Das ElKidZ ist ein Treffpunkt für Kinder und deren Eltern. Foto: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. Das evangelische Eltern-Kind-Zentrum (ElKiZ) Kieselgrund in Mannheimer Stadtteil Hochstätt hat mit besonderer Spannung aufs neue Jahr gewartet. Unter 1600 Kindertagesstätten, die sich um den Deutschen-Kita-Preis 2019 beworben haben, gehört die Einrichtung zu den 25 Nominierten. "Allein das ist schon eine Auszeichnung, weil wir darin eine Wertschätzung und Bestätigung unserer Arbeit sehen", sagt Einrichtungsleiterin Claudia Hauschild.
Die Sozialarbeiterin hatte sich vergangenes Jahr mehr oder weniger still und heimlich beim mit insgesamt 130.000 Euro dotierten Preis beworben. "Nur meine Vorgesetzte und meine Stellvertreterin waren eingeweiht. Die 22 Mitarbeiter wussten nichts", erzählt sie. Jetzt drücken alle die Daumen, dass Mitte Januar der nächste Schritt geschafft und die Runde der letzten Zehn erreicht wird.
Waren es zunächst vier Leitfragen, die Hauschild online beantworten musste, hat sie für die zweite Verfahrensstufe auf 16 Seiten die pädagogische Arbeit und den Kindergartenalltag ausführlich dokumentiert. "Wir sind nicht die perfekte Kita, sondern eine, die auf dem Weg ist. Die sich Herausforderungen stellt und auf die besonderen Bedürfnisse unserer Kinder und Eltern reagiert", sagt sie. Genau deshalb habe sie sich um den Preis beworben, da dieser auch gute Prozesse und nicht nur gute Ergebnisse würdige.
Zu diesen Prozessen im ElKiZ gehört beispielsweise, dass das Kita-Angebot erweitert wurde, so dass sich Eltern und Kinder unabhängig von einem Krippen- oder Kita-Platz treffen können. "Das ist in Anbetracht des sozialen Gefüges der Hochstätt wichtig", so Claudia Hauschild. Zu den Herausforderungen im Stadtteil gehört der hohe Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund - allein in der Kita treffen 24 unterschiedliche Nationen zusammen. Der Großteil der Eltern bezieht Transferleistungen, und der Anteil an Alleinerziehenden ist hoch - genau wie die Armutsgefährdung.
"Wir richten unsere Arbeit konsequent an den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Eltern aus", so Hauschild. Dazu gehört, dass täglich frisch gekocht und mit Frühstück, Mittagessen und Nachmittagssnack eine Vollversorgung angeboten wird. Außerdem sollen die Kinder von Anfang an demokratische Strukturen lernen, und ihr Recht auf Mitsprache ist in der Kita-Verfassung explizit festgeschrieben. Sie werden in Entscheidungen einbezogen und informiert, und sie dürfen mitbestimmen. "Wie zuletzt bei der Flurgestaltung", nennt Claudia Hauschild ein Beispiel.
Auch die Haltung gegenüber den Eltern hätten Einrichtungsleitung und Team komplett geändert. "Wir wollten die Eltern erziehen und haben dazu Regeln aufgestellt. Doch das geht an der Realität vorbei", erklärt die Einrichtungsleiterin, warum mittlerweile auf feste Bring- und Abholzeiten verzichtet wird. Diese passen häufig nicht in den Tagesablauf der Eltern. Seither leben alle viel entspannter.
Gut angenommen werde das einmal im Jahr angebotene Entwicklungsgespräch im Zuhause des Kinds. "Da haben sich unsere Bedenken vorab nicht erfüllt. Ganz im Gegenteil, die Eltern fühlen sich nicht kontrolliert, sondern freuen sich, wenn wir sie besuchen", berichtet Claudia Hauschild. Überhaupt seien die meisten Eltern interessiert und motiviert und würden sich nach ihren Möglichkeiten einbringen.
"Unser Kind soll Deutsch lernen", hört sie oft bei Anmeldungsgesprächen. Doch die Warteliste ist lang, auf der Hochstätt fehlen Kinderbetreuungsplätze. Umso wichtiger stuft sie die offenen Angebote im Eltern-Kind-Zentrum ein. Dazu gehören regelmäßigen Nähtreffs ebenso wie die Sozialberatung des Diakonischen Werks Mannheim und der Krabbelkreis für unter Dreijährige mit ihren Eltern.
Auch die Vernetzung mit Schule und Jugendhaus würde gepflegt. Laut Hauschild gibt es im Kita-Team kaum Fluktuation. "Alle arbeiten gern hier. Auch weil wir wissen, wenn es uns nicht gebe, würde was fehlen", erklärt sie. Und sollte es tatsächlich klappen, beim Deutschen Kita-Preis im Januar unter die ersten Zehn und dann bei der Endausscheidung in Berlin unter die ersten Fünf zu gelangen, dann würde das Preisgeld in ein großes Fest sowie ins Außengelände investiert.