Von Olivia Kaiser
Mannheim. Die Erleichterung ist Mathias Pews, Geschäftsführer der Evangelischen Pflegedienste Mannheim, am Telefon anzuhören. Denn der Großeinsatz, zu dem es in der Nacht auf Donnerstag im Pflegeheim Thomas-Carree in Neuostheim gekommen ist, verlief glimpflich. Die sechs mit dem Coronavirus infizierten Patienten, deren Sauerstoffsättigung plötzlich rapide abgesunken war, konnten alle stabilisiert werden. Den nächtlichen Einsatz wird Pews wohl so schnell nicht vergessen – auch weil die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten optimal funktionierte.
Zunächst setzte das Pflegeheim am Mittwochabend einen Notruf ab, weil ein Bewohner Atembeschwerden bekam. "Doch dann bemerkten wir, dass plötzlich fast zeitgleich fünf weitere Patienten dieselben Beschwerden hatten", erzählt Pews. "Das ist ungewöhnlich, zeigt aber einmal mehr, wie tückisch dieses Virus ist."
Daraufhin alarmierte die Leitstelle weitere Kräfte. "Am Ende waren sechs Einsatzwagen vor Ort und fünf weitere in Bereitschaft", bilanziert Christoph Scherer, Geschäftsführer der Integrierten Leitstelle Mannheim. Auch Feuerwehr und Polizei waren im Einsatz.
Zwei Bewohner ließ der leitende Notarzt ins Krankenhaus transportieren. Zudem forderte er den "Abrollbehälter Massenanfall von Verletzten" (AB-MANV) an. Dabei handelt es sich um einen Alu-Container, der 2006 im Zuge der Fußball-WM angeschafft wurde.
Neben einer Vielzahl an medizinischem Material enthält er auch sechs pneumatische Schnelleinsatzzelte. Diese wurden zwar nicht aufgebaut, doch die Beatmungsausstattung kam zum Einsatz, wie der Geschäftsführer berichtet. Er ist froh über die schnelle Hilfe: "Allein hätten wir das nicht geschafft."
Den Corona-Infizierten geht es wieder besser, die zwei Personen, die ins Krankenhaus kamen, sind mittlerweile wieder im Thomas-Carree. "Wir haben keinen Bewohner verloren", sagt Pews stolz. Aber es hätte anders kommen können, deshalb war auch ein Notfall-Seelsorger vor Ort.
Von den 77 Heimbewohnern haben laut Mathias Pews derzeit 20 ein positives Testergebnis, nicht alle haben Symptome. 26 Bewohner befinden sich in Quarantäne.
Bei dem Einsatz stellte sich auch heraus, dass sich eine Pflegekraft infiziert hat. Besuche im Thomas-Carree sind möglich, allerdings nur mit vorherigem Schnelltest. Die sind in rauen Mengen vorhanden, so Pews. "Aber unsere Personaldecke ist leider dünn."