Seit mehreren Jahrzehnten nutzte der Ruderclub von 1875 den Mühlauhafen zum Training für seine Leistungssportler, wegen des zunehmenden Schiffverkehrs siedelt die Stadt aus Sicherheitsgründen den Verein auf ein Gelände auf der Friesenheimer Insel um. Foto: vaf
Von Jan Millenet
Es ist vor allem eine Frage der Sicherheit, die den Mannheimer Ruderclub von 1875 (MRC) dazu bewegt, seinen zweiten Sitz im Mühlauhafen zu verlassen. Ein neues Gelände hat er wahrscheinlich schon gefunden. Es befindet sich auf der Friesenheimer Insel und wurde dem Traditionsverein per Erbbaurecht von der Stadt zur Verfügung gestellt. In Zukunft sollen dort die Leistungsruderer trainieren und die Jugend ausgebildet werden. Gemeinsam mit dem Ersten Bürgermeister und Immobiliendezernent Christian Specht inspizierte Michael Zirnstein, der Vorstandsvorsitzende des MRC, das in Frage kommende Gelände.
Noch sieht die rund 3400 Quadratmeter große Fläche in der Rudolf-Diesel-Straße ebenso leer wie idyllisch aus. Es sei nahezu perfekt für den Verein, betonte Zirnstein. Aber es muss noch einiges geschehen: Ein befestigter Zugang zum Wasser soll entstehen, ebenfalls ein Clubgebäude mit sanitären Einrichtungen sowie Ausbildungs- und Fitnessräumen, eine Bootshalle und ein -steg.
Einige Hürden bis zum Baustart gibt es jedoch noch zu nehmen. Das Gelände, das sich mitten im Industriegebiet befindet, muss beispielsweise noch nach Kampfmitteln aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht werden, und es muss abgeklärt werden, inwieweit das aufgeschüttete Gebiet bebaut werden kann. Eine Bauvoranfrage wurde bereits erteilt, finanziert würde das Ganze dann durch Vereinsmittel, Förderungen und Sponsoren. "Auch bei der Mitgliederversammlung gab es schon grünes Licht für den Umzug", sagte Zirnstein.
"Es ist ein Tag der Sicherheit", signalisierte Bürgermeister Specht. Denn das Trainingsgebiet im Mühlauhafen werde zukünftig noch stärker von der Binnenschifffahrt genutzt. "Der Verein hätte dort keine Zukunft." Vor allem seien die Bugstrahler der großen Güterschiffe, mit deren Hilfe die Frachter anlegen, für die Sportler gefährlich. Und einen tragischen Unfall mit einem Containerschiff, bei dem im Juli 2012 ein 14-Jähriger ums Leben kam, gab es bereits. Der Altrhein am neuen Gelände hingegen ist nur schwach befahren und sehr ruhig und biete sich laut Specht damit als dauerhafte Lösung für den MRC an.
Die Freude seitens des MRC, den seit mehreren Jahrzehnten genutzten Mühlauhafen zu verlassen, ist groß. "Die Vereinszukunft ist uns sehr wichtig", fügte Zirnstein hinzu, verbunden mit der Hoffnung, dass mit dem neuen Standort vielleicht sogar weiterer Zuwachs gewonnen werden kann. Und damit punktet ein zusätzlicher Vorteil der Friesenheimer Insel. Denn in direkter Nachbarschaft, am Waldhofbecken im Stadtteil Luzenberg, soll demnächst auch das Projekt der Stadt "Wohnen am Wasser" angegangen werden. "Und Menschen, die dort hinziehen, sind wahrscheinlich sehr wasseraffin", mutmaßte Specht mit einem Augenzwinkern.
Das Stammhaus an den Rheinterrassen im Stadtteil Lindenhof bleibt jedoch bestehen und steht somit den erwachsenen Breitensportlern und Wanderruderern weiterhin zur Verfügung.
Das neue Gelände bietet zusätzlich "optimale Bedingungen für ein systematisches Training" der Jugend und der Leistungssportler, wie der MRC-Vorsitzende betonte - und sichere somit einen Fortbestand dieser beiden traditionellen Bereiche. Vielleicht klappt es ja dann auch mal wieder mit einem Olympiasieg aus den Vereinsreihen. Der letzte liegt nämlich schon ein paar Jahre zurück: Das war 1936 in Berlin.