Die Universitätsstadt Bydgoszcz liegt in Zentralpolen und ist ein wichtiges Industriezentrum. Foto: Stadtverwaltung Bydgoszcz
Von Sarah Porz
Mannheim. Musik verschiedener Richtungen, die Sportart Hufeisenwerfen und viel Wasser: Bydgoszcz ist eine Stadt im nördlichen Zentralpolen, die einige Kuriositäten zu bieten hat. Wegen der vielen Seitenarme des Flusses Brda trägt sie auch den Beinamen "Bydgoszczer Venedig". Die polnische Universitätsstadt ist seit 1991 mit Mannheim verpartnert.
Doch schon davor gab es freundschaftliche Begegnungen zu Polen, insbesondere zu Bydgoszcz. Im Jahr 1980 wurde die Deutsch-Polnische Gesellschaft Mannheim-Ludwigshafen gegründet. Sie trat für die Verständigung zwischen den beiden Ländern ein: Aus Nachbarn sollten Freunde werden.
Die politische Situation war zunächst schwierig. Dennoch knüpften der Stadtjugendring Mannheim und der Polnische Studentenverband bereits Mitte der 1980er-Jahre Kontakte. Nach der Wende wurde die Städtepartnerschaft dann auf offizieller Ebene beschlossen. Dabei ging es zunächst darum, die polnische Stadt auf wirtschaftlicher und politischer Ebene zu unterstützen.
Bald jedoch öffneten sich die Begegnungen auch auf nicht-politischer Ebene, woran die Arbeit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft einen erheblichen Anteil hat. "Unser Vorsitzender, Piotr Pilkowski, hat einen besonders engen Bezug zu Bydgoszcz, da er dort geboren wurde”, verrät der stellvertretende Vorsitzende Gerd Stüber-Fehr. Zu Beginn habe sich die Deutsch-Polnische Gesellschaft vor allem mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und auf die Vertriebenen aus Polen konzentriert. "Heute will sie vor allem polnische Kultur zeigen und Verbindungen zwischen Vereinen und Schulen herstellen”, erklärt Stüber-Fehr.
Diese Netzwerke entstehen in den 2000er-Jahren auf Schul- und Sportebene. 2011 findet eine Bürgerreise nach Bydgoszcz statt. Im Jahr 2019 konnte die Deutsch-Polnische Gesellschaft einen besonderen Erfolg verbuchen: Wo bisher nur Briefkontakte zwischen Schulen bestanden, fand erstmals ein Schüleraustausch zwischen dem Geschwister-Scholl-Gymnasium und einem Gymnasium in Bydgoszcz statt.
Die Deutsch-Polnische Gesellschaft setzt sich für Austausche in allen Schulformen ein. Es gibt bereits Gespräche mit zwei Realschulen. "Dennoch werden die Planungen durch die Entfernung von 1000 Kilometern und finanzielle Engpässe erschwert”, sagt Stüber-Fehr. Er möchte dies auch Schülern ermöglichen, deren Eltern mit wenig Geld auskommen müssen.
Die Partnerschaft Mannheim-Bydgoszcz gehört dank des unermüdlichen Einsatzes der Deutsch-Polnischen Gesellschaft zu einer der aktivsten der Stadt. Daran hat auch die aktuelle politische Situation in Polen mit der nationalkonservativen Regierungspartei PiS nichts geändert. "Die Verbindungen zum Rathaus sind stabil, es gibt regelmäßige Kontakte", berichtet Jana Garbrecht, Mitarbeiterin der Stadt Mannheim im Bereich Internationales, Europa und Protokoll.
Und es stehen weitere Bürgerreisen an. Schließlich sind gute Freundschaften entstanden – unter anderem beim Hufeisenwerfen-Turnier des TV 1877 Mannheim-Waldhof.
Die kuriose Sportart haben die Mannheimer in Polen kennengelernt. "Gerade in besonderen Randsportarten entstehen leicht enge Freundschaften", berichtet Jana Garbrecht.