Wormser Hof Heidelberg

Alle Fakten rund um das Großprojekt

Im Herbst 2019 soll alles fertig sein - Literaturhaus zieht nicht in den Altbau - Supermarkt-Anlieferung vor allem durch die Plöck

21.11.2018 UPDATE: 22.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
In der Theaterstraße wurde Richtfest gefeiert. Foto: Rothe

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Der Wormser Hof ist neben der Sanierung der Universitätsbibliothek die wohl größte Baustelle in der Altstadt - und vor allem die sichtbarste. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen rund um den Neubau und den sanierten Altbau.

Was kommt in den "neuen" Wormser Hof? Hauptmieter ist die hessische Supermarktkette "Tegut", die im neuen Südstadt-Nahversorgungszentrum in der Römerstraße ihre zweite Heidelberger Filiale beziehen wird - und zwar ziemlich zeitgleich, nach den Sommerferien 2019.

Der Eingang zum Altstadt-Markt wird im ehemaligen Renaissanceportal in der Hauptstraße sein. "Tegut" mit seinen 800 Quadratmetern Verkaufsfläche zieht sich dann vom Altbau bis hinüber zum Neubau in der Theaterstraße, von wo aus auch angeliefert wird.

Ein Löwen-Relief, das in der Mauer des "Erkerzimmers" verbaut wurde. Foto: Rothe

Dort, gegenüber vom Theater, wird auch ein kleines Café eingerichtet, das zu "Tegut" gehört. Im Altbau mit seinem Erker entstehen Büros, im Neubau elf Wohnungen (zwischen 65 und 120 Quadratmeter groß). Der Bauherr und Eigentümer, die Silva-Grundstücks-GmbH, vermietet die Flächen, verkauft also nichts.

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Kommt in die Büroräume das Literaturhaus? Nein, sagt Silva-Geschäftsführer Axel Manthey, "das hat sich zerschlagen". Der Literaturhaus-Freundeskreis sucht nun stadtweit nach anderen Räumen, die in Frage kommen.

Wie sieht es mit dem Anlieferverkehr für den Supermarkt aus? Das wird für "Tegut" eine Herausforderung, denn es darf nur morgens vor Schulbeginn mit einem 26-Tonner von der Plöck aus angeliefert werden. "Wir haben also nur ein ganz kleines Zeitfenster", sagt Martina Becker von "Tegut". "Wenn wir das nicht schaffen, müssen wir mit kleineren Lastwagen über die Hauptstraße anliefern." Parkplätze für Supermarkt-Kunden gibt es nicht, die kleine Tiefgarage mit zwölf Stellplätzen - für sie gibt es einen Aufzug und keine Rampe - ist lediglich den Mietern der Wohnungen vorbehalten.

Hintergrund

Selten gab es so lange Diskussionen um ein Bauvorhaben, das sich dann auch noch verzögerte. Aber das liegt am speziellen Ort - der Hauptstraße 110, Wormser Hof (oder bis 2014 "Lux-Harmonie") genannt. Gestern wurde Richtfest für den Komplex gefeiert, der aus einem sanierten

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Selten gab es so lange Diskussionen um ein Bauvorhaben, das sich dann auch noch verzögerte. Aber das liegt am speziellen Ort - der Hauptstraße 110, Wormser Hof (oder bis 2014 "Lux-Harmonie") genannt. Gestern wurde Richtfest für den Komplex gefeiert, der aus einem sanierten Alt- und einem Neubau in der Theaterstraße besteht (siehe Artikel unten). Bauherr Axel Manthey erinnerte daran, dass hier bis vor fünf Jahren Kinofilme gezeigt wurden, dass man ab den Sommerferien 2017 den alten Kinosaal abgerissen und ab Juni 2018 innerhalb von fünf Monaten einen Rohbau hochgezogen habe. Im Herbst 2019 soll alles fertig sein, dann kann auch die hessische Supermarkt-Kette "Tegut" hier einziehen.

"Tegut"-Expansionsleiterin Mar᠆tina Becker berichtete davon, wie ihre Kette, die in Fulda ihren Sitz hat, auf Heidelberg kam: 2007 machte man einen Betriebsausflug nach Heidelberg und schaute beim Brückenaffen vorbei: "Man sagte uns, wer ihn streichelt, der kommt wieder. Ich habe den Affen ordentlich poliert." Sechs Jahre später, die Firma gehörte nun zum schweizerischen Handelskonzern Migros, entschied man sich, gen Süden zu expandieren - und klopfte auch in Heidelberg an. Die Altstadt sei zwar lebensmittelmäßig unterversorgt, aber ein neuer Markt sei eigentlich unmöglich, weil hier wegen des strengen Denkmalschutzes alles vollkommen reglementiert sei. Und dann noch die Anlieferung, die besonders kompliziert, da nur früh morgens möglich ist: "Wir haben dann ab Herbst ab 7 Uhr frisches Obst - wenn wir anliefern können. Ansonsten steht unser Lastwagen in der Plöck." Becker verwies darauf, dass in ihrem Unternehmen nur Berufskraftfahrer angestellt seien, die sich der Problematik und der Sensibilität der Situation in der Altstadt bewusst seien: "Da wird nicht über die Schwellen gerast - das mögen Joghurt-Paletten überhaupt nicht."

Insofern war auch Baubürgermeister Jürgen Odszuck erleichtert, dass "Tegut" "viel mitgegangen" sei und man "die Einschränkungen in der Logistik" hingenommen habe. Selbst das anfangs argwöhnisch beobachtete An- und Abfahren von der Baustelle sei heute kein großes Thema mehr: "Es gab keinen Unfall und meines Wissens auch keine kritischen Situationen in der Plöck." Odszuck meinte: "Wir sind alle an unsere Grenzen gegangen, aber ich bin mir sicher, dass sich das neue Gebäude ganz selbstverständlich in die Altstadt einfügen wird." (hö)

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Was ist vom Altbau noch erhalten? Äußerlich sind der Erker und das Renaissanceportal an der Hauptstraße am markantesten - sie stammen noch aus der Zeit, als hier die Wormser Bischöfe residierten. Im Inneren haben sich Decken, Böden und Wände erhalten - wobei auffällt, dass das Ensemble kein "Gebäude aus einem Guss" ist: "Hier haben 20 Generationen mitgebaut", sagt Architekt Peter Eimannsberger.

Zwar ist das Hauptgebäude nach dem Stadtbrand 1693 wiederaufgebaut worden, aber der hübsche Balkon vor dem gelb angestrichenen Abschluss des Altbaus in der Theaterstraße ist nicht historisch. Er stand einst direkt an der Hauptstraße und gehörte zum 1841 errichteten Gebäude der Harmonie-Gesellschaft, das 1959 abgebrochen wurde.

Architekt Peter Eimannsberger führte durchs "Erkerzimmer". Foto: Rothe

Nach dem Neubau des Lux-Harmonie-Kinos 1957 wurde das Portal einfach ein paar Meter weiter "versetzt". Besonders prächtig ist der weitgehend erhaltende Dachstuhl, den Restaurator Thomas Kern für bemerkenswert hält, weil er ihn nur ganz sachte ergänzen musste: "Man merkt schon, dass das hier geflößte Hölzer sind - zu erkennen an den Löchern, mit denen sie zusammengehalten worden waren", berichtet Kern. Denn das auf Flüssen transportierte Bauholz gilt als besonders widerstandsfähig.

Ansonsten sind im Altbau ein barockes Treppenhaus und ein Gewölbekeller erhalten. Im Neubau fand man zwei Kellergewölbe und drei Latrinen, wohl aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurden dreidimensional kartografiert und dann wieder zugeschüttet, da sie nicht erhalten werden konnten.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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