Zwei Brücken überqueren den Rhein zwischen Mannheim und Ludwigshafen. Zu wenig für den Personen- und Güterverkehr, sagt der Mannheimer Hafenclub. Luftbild: Kay Sommer
Mannheim. (cab) Die im Hafenclub Mannheim zusammengeschlossenen Unternehmen und Hafenanlieger fürchten, dass der Straßen- und damit auch der Lieferverkehr zwischen Mannheim und Ludwigshafen sowie innerhalb der Städte über kurz oder lang kollabiert. Von den zwei Rheinbrücken wisse niemand genau, welche zuerst saniert werden müsse oder überhaupt saniert werden könne. In Ludwigshafen seien die Auffahrten zu den Brücken abbruchreif - siehe Hochstraße Nord. Daher fordert der Hafenclub eine dritte Rheinquerung. Und da für eine dritte Brücke kein Platz sei, müsse ein Tunnel die Lösung sein.
Wo dieser gebaut werden könnte, sagt der Hafenclub allerdings nicht. Auf eine entsprechende RNZ-Anfrage meinte dessen Präsident, Rainer Neutard, man gehe mit der Forderung den ersten Schritt. Entscheidend sei zunächst der politische Wille, dann die technische Machbarkeit. Und: "Zur Finanzierung hat man schon immer Wege gefunden", so Neutard. Fest stehe, dass es mit Sanierungen nicht getan sei. Der Wirtschaftsraum Rhein-Neckar und die beiden Städte bräuchten eine zukunftsfähige Infrastruktur - und dazu gehöre auch der Straßengüterverkehr.
Für den Hafenclub sei der Tunnel das "Jahresthema", so Neutard. Den Spediteuren und Unternehmern ist es ernst. Man habe einen Arbeitskreis dazu gegründet, der auf großes Interesse stoße. Kurzfristig, sagte der Präsident, müssten immer zwei Rheinquerungen nutzbar sein. Wenn es während Sanierungen sein muss, auch durch den Bau einer "Notbrücke". Langfristig soll es aber ein Tunnel sein. Dieser würde den Durchgangsverkehr wirksam entlasten, sei unter der Erde eine "nachhaltige, ökologische Lösung" und biete Chancen für die städtebauliche Entwicklung beider Städte.
Neutard kritisierte, dass der Renovierungsstau an den Rheinbrücken jahrelang mit ständig neuen Lösungen diskutiert worden sei, ohne dass Entscheidungen gefallen wären. Jetzt drohe irgendwann die Sperrung. Diesen Umgang mit dem Problem kann sich der Hafenclub nur damit erklären, dass das Vorstellungsvermögen von Lieferströmen bei Behörden, Kommunen und Verbänden nicht sehr ausgeprägt ist.
Die Handwerkskammer Rhein-Neckar Odenwald zeigte sich vom Vorstoß des Hafenclubs überrascht: "Über einen Tunnel haben wir noch gar nicht nachgedacht. Wir werden uns das mal zu gegebener Zeit in unseren Gremien anschauen, uns eine Meinung bilden und hören, wie unsere Basis darüber denkt", so Kammersprecher Detlev Michalke. Etwas überrumpelt zeigte sich auch die Stadt Mannheim. Auf die Schnelle könne man zu dieser Idee keine Einschätzung geben, so ein Sprecher des Bau-Dezernats. Bei der Stadtverwaltung in Ludwigshafen sah man die Notwendigkeit nicht - weder für eine Notbrücke, noch für einen Tunnel. Zudem betonte eine Sprecherin, dass die Rheinbrücken von den anstehenden Baumaßnahmen gar nicht betroffen seien. Wesentlich aufgeschlossener ist der Präsident der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar, Manfred Schnabel. Die Metropolregion Rhein-Neckar stehe angesichts der sanierungsbedürftigen Hochstraßen in Ludwigshafen vor der größten Infrastruktur-Herausforderung. Für die nächsten Jahre seien massive Beeinträchtigungen für Pendler, Kunden und den Güterverkehr absehbar und teilweise bereits jetzt spürbar. Daher ist auch Schnabel für eine weitere Rheinquerung "im Kernbereich der Metropolregion". Mit einem Tunnel zwischen Ludwigshafen und Mannheim sei jetzt ein weiterer Lösungsvorschlag auf den Tisch gekommen, der "auf den Prüfstand" gestellt werden müsse.