Von Julie Dutkowski
Mannheim. Eine Zeit lang stand es schlecht um die Zukunft der Multihalle. Vor einem Jahr noch war sich der Gemeinderat einig: Die Sanierung des Bauwerks ist wegen der hohen Kosten und weiterer Risiken im Bauverlauf weder tragbar noch zumutbar. Wenn nicht bis Ende 2017 private Sponsoren oder Bundes- und Landesmittel eingeworben werden können, müsse die Multihalle abgerissen werden.
Doch bereits im März diesen Jahres verlängerte die Stadt die "Gnadenfrist" auf Ende 2018 und jetzt soll der Abriss offenbar erneut hinausgezögert werden. Die Verwaltung schlägt dem Gemeinderat vor, erst Ende 2019 eine endgültige Entscheidung über den Umgang mit der Multihalle zu treffen. Zudem soll der Gemeinderat Ende Juni 158.000 Euro bewilligen - mit diesem Geld sollen in dem Gebäude diverse Veranstaltungen stattfinden, um es mit Leben zu füllen. So gab es schon zahlreiche Anfragen, von einem Open-Air-Kino über eine Rollerdisco und andere Sportevents bis hin zu Kunstprojekten. Außerdem will die Stadt mithilfe einer Agentur eine Spendenkampagne für den Erhalt des Bauwerks starten. Das steht in der Vorlage, die am Donnerstag im Hauptausschuss beraten wird, ehe am 27. Juni der Gemeinderat entscheidet.
Die Stadt begründet ihre Fristverlängerung mit dem großen Echo auf die ursprünglichen Abrisspläne. "Durch die Vielfalt der Reaktionen auch auf internationaler Ebene hat sich die Bedeutung der Multihalle, zwar nicht als Unesco Weltkulturerbe, jedoch deutlich als besonderes Kulturdenkmal manifestiert", heißt es in der Vorlage.
Die für die Bundesgartenschau 1975 von den Architekten Frei Otto und Carlfried Mutschler im Herzogenriedpark gebaute Multihalle ist mit ihrer Holzgitterschalen-Konstruktion ein einzigartiges Architekturdenkmal. Ursprünglich war die Halle nur für eine kurze Lebensdauer konzipiert. Inzwischen ist die Konstruktion marode - eine Sanierung würde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.
Zwei Maßnahmen zum Erhalt der Halle gab es schon. Mit der Architektenkammer Baden-Württemberg hat die Stadt den "Verein Multihalle" gegründet. Zudem stellten Fachleute bei einem Workshop Ende März zahlreiche mögliche Nutzungen vor (wir berichteten).
Diese Workshops hätten gezeigt, dass es Chancen auf eine Sanierung gibt. Vielleicht "als bauliches und gesellschaftliches Forschungsprojekt, in welches sich Stiftungen, Architekten, Institute, Firmen, Hochschulen finanziell als auch inhaltlich einbringen können", so die Vorlage weiter. "Das Jahrhundertbauwerk Multihalle steht mit seiner aktuell weltweiten Prominenz unter entsprechender Beobachtung. Diese Resonanz erklärt sich aus dem gesellschaftlichen Potenzial des Bauwerks weit über die ingenieurtechnische Besonderheit hinaus", begründet die Stadt weiter.
Und: Eine Genehmigung für den Abriss des Kulturdenkmals Multihalle, "das derart unter nationaler und internationaler Beobachtung steht, ist derzeit nicht vorstellbar". Der Abriss würde der Stadt Mannheim "einen irreparablen Imageschaden zufügen", heißt es in der Vorlage wörtlich.
Durch die Fristverlängerung verspricht sich die Stadt auch Zeit, um nach "innovativen Antworten" für eine Sanierung zu suchen, die vielleicht günstiger ist als bisher gedacht. Im Herbst ist hierzu auch ein Fachsymposium geplant.