Dominic Lukwata (vorne, 2.v.r.) mit Schülern in seinem Heimatdorf Minziro in Tansania. Sein Verein unterstützt unter anderem die örtliche Schule. Foto: zg
Von Heike Warlich-Zink
Die Verbindung zwischen Mannheim und Minziro heißt Dominic Joseph Lukwata. Um sein Heimatdorf im Nordwesten Tansanias zu unterstützen, gründete der 61-Jährige im Jahr 2008 den Minziro Entwicklungsverein. Das Ziel: Entwicklungs- und Selbsthilfeprojekte fördern, insbesondere für Schule und Bildung. Die Projekte richten sich an die rund 9500 Menschen, die nahe der Grenze zu Uganda in dem von Urwald umgebenen Ort leben.
"Dass wir heute soweit sind, daran hat mein verstorbener Vater maßgeblichen Anteil", sagt Lukwata, der 1981 mit einem Stipendium der Carl-Duisburg-Gesellschaft nach Deutschland kam, um die Sprache zu lernen. Anschließend studierte er in Kaiserslautern. Danach wollte Lukwata eigentlich zurück nach Hause, um sein Wissen als Ingenieur der Elektrotechnik dort einzubringen. Der Liebe wegen blieb der junge Mann jedoch in Deutschland, heiratete und gründete eine Familie. Seine Heimat besuchte er regelmäßig.
"Wenn ich schon nicht dauerhaft vor Ort sein konnte, so wollte ich meinem Dorf von hier aus helfen", sagt Lukwata, der heute an der Hochschule Mannheim als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Informatik arbeitet. Seine Hilfe war vor allem finanziell. "Aber viele Ideen, die ich in Deutschland hatte, funktionierten in Tansania nicht, weil die Strukturen anders sind", erzählt er.
Diese Erkenntnis sei ebenso in den Verein eingeflossen wie die Anliegen seines Vaters, der ihn 1993 in Neustadt-Hambach besuchte, wo Lukwata damals seinen Lebensmittelpunkt hatte. "Mein Vater war ein Visionär und kam mit ganz konkreten Anliegen nach Deutschland", erinnert er sich. Sie lauteten: "Wir brauchen ein Pfarrhaus und eine weiterführende Schule." Ein Pfarrhaus, damit ein katholischer Pfarrer fest in Minziro bleibt. Ein Schulgebäude mit Ausstattung und Lehrern, damit nicht nach der siebten Klasse Schluss ist, weil die wenigsten die Möglichkeit haben, jenseits des mehr als sechs Kilometer dichten Urwaldgürtels eine weiterführende Schule zu besuchen. "Jedes Kind soll Bildung erhalten, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern": Dieser Gedanke lag dem Handeln Joseph Mukasa Kirondes zugrunde. Dafür sei sein Vater von vielen im Dorf angefeindet worden, sagt Lukwata. Sie hätten mit seinen Visionen nichts anfangen können. Während seines Deutschlandaufenthalts trommelte der Vater im wahrsten Sinn des Wortes Geld ein und knüpfte Kontakte zur Kirchengemeinde St. Jakobus in Hambach. Das Pfarramt überwies Spendengelder nach Minziro. Später übernahm eine Pfarrgemeinde in Mannheim vorübergehend diese Aufgabe.
Mit der Gründung des Minziro Entwicklungsvereins in Deutschland und des Minziro Education Fund in Tansania entstanden unabhängige Strukturen, um das Dorf weiterzuentwickeln. Der Fund ist so etwas wie der "große Bruder vor Ort". Dort macht man sich Gedanken darüber, was gebraucht wird. "Denn wir wollen nichts von außen aufdrücken", erklärt Lukwata.
Neben der Finanzierung des Schulgebäudes und der Ausstattung übernimmt der Verein unter anderem das Schulgeld für bedürftige Kinder, finanziert Wasserbrunnen oder Dienstwohnungen für Lehrkräfte. In den Jahren 2011 bis 2013 flossen 15.000 Euro in ein Bibliotheksgebäude. Den Staat Tansania motivierte das, 5000 Euro dazuzugeben, um den Bau fertigstellen zu können. Als nächstes großes Projekt hat der Verein eine Berufsschule ins Auge gefasst. Erste Ideen dafür gibt es bereits.
Finanziert werden die Projekte durch Patenschaften und Spenden. "Die Arbeit ist manchmal mühsam, und manchmal habe ich auch keine Lust dazu. Aber wer soll es denn sonst machen?", fragt Lukwata. Umso mehr habe ihn die Ehrung beim Mannheimer Neujahrsempfang gefreut. "Das ist eine Anerkennung dafür, dass wir mit unseren knapp 40 Mitgliedern an einem Ort in der Welt etwas bewegen können", erklärt er.
Info: www.minziro.net