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Von Hannah Steckelberg
Heidelberg. Nach dem ersten Streik am 23. Oktober ließen gestern erneut rund 500 Angestellte der Heidelberger Uniklinik für mehr Gehalt und Entlastung ihre Arbeit ruhen. Der Betrieb der Uniklinik lief aufgrund des Streiks in Feiertagsbesetzung. Mit dem Klinikvorstand traf die Gewerkschaft Verdi eine Notdienstvereinbarung. Auf elf Stationen wurden Betten geschlossen, rund 80 Prozent aller Operationen verschoben.
Die Notfallversorgung der Patientinnen und Patienten blieb allerdings erhalten. Imre Uysal, Jugendkoordinator bei Verdi, erklärte, dass für die Notdienstvereinbarung strenge gesetzliche Regelungen gälten. "Diese Besetzung hat teilweise einen besseren Betreuungsschlüssel als die Regelbesetzung in den Kliniken." Ein Azubi aus der Kardiologie bestätigte: "Der Schlüssel auf meiner Station ist heute besser, als er es in den letzten drei Wochen war." Während der Kundgebung wurde ein Pfleger der neurochirurgischen Intensivstation zurück in die Klinik gerufen. Ein Notfall aus Heppenheim traf ein - und musste versorgt werden.
Monika Neuner, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Rhein-Neckar, ist es wichtig, dass die Gesundheit der Patienten nicht gefährdet wird. Ihre Kollegin Marianne Bretzel weiß: Die alltägliche Überbelastung des Pflegepersonals für die Patientinnen und Patienten birgt Risiken. "Menschen, die dauerüberlastet sind, können keine gute Arbeit mehr leisten. Das ist eine große Gefahr für die Patienten. Das ist fahrlässig."
Die Gewerkschaft Verdi fordert für das nach Tarifvertrag bezahlte Uniklinikpersonal in Baden-Württemberg acht Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 18 Monaten. Gemäß dem Pflegepersonalstärkungsgesetz muss der Gesetzgeber Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für die Pflege sowie Entgeltsteigerungen garantieren - das Gesetz betrifft aber nur auf Station arbeitendes Pflegepersonal, nicht jedoch andere Angestellte der Uniklinik.
Für das Pflegepersonal fordert Verdi 200 Euro, für Auszubildende 130 Euro mehr pro Monat. Außerdem erwartet die Gewerkschaft Verhandlungen über einen Tarifvertrag für altersgerechtes Arbeiten sowie die Höherbewertung der Samstags-, Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit. Auf der Zwischenkundgebung bekundeten auch Ärzte vom Marburger Bund und von den "Kritischen Mediziner*innen" ihre Solidarität.
Bei der zweiten Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft am 25. Oktober boten die baden-württembergischen Unikliniken den Angestellten Entgeltsteigerungen um fünf Prozent bei einer Laufzeit von 36 Monaten. Über die weiteren Forderungen der Gewerkschaft wollten die Klinka nicht verhandeln. Verdi schlug dieses Angebot jedoch aus. Während des Streiks gestern brachte der Arbeitgeber dann ein neues Angebot ein: 6,5 Prozent mehr Gehalt auf 34 Monate. Die Streik-Teilnehmerin Marianne Bretzel bezeichnete beide Angebote als einen "Schlag ins Gesicht" - und rief den Streikenden zu: "Holt euch, was euch zusteht!"