In der Pestalozzi-Grund- und Werkrealschule gibt es auch Vorbereitungsklassen. In diesen lernen Schüler Deutsch, um später dem Regelunterricht folgen zu können. Foto: Gerold
Von Harald Berlinghof
Mannheim. Die Jungen und Mädchen einer Vorbereitungsklasse der Mannheimer Pestalozzi Grund- und Werkrealschule waren am vergangenen Donnerstag beim Basteln, als es geschah. Zwei 14-jährige Schüler gerieten in einen heftigen Streit, in dessen Folge einer der beiden seinem Gegenüber die Bastelschere ins Auge stach. Die Lehrer reagierten sofort und ließen den Jungen mit einer schweren Augenverletzung ins Mannheimer Klinikum bringen und informieren die Polizei. Die Mannheimer Polizei nahm die Ermittlungen auf.
Dem 14-jährigen Täter droht eine Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung. Ab einem Alter von 14 Jahren gilt bereits eine bedingte Strafmündigkeit. Man ist für seine Taten verantwortlich, wird aber nach dem milderen Jugendstrafrecht verurteilt.
Wie ein Polizeisprecher mitteilte, werden die Ermittlungen durch das bei der Kriminalpolizei angesiedelte Haus des Jugendrechts geführt. Das Haus des Jugendrechts ist für Straftaten von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden im Mannheimer Stadtgebiet zuständig. Dort arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendhilfe behördenübergreifend unter einem Dach zusammen.
Auf der Ebene der Schule wurden laut Rektor Rolf Schönbrod alle notwendigen Schritte in die Wege geleitet. Dazu gehört auch eine schulpsychologische Betreuung durch das staatliche Schulamt in Mannheim.
Wie schwer die Augenverletzung ist, wollte am Dienstag niemand näher erläutern. Es sei aber nicht auszuschließen, so ein Polizeisprecher, dass der Jugendliche bleibende Schäden zurück behalten werde. Über den Grund des Streits gibt es bislang keine polizeilichen Erkenntnisse. Über die Identität oder Nationalität des Täters gibt es gegenwärtig auch keine Angaben.
Die Pestalozzi Grund- und Werkrealschule liegt im Grenzbereich zwischen dem Mannheimer Stadtteil Schwetzinger Stadt (ehemals "Schwetzinger Vorstadt") und der Mannheimer Oststadt, zwei Stadtteilen mit höchst unterschiedlichem Charakter. Die Schwetzinger Stadt hat sich über die letzten Jahre von einem "Stadtteil der einfachen Leute" zu einem urbanen Wohnquartier mit lebendiger Kultur- und Kneipenszene gemausert. In der benachbarten Oststadt dagegen dominieren Villen und historische Gebäude, die als repräsentative Firmensitze genutzt werden.
Die Schule wird gegenwärtig von mehr als 500 Schülern und Schülerinnen besucht. Träger der Schule ist die Stadt Mannheim. Sogenannte Vorbereitungsklassen werden von Schülern mit Migrationshintergrund besucht, die noch nicht ausreichend gut Deutsch für den normalen Unterricht beherrschen.
In der Werkrealschule sollen laut Rektor Schönbrod mehr als die Hälfte der Schüler einen Migrationshintergrund besitzen. "Das ist aber für Werkrealschulen in Großstädten nicht unüblich", betont er. Und besondere Probleme mit Gewalttaten habe es an der Schule bislang auch nicht gegeben. "Ich bin jetzt 37 Jahre an der Schule, aber so etwas habe ich zum ersten Mal erlebt", sagt er.