Mit jugendhaftem Charme und starker Band: Tim Bendzko überzeugte in Mannheim. F: vaf
Mannheim. (sot) "Jetzt bin ich ja hier" sollte die Tour heißen, auf der er sich im Moment eigentlich befände. Dieser Tage etwa in Münster, Magdeburg und in seiner Heimatstadt Berlin. Wenn die Pandemie nicht ausgebrochen wäre. Stattdessen gibt Singer-Songwriter Tim Bendzko nun Autokonzerte und gastierte beim Carstival in Mannheim.
"Ich habe selten so einen schönen Parkplatz gesehen!", ruft er angesichts seines Publikums, 1000 oder ein paar mehr Fans, verborgen in knapp 500 Autos auf dem tristen Maimarktgelände. Sie reagieren mittels Warnblinkern, Lichthupen und immer wieder auch mit jenem lautstarken akustischen Hupen, vor dem die Anwohner eigentlich verschont bleiben wollten.
Mit viel jungenhaftem Charme gestaltet der 35-Jährige tatsächlich einen entspannten Wohlfühlabend unter außergewöhnlichen Bedingungen. Dabei verliert Bendzko gar nicht mal viele Worte zwischen den Songs, sondern präsentiert in erster Linie seine Musik. "Es sind schwierige Zeiten, aber gerade in diesen Zeiten zeigt sich, dass Musik unglaublich viel leisten kann", sagt er dann doch.
Mit "Laut" aus seinem aktuellen Album "Filter" eröffnet er den Abend und dichtet eine geeignete Textzeile um in "Mach’ dein Radio richtig laut", denn aus dem Autoradio, eingestellt auf die eigens eingerichtete Frequenz, kommt ja beim Carstival die Musik. "Jetzt bin ich ja hier" folgt, eine seiner jüngsten Singles, bei der die glänzende Mannheimer Sängerin Peppa ("Herz") in den Vordergrund rückt, der überhaupt ein großer Anteil am Gelingen des Konzerts zuzusprechen ist.
Mit seinem Keyboarder Fabian Sennholz hat Bendzko übrigens noch einen Mannheimer mitgebracht, zurück in die Stadt, in der er selbst einmal "kläglich durchgefallen" war, wie er berichtet, als er sich an der Popakademie beworben hatte. Einen ganz ähnlichen Bericht hatte am Vorabend übrigens auch der Kollege Max Giesinger (siehe weiterer Artikel)abgegeben. Auch er war einst bei der Bewerbung um einen der begehrten Studienplätze in Mannheim gescheitert.
Mit "Vielleicht" und dem ertüchtigenden "Leichtsinn" nimmt das 90-minütige Konzert an Fahrt auf, bevor Bendzko mit seinem 2011er-Debüt und größten Erfolg "Nur noch kurz die Welt retten" einen abgenudelten Radiohit leichtfüßig in einen Show-Höhepunkt verwandelt, indem er von der Bühne herabsteigt, durch die Reihen der parkenden Autos eilt, tänzelt, singt und kleine Geschenke an die Fans verteilt. "Ich komm’ nie mehr zurück" singt er schließlich und verspricht dann doch: "Wir sehen uns nächstes Jahr wieder auf Tour!" Vielleicht nicht mehr nur durch eine Windschutzscheibe ...