Die Oststadt erstreckt sich beiderseits der Augustaanlage. Foto: Gerold
Von Marco Partner
Mannheim. Sie ist als nobles Viertel in bester Lage bekannt. Mit eindrucksvollen Stadtvillen und repräsentativen Bauten des Historismus, Jugendstils und der Neuen Sachlichkeit. Ein Stadtteil im Herzen Mannheims, der die touristischen und kulturellen Schmankerl ganz für sich zu beanspruchen scheint: Luisenpark, Fernmeldeturm, Nationaltheater, Rosengarten, Kunsthalle, die Augustaanlage und allen voran das Wahrzeichen der Quadratestadt: der Wasserturm. Sie alle liegen in der Oststadt, ein elegantes Quartier, das bei näherem Blick dennoch seine Baustellen aufweist.
Daniel Bockmeyer. Foto: GeroldDass er selbst ein "Oststädter" sei, war Daniel Bockmeyer lange Zeit gar nicht bewusst. Der Bezirksbeiratssprecher der Grünen wohnt in der Nähe der Seckenheimer Straße in einer Altbauwohnung, und fühlt sich somit eher der Schwetzingerstadt zugehörig, mit welcher sich die Oststadt den Stadtbezirk teilt. Meist bringt man mit der "Upper East Side" Mannheims nur die gehobenen Luxus-Anwesen entlang des Oberen und Unteren Luisenparks in Verbindung. "Im Grund ist die Oststadt aber dreigeteilt", sagt Bockmeyer.

Denn neben den imposanten Villen zählen auch der von Altbauten geprägte Wohnbereich zwischen der Seckenheimer Straße und Augustaanlage sowie die kleinen Wohn- und Büroquartiere zwischen Tattersall, Rosengarten, Nationaltheater und altem OEG-Bahnhof zur Oststadt. Größere Baustelle: das Collini-Center. Außen schon lange mit Gerüststangen versehen, wirkt das Innere wie eine Geisterkulisse: am einstigen Eingang zum ehemaligen Kurpfalzbad sind immer noch die D-Markpreise angebracht, ein Relikt aus den 1990er Jahren. Nach dem Umzug des Technischen Rathauses Richtung Glücksteinquartier im Lindenhof soll der marode Bürokomplex abgerissen werden. Stattdessen werden vier Türme mit Wohnungen, Büros, Laden-Geschäften und einer Kindertagesstätte entstehen. Der Collini-Wohnturm soll von den Umbauplänen verschont und mit seinen 102 Metern somit weiterhin das höchste Wohngebäude Mannheims bleiben. Höchstes Bauwerk der Stadt ist mit seinen 212,8 Metern der ebenfalls im Viertel gelegene Fernmeldeturm.
Der Luisenpark. Foto: GeroldWie die Tagesgäste schätzt der Bezirksbeirat, der auch das DRK-Quartiersbüro der Schwetzingerstadt leitet, die vielen Sehenswürdigkeiten direkt vor der Haustür. Als einstiger Geschichtsstudent geht er gern im historisch gewachsenen Viertel spazieren, das vom Bombardement im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont blieb. Angefangen am Wasserturm und dem Friedrichsplatz mit seinen Arkaden-Bögen, dann die prachtvolle Augustaanlage entlang, wo auch der seit 1833 bestehende Künstlerverein ansässig ist. Mit der barocken Christuskirche sowie der neugotischen Heilig-Geist-Kirche hat das Quartier zudem zwei beeindruckende Gotteshäuser zu bieten.
"Mit Ausnahme des Schlosses geht Mannheim hier wirklich mit seinen Hotspots hausieren. Über diesen Glamour-Faktor hinaus gibt es das Technoseum oder das Planetarium", sagt Bockmeyer über die weiteren kulturellen Aushängeschilder. Was er an seinem Viertel liebt? "Die gute Lage, man ist schnell und zu Fuß in der Innenstadt, aber auch im Grünen dank Luisenpark und Neckarufer", erklärt er. Dort, etwas versteckt vom Wohngebiet, zählen mit dem Carl-Benz-Stadion des SV Waldhof, der Hockeyanlage des TSV oder dem Baseballfeld der Tornados weitere Publikumsmagnete zur Oststadt. "Wenn man nur die Stadtvillen betrachtet, entsteht somit ein falscher Eindruck", so Bockmeyer
Das schmucken Villenviertel. Foto: GeroldAuch in den noblen Villen hat sich viel verändert. Viele der repräsentativen Baudenkmäler wurden in Büros umgewandelt. Wie das Palais Lanz, mit 99 Zimmern das größte Privathaus Mannheims, das lange als Fernmeldeamt genutzt wurde. "Aus dem sozialen Blick heraus fehlt die Durchmischung", weiß Bockmeyer. Ganze 55 Prozent der Oststädter leben in einem Einpersonenhaushalt. Und das sind nicht nur Studenten und junge Singles, sondern auch viele verwitwete Rentner. "Wenn man nicht gerade in der Nähe zur Seckenheimer Straße wohnt, sind die Einkaufsmöglichkeiten stark begrenzt", betont der Grünen-Sprecher.
Auch am Angebot für die Jugend soll abseits der großen Sportvereine etwas getan werden. 2019 wurden die neuen BMX-Rampen des "Barbarian Mountain Cycling Club" eingeweiht. Ein Jugendtreff in der Wespinstraße sollte eigentlich schon 2018 eröffnet werden, nun steht nach einer Bauverzögerung noch im ersten Quartal die Schlüsselübergabe bevor. Auf der Augustaanlage soll zudem ein neuer Radweg entstehen. "Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht gern in der Oststadt wohnen würde, aber sie ist natürlich sehr teuer", zeigt Bockmeyer nochmals auf, weshalb er sich auch aufgrund seines Wohnorts der Schwetzingerstadt verbundener fühlt, jedoch als Bezirksbeiratssprecher der Grünen gern für die Oststadt mitdenkt.