„Die Haut – mehr als eine schöne Hülle“: RNZ-Redakteur Denis Schnur moderierte die letzten „Überlebensstrategien“ mit Dr. Florian Kurschus, Prof. Karsten Mahnke und Prof. Alexander Enk (v.l.) vom Sonderforschungsbereich Transregio 156. Foto: Philipp Rothe
Von Joris Ufer
Heidelberg. Die Haut ist das sichtbarste unserer Organe – und doch werden ihre Komplexität und Wichtigkeit häufig unterschätzt. Die letzte Ausgabe der Reihe "Überlebensstrategien" – veranstaltet von der Universität Heidelberg und der RNZ – musste aus Gründen des Infektionsschutzes ohne Publikum und im großen Saal des Karlstorbahnhofs stattfinden. Unter dem Titel "Die Haut – mehr als eine schöne Hülle" räumten drei Forscher des Sonderforschungsbereiches TRR 156 mit verbreiteten Mythen auf und gaben Einblicke in ihre Grundlagenforschung. Moderiert wurde die Veranstaltung von RNZ-Redakteur Denis Schnur.
"Die Haut ist ein Ausdruck der Schönheit", erklärte Prof. Alexander Enk, während Botticellis berühmtes Gemälde "Die Geburt der Venus" auf der Leinwand neben ihm erschien. Im Zuge dessen sprach er auch ein modernes Schönheitsideal an: "Den Faktor gesunder Bräune gibt es nicht, das ist immer ein Alarmsignal." Enk ist Sprecher des Sonderforschungsbereiches, der sich mit den Zusammenhängen von Haut und Immunität beschäftigt und eine Kooperation der Universitäten Heidelberg, Tübingen und Mainz darstellt. "Unser Ziel ist ein besseres pathogenetisches Verständnis, um Patienten besser behandeln zu können", hielt er fest.
Auch an aussagekräftigen Beispielen sparte der Wissenschaftler nicht. Während seines Vortrags wanderten Bilder immunologischer Krankheitsbilder über die Leinwand. Prof. Enk führte in die Thematik ein und erläuterte den Aufbau der Hautschichten und Zellstrukturen, die eigentlich bei jedem Menschen gleich sind. Auch neue Therapieansätze stellte er vor. "Es beeindruckt mich immer noch, wie viele unterschiedliche Immunreaktionen es bei diesem angeblich so simplen Organ doch gibt", sagte er mit sichtbarer Begeisterung für sein Fachgebiet. Sein Kollege, Prof. Karsten Mahnke, ging auf die Bildung allergischer Reaktionen der Haut ein und erläuterte die zugrunde liegenden Prozesse. "Es gibt Substanzen, die das Immunsystem unterdrücken", führte er aus. Und von ihrer Erforschung könne man viel lernen. So habe man etwa bei dem eigentlich gut erforschten und unter anderem als Schläfrigmacher bekannten Adenosin festgestellt, dass es auch von Krebszellen produziert werde, um das Immunsystem zu unterdrücken. Auch diese Erkenntnisse könnten in Zukunft zur Entwicklung neuer Therapieansätze beitragen.
"Von Psoriasis, also Schuppenflechte, sind in Deutschland rund zwei Millionen Menschen betroffen", gab wiederum Dr. Florian Kurschus zu bedenken. "Das ist eine chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung." Er berichtete, wie diese komplexe Krankheit entsteht und wie er und sein Team anhand von Mausmodellen die Signalwege und betroffenen Zellen untersuchten.
Dabei wird die Krankheit bei den Tieren durch die übermäßige Anwendung des Medikaments Aldara ausgelöst. Kurschus betonte, dass sie den Tieren bei den Versuchen möglichst wenig Leid zufügten. Weil die Veranstaltung diesmal ohne Fragen aus dem Publikum auskommen musste, stellte Moderator Denis Schnur einige eingesendete Fragen von RNZ-Lesern. Auch die Nutzung von Hautpflegeprodukten spielte dabei eine Rolle. "Eine normale, gesunde Haut braucht keine zusätzliche Hilfe", antwortet Enk. Das sei nur bei extremen Witterungsbedingungen, Krankheiten oder Stress vonnöten. Deshalb warnt er vor der übermäßigen Anwendung von Hautcremes, die auch zu Krankheiten führen könne.