Von Alexander Albrecht
Mannheim. Bis auf Weiteres nicht mehr bewohnt ist das Mehrfamilienhaus in der Mannheimer Fressgasse, von dem sich am Samstagnachmittag Fassadenteile gelöst und drei Passanten auf dem Gehweg am Kopf verletzt hatten. Stadtsprecherin Corinna Hiss sagte der RNZ, die Feuerwehr habe die Mieter kurz nach dem Unglück evakuiert. Sie sind bei Freunden und Verwandten oder in einer Notunterkunft untergekommen. Wie viele Menschen betroffen sind, wusste Hiss am Montag nicht. Viele seien es aber nicht, "vermutlich eine Handvoll".
Inzwischen schützen ein Baugerüst und ein großes Fangnetz Passanten vor möglichen weiteren Fassadenstürzen. Zudem habe der Eigentümer eine Fachfirma damit beauftragt, die Verkleidung zurückzubauen, sagte Hiss. Die Arbeiten sollten noch am Montag beginnen. Die Stadt hat den betroffenen Gehwegsbereich gesperrt und eine Holzdecke darauf verlegt. "Somit würden Kacheln nicht auf den Straßenbelag knallen."
Seit Sonntag wieder in Betrieb ist das Restaurant "Frenk’s" im Erdgeschoss der in die Jahre gekommenen Immobilie. Laut Inhaber Giovanni Capristo läuft der Pachtvertrag mit dem Eigentümer des Gebäudes schon seit mehr als 30 Jahren. "Es hat nie Probleme gegeben. Wenn wir etwas gemeldet haben, hat er sich sofort darum gekümmert", so der Gastronom.
Eine Frau habe am Samstag gerade Pizza im "Frenk’s" abholen wollen, als sich Kacheln und die Betongrundierung zwischen dem vierten und fünften Obergeschoss lockerten und nach unten fielen. "Sie hatte sogar noch Glück, weil die Markise die Teile abfederte", sagte Capristo, der den Einsatzkräften für ihr rasches und beherztes Eingreifen dankte.
Die 19-Jährige zog sich nach Polizeiangaben eine Kopfplatzwunde, Prellungen und Schürfwunden zu – und konnte die Klinik noch am Samstagabend verlassen. Zwei weitere Passanten kamen nicht so glimpflich davon. Die beiden wurden schwerer verletzt, wobei die Polizei am Wochenende Lebensgefahr ausschloss. "Ich hoffe, dass sie bald wieder gesund werden", erklärte Capristo.
Allzu lange wird der Wirt Betrieb und Lieferservice der Pizzeria nicht aufrechterhalten können, vermutete Rathaussprecherin Hiss. "Es ist ja klar, dass die Fassadenarbeiten irgendwann auch das Erdgeschoss erreichen." Erst nach Abschluss der Maßnahmen sollen die evakuierten Mieter in ihre Wohnungen zurückkehren dürfen, darauf haben sich die Stadt und der Eigentümer verständigt. Das Kriminalkommissariat Mannheim hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Statikexperten sind die Beamten aber nicht.
Die Ursache des Unglücks klären soll ein Sachverständiger. "Bis das Gutachten vorliegt, kann es allerdings mehrere Wochen dauern", sagte Polizeisprecher Norbert Schätzle. Möglicherweise hatte sich an den Fassadenplatten Korrosion gebildet.
Die Teile könnten dann durch das Wechselspiel zwischen Temperaturen von minus zehn Grad und der Sonneneinstrahlung in Bewegung geraten sein, erklärte der Sprecher. Der starke Wind sei dann möglicherweise nur noch der "letzte Tropfen" gewesen.
Aber das sei alles spekulativ, bis der Gutachter in seiner Expertise Fakten liefere. Letztlich hängt davon auch ab, ob sich der Immobilienbesitzer etwas zu Schulden hat kommen lassen, ob er zum Beispiel notwendige Sanierungsarbeiten nicht rechtzeitig angegangen ist. In diesem Fall müsste er sich wohl des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung erwehren.
Einsturzgefährdet ist das Mehrfamilienhaus nach Einschätzung der Stadt definitiv nicht.
Update: Montag, 15. Februar 2021, 20.30 Uhr
Gebäudeteile flogen in der Fressgasse auf Passanten
Es kam zu einem Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr in der Innenstadt. Die Fressgasse war nach dem Vorfall bis zum Samstagabend gesperrt.
Von Alexander Albrecht
Mannheim. Schock am frühen Samstagnachmittag in der Mannheimer Fressgasse: Zwischen dem vierten und fünften Obergeschoss eines Gebäudes lösten sich kurz vor 14 Uhr Fassadenstücke und fielen herab. Teile davon trafen Passanten, die sich vor dem italienischen Restaurant "Frenk’s" im Erdgeschoss der Immobilie an der Ecke zum Friedrichsring aufgehalten hatten. Drei Menschen wurden nach Angaben der Polizei am Kopf verletzt, zwei davon schwer. Lebensgefahr schlossen die Beamten in ihrer Mitteilung vom Sonntag aus.
Polizeisprecher Norbert Schätzle sagte, die Ursache für das Unglück sei noch unklar. "Es sind Klinker abgeplatzt, möglicherweise lag es am Wind, der stark durch die Innenstadt und die Quadrate geblasen hat." Für Schätzle kamen aber auch die Temperaturunterschiede "zwischen zweistelligen Minusgraden und der Sonneneinstrahlung" in Betracht.
Man könne von Glück sagen, so der Sprecher, dass sich "nur" drei Personen Verletzungen zuzogen. Denn es hätten auch mehrere Passanten in der Warteschlange vor der beliebten Pizzeria stehen können. In normalen Zeiten ist an der Unglücksstelle gerade samstags recht viel los, das Einkaufszentrum Q6/Q7 liegt nur wenige Meter entfernt. Die Verletzten waren von Kacheln und der Betongrundierung des Gebäudes getroffen worden. Sie kamen mit dem Rettungswagen in Kliniken in Mannheim und Heidelberg.
Eine leichtverletzte 19-jährige Frau konnte bereits am späten Samstagabend das Krankenhaus wieder verlassen. Sie hatte sich nach Polizeiangaben eine Kopfplatzwunde, Prellungen und Schürfwunden zugezogen.
Der entstandene Schaden lässt sich den Beamten zufolge noch nicht näher beziffern. Vor dem "Frenk’s" sah es zunächst wie ein Trümmerfeld aus, die herabfallenden Fassadenteile zerstörten die Markise des Restaurants. Die Einsatzkräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort: Die Polizei schickte 20 Ordnungshüter in die Fressgasse, die Berufsfeuerwehr rückte mit 30 Kameraden an. Dazu kamen 20 Sanitäter der Johanniter-Unfallhilfe und des DRK sowie drei Notärzte. Das Kriminalkommissariat Mannheim hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Die Zentrale Kriminaltechnik der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg sicherte Spuren.
Das Technische Hilfswerk (THW) Ladenburg stellte einen Bausachverständigen ab, der die Fassade nach weiteren Gefahrenquellen begutachtete. Eine Fachfirma sicherte das Gebäude. Die Fressgasse blieb bis 21.40 Uhr von der Zufahrt am Friedrichsring aus gesperrt. Dadurch kam es zu erheblichen Behinderungen in Richtung Hauptbahnhof, die auch Auswirkungen auf den Verkehr auf dem Luisenring hatten.
"Wir haben wieder geöffnet!", teilte das "Frenk’s"-Team am Sonntagnachmittag auf Facebook mit. Es bedanke sich bei allen, "die sich nach uns erkundigt haben" und bei den Rettungskräften für die großartige Arbeit. Inzwischen schützt ein Baugerüst Passanten und Anwohner vor herabstürzenden Fassadenteilen.
Update: Sonntag, 14. Februar 2021, 20 Uhr
Fassandenteile lösten sich aus Gebäude - Drei Verletzte
Mannheim. (pol/rl) Mehrere Fassadenteile eines Mehrfamilienhauses in der Innenstadt lösten sich am Samstagnachmittag und fielen auf den Gehweg und die Fressgasse (O7). Laut Polizeibericht sollen sich gegen 14 Uhr größtenteils Kacheln der Betongrundierung zwischen dem 4. und 5. Obergeschoss gelöst haben.
Die Fassandenstücke trafen auf dem Gehweg drei Personen, von denen zwei schwere Kopfverletzungen erlitten. Die Teile zerstörten zudem die Markise eines Restaurants im Erdgeschoss.
Nach der notärztlichen Versorgung kamen die Verletzten per Rettungswagen in Kliniken in Mannheim und Heidelberg. Der Gesundheitszustand der Schwerverletzten sei noch nicht bekannt, hieß es. Eine leichter verletzte 19-jährige Frau wurde noch am Samstag aus der Klinik entlassen. Sie hatte eine Kopfplatzwunde, Prellungen und Schürfwunden erlitten.
Insgesamt waren 70 Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr im Einsatz. Außerdem waren 20 Sanitäter der Johanniter Unfallhilfe und das DRK mit drei Notärzten vor Ort. Das Technische Hilfswerk Ladenburg stellte einen Bausachverständigen, der die Fassade nach weiteren Gefahrenquellen untersuchte. Eine Fachfirma für Baustellenabsicherung wurde beauftragt, das Gebäude zu sichern.
Die Fressgasse bleibt bis zur Sicherung des Gebäudes ab der Zufahrt P7/Friedrichsring gesperrt. Die Absicherung der Gebäudefassade soll noch mindestens bis Sonntagmorgen dauern. Erst danach werde die Sperrung aufgehoben, hieß es. Die Sperrung wurde dann bereits am Samstagabend gegen 20.40 Uhr aufgehoben, teilte die Polizei am Sonntag mit.
Nach dem Vorfall kam es Samstagnachmittag zu erheblichen Staus auf dem Friedrichsring in Richtung Hauptbahnhof, die auch Auswirkungen zurück bis zum Luisenring hatten.
Genaue Informationen hinsichtlich des Gesundheitszustands der Verletzten lagen (Stand Sonntagmittag) noch nicht vor, Lebensgefahr könne jedoch ausgeschlossen werden, hieß es.
Die Ermittlungen des Kriminalkommissariats Mannheim dauern an.
Zunächst war als Ursache angegeben worden, dass starker Wind die Ursache gewesen sein könnte, am Nachmittag jedoch hieß es jedoch die Ursache sei noch unbekannt.
Update: Sonntag, 14. Februar 2021, 12.15 Uhr