Geld kommt direkt bei den Straßenkindern an
Die Stiftung "Helfen und Fördern vor Ort" übergab eine Spende in Höhe von 10 000 Euro an die Einrichtung "Freezone"

Dr. Bernhard Jäger (l.) und Bernhard Stammler (r.) übergaben 10 000 Euro aus der Stiftung "Helfen und Fördern vor Ort" an Markus Unterländer und Andrea Schulz von der Einrichtung für Straßenkinder, "Freezone". Foto: vaf
Von Heike Warlich-Zink
Mit einer Spende von 10 000 Euro überraschten Bernhard Stammler und Dr. Bernhard Jäger Markus Unterländer und Andrea Schultz von "Freezone". Geld, das die Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Quadrat J 7, 23 gut gebrauchen kann. "Denn neben dem seit 1997 bestehenden Tagesangebot bieten wir inzwischen als flankierende Maßnahmen sechs Notschlafplätze sowie die Straßenschule an", freuten sich die beiden Verantwortlichen der Einrichtung über den unerwarteten Geldsegen.
Die Zuwendung stammt aus der als gemeinnützig anerkannten Stiftung "Helfen und Fördern vor Ort", die die MAS Consult AG mit Sitz in Eppelheim im Jahr 2008 zum 25-jährigen Firmenjubiläum ins Leben gerufen hatte. Mittlerweile konnten fast 90 000 Euro an Stiftungsgeldern vergeben werden.
"Wir fördern insbesondere lokale Projekte auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendarbeit", nennt MAS-Firmengründer und Vorstandsvorsitzender Stammler als ein Beispiel die "Kindertafel" als Projekt des Vereins "Heidelberger Tafel". Mit Freezone unterstütze man erstmals eine Mannheimer Einrichtung. "Weil Mannheim der Ort ist, an dem Dr. Bernhard Jäger lebt und seit 38 Jahren seine Praxis betreibt", erläutert Stammler.
Der Zahnarzt aus Friedrichsfeld und stellvertretende Präsident der Landesärztekammer malt seit sechs Jahren für den guten Zweck. In Kooperation mit unterschiedlichen Partnern hat er durch den Verkauf seiner großflächigen, farbenfrohen Bilder mittlerweile weit über 100 000 Euro für gute Zwecke vergeben und unter anderem das Kinderhospiz "Sterntaler" unterstützt. Der Erlös seiner aktuellen Ausstellung floss in die Stiftung "Helfen und Fördern vor Ort" und von dort auf direktem Weg an Freezone.
Das Geld wird eins zu eins bei den Straßenkids ankommen, die die Anlaufstelle laut Schulz als "ihr Wohnzimmer" bezeichnen. Besonders stolz sind sie und Unterländer auf die seit 2010 laufende Straßenschule. Der Unterricht beginnt, wenn das Tagesangebot endet. Von 17 bis 20 Uhr unterrichten Studenten, Sozialpädagogen oder Lehrer im Ruhestand die jungen Menschen, um sie auf den Schul- und Realschulabschluss vorzubereiten, den von 30 Teilnehmern mittlerweile 28 erfolgreich bestanden hätten.
Auf die Frage der beiden Sponsoren, wie Freezone sich denn finanziere, sagte Schulz, dass aktuell 77 800 Euro von der Stadt sowie Zuschüsse vom Land speziell für Streetwork-Aktivitäten zur Verfügung gestellt werden. Um die Angebote für die Zwölf- bis 25-Jährigen, die obdachlos oder von Obdachlosigkeit bedroht seien, jedoch aufrechterhalten zu können, bedürfe es der Unterstützung durch Spenden.
Die jungen Menschen stammen sowohl aus armen und bildungsfernen als auch aus wohlhabenden Familien. Die Gründe, warum es daheim nicht funktioniert, seien vielschichtig, sagt Unterländer. Die von der Stadt im Rahmen der Obdachlosenhilfe geschaffenen Angebote würden bei den Kindern und Jugendlichen nicht greifen. "Die Übernachtungsstätte für Wohnsitzlose ist kein Ort für sie", so der Sozialarbeiter. Schließlich sollen nicht noch tiefer in die Szene abrutschen, sondern über Freezone den Einstieg zum Ausstieg finden. "Oftmals muss dafür eine Therapie oder die Psychiatrie vorgeschaltet werden, um anschließend mit ihnen gemeinsam an ihrem Weg arbeiten zu können", spricht seine Kollegin von schlimmen Dingen, die schon in jungen Jahren erlebt wurden. "Wir haben auch schon welche beerdigt", erzählt sie, dass die Straßenkinder in der Regel keine Unterstützung von ihren Eltern erhalten und völlig auf sich allein gestellt sind.
"Du hast keinen Einfluss darauf, wo und in welche Verhältnisse du hineingeboren bist", meinten Stammler und Jäger nachdenklich. Dass das Geld direkt bei den Freezone-Kids ankomme, bezeichneten sie als wichtiges Kriterium für ihre Entscheidung, an die Einrichtung zu spenden.