Einer der Künstler, die sich an der Aktion für Kinder aus suchtkranken Familien beteiligen, ist Stephan Ullmann. Foto: Lenhardt
Von Volker Endres
Mannheim. "Musik macht Mut" steht in diesem Jahr als Überschrift der Mannheimer Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien. Mit einem großen Benefizkonzert im Capitol richten Caritasverband und Drogenverein Mannheim (DVM) das Augenmerk in diesem Jahr auf das schwächste Glied der Gesellschaft: "Wir geben vergessenen Kindern eine Stimme", erklärte DVM-Geschäftsführer Philip Gerber. Am Dienstag, 12. Februar, stehen im Capitol die lokalen Künstler Stephan Ullmann und Band, Katja Friedenberg & Rüdiger Skoczowsky und Lorena Huber auf der Bühne.
"In der Betreuung von Kindern aus Familien mit Suchtproblematik ist das Mannheimer Netzwerk bundesweit vorbildlich", betonte die zuständige Bürgermeisterin Ulrike Freundlieb (SPD) und meint damit nicht nur die bestehenden Strukturen, sondern auch die Vernetzung der Kooperationspartner. Hella-Talina Tatomir, Teamleitung des Programms "Hilf.Kids" im Drogenverein, untermauerte die Aussage mit Zahlen: "Auf Bundesebene sind diese Kinder jetzt seit einem Jahr Schwerpunkt. Wir beschäftigen uns schon seit zwölf Jahren mit dieser Problematik." Für die Vernetzung ist Annett Rönnau vom Projekt "Kisiko ("Kinder sind kompetent") des Caritasverbands verantwortlich. "Denn das größte Problem sind nicht die illegalen Drogen, sondern es geht vor allem um die legale Droge Alkohol, die zur Belastung in den Familien werden kann."
Annett Roennau (links) und Hella-Talina Tatomir hoffen, dass viele Menschen zu dem Benefizkonzert ins Mannheimer Capitol kommen. Foto: GeroldBessere Zahlen als die Bundeserfassung haben aber auch die Mannheimer nicht. "Man geht davon aus, dass bundesweit drei Millionen Kinder betroffen sind, also dass mindestens ein Elternteil Suchtprobleme hat", erklärt die Bürgermeisterin. "Damit wären in Baden-Württemberg rund 370.000 Kinder betroffen und in Mannheim noch rund 9400 Kinder." Schätzungen, stellt Freundlieb klar, "aber sehr fundierte Schätzungen." Genauere Zahlen seien schwer zu ermitteln, weil es sich noch immer um ein Tabuthema handle und die Probleme der Kinder häufig unentdeckt blieben. "Deshalb sprechen wir von vergessenen Kindern, denen wir eine Stimme geben wollen", so Ulrike Freundlieb. Und womit geht das besser, als mit Musik?
In den vergangenen Jahren haben wir uns mit der Aktionswoche häufig an Fachleute und Multiplikatoren gewendet", erinnert Philip Gerber an die Veranstaltungen in den vergangenen acht Jahren. Fachtagungen und Informationsveranstaltungen waren organisiert worden. "Aber wir müssen das Thema noch stärker an die Öffentlichkeit bringen. Wir wollen Enttabuisieren und Sensibilisieren. Die Künstler geben den vergessenen Kindern eine Stimme", sagt Tatomir, die auf viele Konzertbesucher und ein möglichst volles Capitol hofft. "Musik macht Mut, aus Mut wird Motivation, aus Motivation wird Hoffnung, aus Hoffnung wird Zuversicht und Zuversicht schafft Zukunft", artikulierte sie ihre Hoffnung. Das Konzert soll nur darauf aufmerksam machen, dass nahezu jedes sechste Kind in einer suchtbelasteten Familie aufwächst. "Wir wollen Nachbarn, die Lehrerin oder den Vereinstrainer für die Thematik sensibilisieren." Sie sollen einen Blick für die "vergessenen Kinder" entwickeln, denen dann geholfen werden kann. "Schließlich muss es unser Ziel sein, jedem Kind einen möglichst guten Start zu ermöglichen", betonte Ulrike Freundlieb.
Info: Das Benefizkonzert "Musik macht Mut", findet am Dienstag, 12. Februar, um 20 Uhr, im Capitol Mannheim statt. Es treten auf: Stephan Ullmann & Band, Katja Friedenberg & Rüdiger Skoczowsky und Lorena Huber.