Mannheimer Maimarkt

Stefany Goschmann ist Maimarkt-Chefin mit Leib und Seele

Familienunternehmen organisiert seit 1962 die Regionalmesse - Stefany Goschmann steht mit Sohn Jan an dessen Spitze

28.04.2017 UPDATE: 29.04.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Ob Haushaltshelfer, Fertighäuser oder Mode - beim Maimarkt gibt es fast alles. Foto: Blüthner

Von Julie Dutkowski

Stefany Goschmann bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Darf es auch nicht. Die Maimarktchefin ist verantwortlich dafür, dass Deutschlands größte Regionalmesse reibungslos verläuft. Beim RNZ-Gespräch kurz vor der Eröffnung des Maimarkts wirkt sie tiefenentspannt.

Maimarktchefin Goschmann. Foto: vaf

Dabei hat Goschmanns Arbeitstag zu Messezeiten bis zu 14 Stunden. Und während die Regionalmesse an diesem Samstag ihre Pforten öffnet, laufen bereits die Planungen für den Maimarkt 2018. Goschmann ist Vollprofi und so antwortet sie auf die Frage, ob vorher überhaupt noch schlafen kann: "Die Anspannung kann ich nicht leugnen, andererseits bin ich aber auch so müde." Sie lacht.

Mehr als 1400 Aussteller präsentieren sich auf dem Maimarkt. Rund 350.000 Besucher werden in den nächsten elf Tagen erwartet. Der Maimarkt, der mittlerweile zum 404. Mal stattfindet, ist ein Aushängeschild für Mannheim. Nicht jeder weiß, dass die Messe gar nicht von der Stadt organisiert wird - vielmehr steckt dahinter ein kleines Familienunternehmen.

Die von Stefany Goschmann und ihrem Sohn Jan mittlerweile in der dritten Generation geführte Unternehmensgruppe um die Mannheimer Ausstellungsgesellschaft (MAG) hat rund 60 Mitarbeiter, zu Maimarktzeiten kommen 200 Helfer dazu. Dabei fing es ganz klein an.

1962 gab die Stadt den 1613 als Vieh- und Pferdemarkt entstandenen Maimarkt in private Hände. Fritz Glunk und sein Mitarbeiter Kurt Langer - Stefany Goschmanns Vater - stellten als "Büro für Organisation und Wirtschaftswerbung" fortan die Regionalmesse auf die Beine und machten aus der Landwirtschaftsschau eine moderne Ausstellung, die sich zur heutigen Regionalmesse für Handwerk, Handel, Gewerbe, Landwirtschaft und Industrie entwickelt hat. Damals kamen rund 300 Aussteller auf den Friedensplatz.

Als Glunk kurze Zeit später ausschied, leitete Langer die Geschicke. 1985 - ein Jahr nach Fertigstellung des Planetariumneubaus am Friedensplatz - zog der Maimarkt in das Mühlfeld, das heutige rund 200.000 Quadratmeter große Maimarktgelände. Stefany Goschmann hat die Entwicklung des Maimarkts von Kind auf mitverfolgt. Sie packte überall mit an. Und als ihr Vater 1997 starb, übernahm sie die Geschäftsführung.

Das Unternehmen besteht mittlerweile aus sieben Einzelfirmen in Mannheim und Villingen-Schwennigen. Das Team betreut alles, was auf dem Gelände passiert, wie Vetarama, Time Warp, Jobs for Future oder Maifeld Derby. Außerdem betreibt es den Weihnachtsmarkt am Wasserturm.

2016 fanden im Mühlfeld 94 Veranstaltungen an 288 Belegtagen statt. Hauptumsatzbringer ist aber nach wie vor der Maimarkt. Zahlen möchte Goschmann nicht nennen. "Was das kostet, ist nicht vorstellbar", winkt sie ab. Es rechne sich aber, betont sie. Immerhin lassen die Besucher im Schnitt 450 Euro pro Kopf auf dem Maimarkt. "Das reicht von der Tüte Chips bis zum Fertighaus." Aussteller und Besucher geben an den elf Messetagen zusammen rund 140 Millionen Euro aus.

Wo in den 60er Jahren noch eine Fleischereifachschau der große Renner war, kamen Anfang der 80er die ersten Solarzellen auf den Maimarkt - "was damals noch als kurios abgetan wurde". Mittlerweile stehen Streetfood-Trucks in den Hallen und über das Gelände kurvt ein selbstfahrender Elektrobus.

Eine Frau als Chefin in der deutschen Messelandschaft ist eine Ausnahme. Goschmann ist mit Leib und Seele dabei. "Messen organisieren ist wie ein Virus. Es packt einen oder man hält es nicht lange aus", erzählt sie. Das merke sie auch bei ihren Mitarbeitern. Zwei Trauerfälle musste Goschmann im vergangenen Jahr bewältigen. Im März 2016 starb ihr Mann Klaus mit 78 Jahren. Der versierte Messefachmann, Journalist, Buchautor und Dozent galt als ruhender Pol des Maimarkts und stand seiner Frau beratend zur Seite. "Mein Mann fehlt mir", sagt sie.

Im Oktober dann starb ihre Mutter, Anne-Dore Langer, im Alter von 82 Jahren. Die "Mutter des Maimarkts" organisierte mehr als 40 Jahre lang an der Seite ihres Mannes Kurt den Maimarkt und die Südwest-Messe. Sie habe, so Goschmann, im vergangenen Jahr vor allem eines gelernt: "Wie ersetzlich ich bin."

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