Am Universitätsklinikum - hier das 2012 eröffnete Katheterlabor der Kinderherzchirurgie - mussten gestern viele Operationen wegen eines Computerausfalls abgesagt werden. Foto: privat
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Von Krisenstimmung ist am Freitagabend in der Kopfklinik nichts zu spüren. Das war vor knapp sieben Monaten, am "Tag des blauen Trinkwassers", anders. Denn an jenem 7. Februar wurde das gesamte Uniklinikum vom Wassernetz getrennt, der normale Stationsalltag wurde empfindlich gestört. Doch vom Ausfall der Computer bekamen viele Patienten in der Kopfklinik nicht viel mit - auf den Stationen ging alles seinen normalen Gang. Die Tochter einer Pforzheimer Bestrahlungspatientin berichtet, dass lediglich die Bettenverteilung nicht geklappt habe.
Diejenigen, die in die Kopfklinik zur Bestrahlung und nicht etwa zu Operationen müssen, haben zwar von den IT-Problemen gehört, waren aber in der Regel nicht betroffen. Zwei Frauen aus Hanau berichteten von einigen Ausfällen nach dem Stromausfall vom Donnerstagmorgen: "Wir waren da, dann sind wir wieder heim, ohne dass wir bestrahlt wurden. Mal sehen, wie es heute Abend aussieht." Ein anderer Patient berichtet, dass in der Radiologie lediglich einige Termine verschoben wurden, aber keine Behandlungen ausgefallen seien: "Da verlief alles normal."
Viele kommen auf die Probleme am Donnerstag wegen des Stromausfalls zu sprechen: "Vielleicht war das ja der Vorbote", meint die junge Pforzheimerin. Allerdings betonten alle Patienten, mit denen die RNZ sprach, dass es auf den Stationen völlig unaufgeregt zugegangen sei, man habe im Prinzip nichts von der Computerpanne mitbekommen: "Auf den Stationen ist man die Ruhe selbst", so die Pforzheimerin. Eine Münchnerin, die ebenfalls zur Bestrahlung hier ist, sagt: "Das ist alles überhaupt kein Thema."
Udo Tannenberger aus Dossenheim hatte Glück: Er wurde am Freitagmorgen doch noch am Auge operiert. Er war am Donnerstag voruntersucht worden, da lag am nächsten Tag seine Akte in Schriftform vor und war noch nicht für die Ärzte unerreichbar in den Tiefen der digitalen Netzwerke verschwunden: "Und so konnte ich dann auch operiert werden."
Es dauerte allerdings, bis er sich dem 30-minütigen Eingriff unterziehen konnte, er wartete rund eineinhalb Stunden - und bekam am Rande mit, dass sich wegen des EDV-Ausfalls etliche Termine verschoben hatten und manche Patienten ihren Unmut bekundeten. Aber sonst habe er nichts von irgendeiner Aufregung mitbekommen: "Die Stimmung auf der Station ist gut, alles geht seinen Gang." Zumal auf seinem Zimmer auch ein Mann liegt, der am Morgen auch noch operiert werden konnte. Es wurden also mitnichten alle Eingriffe am Freitag abgesagt.
Allerdings macht ein Gerücht unter den Patienten die Runde: "Das war ein Hackerangriff", so Tannenberger, so habe er es auf der Station gehört.
Ein Mann aus der Pfalz ist die Ruhe selbst: "So was passiert halt." Am Montag soll er operiert werden. Glaubt er dran? "Das wird sich zeigen." Einem anderen Patienten aus Gondelsheim ist nur eines wichtig: "Schreiben Sie doch mal, wie europaweit einmalig die Kopfklinik ist!"