Das Heidelberger Sorgenkind der Deutschen Bahn: Der Aufzug an Gleis 2 am S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen. Foto: Dagmar Welker
Von Anica Edinger
Heidelberg. Es ist Donnerstag, der 16. November: Ganze sechs Tagen ist der Aufzug an Gleis 2 am S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen nach einem technischen Defekt wieder in Betrieb. Doch um exakt 20.15 Uhr, so ein Sprecher der Deutschen Bahn, steht er wieder still. Und das fast eine ganze Woche, bis zum Donnerstag gestern. Am Nachmittag dann rückten die Techniker an, um das Sorgenkind in Sachen Aufzüge der Deutschen Bahn in Heidelberg wieder zu reparieren. Und tatsächlich: Am Nachmittag fuhr der Aufzug am Gleis 2 wieder.
Doch davon hatte Daniel Werner, der im Rollstuhl sitzt, einige Stunden zuvor noch nichts. Er wollte mit der S-Bahn von Pfaffengrund/Wieblingen aus an den Heidelberger Hauptbahnhof fahren. An der Haltestelle "Untere Rödt" im Pfaffengrund stieg er dafür in den Bus der Linie 34. Am S-Bahnhof angekommen, hatte er dann ein böses Erwachen: Der Aufzug fährt nicht, Daniel Werner alleine ist es unmöglich, mit seinem Rollstuhl bis ans Gleis zu kommen. "Ich muss also wieder zur Haltestelle und zurückfahren, um mit der Linie 22 zum Bismarckplatz zu kommen", berichtet der 34-Jährige, als er noch vom Bahnhof aus in der Stadtredaktion anrief. Das alles koste ihn auf seinem Weg zur Arbeit nicht nur Zeit, sondern auch Nerven. Er sagt: "Dieser Aufzug ist eine absolute Frechheit."
Tatsächlich gab es monatelang Probleme mit dem Aufzug am S-Bahnhof in Pfaffengrund/Wieblingen. Schon im Sommer 2016 stand der Fahrstuhl wochenlang still. In diesem Jahr dann der neue Rekord: Ganze sechs Monate lang war der Aufzug bisher defekt. Zwischen Juni und November konnten also vor allem Rollstuhlfahrer oder Menschen mit schweren Gehbehinderungen nicht ans Gleis 2 des Bahnhofs gelangen. Dort führt nur dieser eine Aufzug hin. Der Grund für den halbjährigen Stillstand: Der Motor war defekt, ein neuer musste individuell hergestellt werden. Und das nahm einige Zeit in Anspruch.
Dieses Mal war der Fehler ein Softwareupdate, das die Herstellerfirma Thyssen durchführen musste. Nachdem das am Donnerstag geschehen war, konnte der Aufzug wieder in Betrieb genommen werden. Dennoch sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn, der ebenfalls schon lange mit diesem Fahrstuhl zu kämpfen hat: "Ich kann allen Betroffenen nur mein tiefstes Bedauern aussprechen - für die armen Rollstuhlfahrer und eingeschränkten Menschen."
Jeder, der an dieser Stelle nicht runter oder hochkomme, sei einer zu viel. Er könne jetzt selbst nur hoffen, dass "die Sache durch das Softwareupdate bereinigt ist". Er werde jedenfalls am Thema dran bleiben - um Fälle wie die von Daniel Werner künftig zu vermeiden.