Mitten im Stadtteil Jungbusch hängen seit einigen Tagen gebrauchte Jacken, die bei Wind und Wetter vor sich hintropfen. Foto: Gerold
Mannheim. (gol) Die Idee in schwierigen Zeiten, Solidarität zu beweisen, ist lobenswert, die Ausführung an der Teufelsbrücke aber hat erhebliche Mängel. Mitten im Stadtteil Jungbusch hängen seit einigen Tagen gebrauchte Jacken – bei Wind und Wetter. Sie sollen Obdachlosen und anderen Bedürftigen helfen, über die kalte Jahreszeit zu kommen.
Eine anonyme Mannheimerin, die sich als Social-Media-Künstlerin versteht, hatte den Gedanken, der spontanen Kleiderspenden für die Ärmsten der Armen. Auf einem Schild am Jackenzaun steht: "Wenn du eine Jacke brauchst, nimm sie dir bitte! Wenn du helfen möchtest, hänge eine Jacke dazu!". Der Hinweis, auf dem die Botschaft steht, ist inzwischen genauso nass geworden wie die Jacken und Mäntel. Manche abgetragenen Teile sind in Plastik verpackt, andere tropfen vor sich hin und hängen schutzlos über dem Zaun.
Diese Spender haben nicht nachgedacht und wahrscheinlich ihren Kleiderschrank ausgeräumt, ohne zum nächsten DRK-Container laufen zu müssen. Die Stadt zeigt sich angesichts der Aktion zurückhaltend, aber verbieten will sie den Jackenzaun nicht. "Sachspenden an solchen Plätzen werden geduldet, es müssen aber die geltenden Hygienevorschriften eingehalten werden. Kleidung ist beispielsweise vorher zu reinigen", sagt eine Sprecherin. Normalerweise stünden Bedürftigen die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe zur Verfügung, wo sie stets mit dem Nötigsten versorgt würden. Ein zusätzliches Problem: Die Teufelsbrücke liegt weitab von jenen Gebieten in der City, wo sich die Obdachlosen aufhalten.
Schon einmal zu Beginn der Krise sind Gabenzäune in Mannheim entstanden, zum Beispiel am Marktplatz. Hier wurden neben Kleidung lange Zeit auch haltbare Lebensmitteln und Hygieneartikeln deponiert. Auch dort nutzten "schlaue" Bürger die Chance, allen möglichen Müll zu entladen. Das Ziel, Solidarität zu üben, wurde rasch konterkariert. "Niemand soll frieren" lautet die Aufforderung der Initiatorin des Jackenzauns. Besser als die missglückte Umsetzung einer guten Idee ist der Rat der Stadt Mannheim: Wer helfen möchte, soll lieber direkt an Hilfsorganisationen spenden. Caritasverband, Freezone und StreetNight oder die Mannheimer Platte sind in Mannheim auf diesem Sektor aktiv.