabu) am Samstag rundete die Nachhaltigkeitstour ab.