Polizeipräsident Thomas Köber (v.l.) mit den couragierten Bürgern Cornelia Beger und Alexander Metzger sowie erstem Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht sowie Jörg Schmidt vom Förderverein Sicherheit in Mannheim. Foto: Gerold
Von Jan Millenet
Cornelia Beger und Alexander Metzger haben jeweils eine Geschichte erlebt, die sie wohl ihr Leben lang nicht vergessen werden. Beide zeigten Zivilcourage und halfen damit der Polizei, zwei Täter dingfest zu machen, die heute möglicherweise noch auf freiem Fuß wären. Nun wurde ihnen gedankt: Sie erhielten die Auszeichnung "Beistehen statt Rumstehen", den der Förderverein Sicherheit in Mannheim (SiMA) für vorbildliches Verhalten in der Öffentlichkeit verleiht. So spannend wie die Storys der beiden Mannheimer ist kaum ein TV-Krimi.
Cornelia Beger ist Straßenbahnfahrerin bei der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), war zu diesem Zeitpunkt aber nicht im Dienst. Mit ihrem Begleiter war die 35-Jährige im Dezember 2015 auf dem Weg nach Hause. In der Innenstadt stieg sie in die S-Bahn-Linie 7 ein. Dort saß er bereits, der Mann, der sich auf Straßenbahnfahrten schon mehrfach vor Fahrgästen entblößt hat. "Er hatte große Tüten bei sich, die er vor sich hielt", erinnert sich Beger. Daher könne sie nicht sagen, ob er wieder "in Aktion" war. Doch die Vorfälle waren ihr bekannt. Der Mann kam ihr bekannt vor, da sie selbst als Fahrerin schon Material aus der Überwachungskamera ausgewertet hatte.
"Ich habe ihn gesehen und dachte: "Wenn nicht jetzt, wann dann?", erzählte Beger gestern bei der Ehrung im Mannheimer Polizeipräsidium. Geistesgegenwärtig rief sie die Polizei. Zwischenzeitlich stieg der Täter in die Linie 5 um. Beger folgte ihm. Auch die Polizei informierte sie sowie den Bahnfahrer, der daraufhin bei der Haltestelle Theresienkrankenhaus einfach nicht die Türen öffnete. Dort warteten schon die Beamten, die den Exhibitionisten nach einer kurzen Verfolgungsjagd stellen konnte.
Eine Verfolgungsjagd hat auch Alexander Metzger hinter sich. Im Mai letzten Jahres ging der 26-Jährige mit seiner sechsjährigen Tochter in Rheinau-Süd in einem Supermarkt einkaufen, als plötzlich der Kassierer um Hilfe rief. "Die überfällt mich", hörte Metzger ihn schreien. Eine Frau bedrohte den Kassierer mit einem 30 Zentimeter langen Messer und machte sich mit ein paar Hundert Euro Beute auf die Flucht. "Es war wie ein Reflex", beschreibt der Mannheimer den Grund dafür, seine Tochter an der Kasse zurückzulassen und die Verfolgung aufzunehmen. Eine Angestellte kümmerte sich derweil um das Mädchen. Der Kassierer, der ebenfalls die Täterin verfolgte, hatte diese indessen schon vom Fahrrad gestoßen. Gemeinsam mit dem Kassierer und einer weiteren Frau konnte Metzger die Diebin festhalten und der Polizei übergeben. "Ich hatte Angst um mein Leben", sagte der junge Mann gestern, immerhin war ein Messer im Spiel. Doch er würde es immer wieder tun.
Dafür bedankte sich Polizeipräsident Thomas Köber. "Solch ein herausragendes Verhalten muss bedacht werden." Die beiden Geehrten hätten sich in dem Moment engagiert, in dem es notwendig war. Das meinte auch Mannheims Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht. "Wir sind von ihrem Verhalten begeistert. Doch es ist mehr: Es ist vorbildlich", sagte er.
Ein Verhalten, das Specht auch als wichtig für die gesamte Bürgerschaft bezeichnete. Es sei ein Beitrag für deren Sicherheitsgefühl und ein Zeichen gegen die "Unkultur des Wegschauens". Specht wies darauf hin, dass es nicht Heldentum sei, das ausgezeichnet werde, denn kein Helfer solle sich selbst in Gefahr bringen, sondern "bedachte Courage".