Bei diesem mit einer Autokamera gefilmten Unfall war eine Radlerin am 13. Juli 2016 bei Rot über die Straße am Gaisbergtunnel gefahren. Trotz des heftigen Zusammenstoßes kam sie glimpflich davon. Foto: Polizei
Heidelberg. (hö) Ab Aschermittwoch will die Verkehrspolizei wieder schwerpunktmäßig die Radfahrer kontrollieren - und passend dazu konnte ihr Chef Dieter Schäfer nun Zahlen zu den Radunfällen im letzten Jahr liefern. Die Gesamtzahl stieg deutlich um 15,3 Prozent auf 376 (2017: 326) an. In etwa gleich stark nahm auch die Anzahl der Verletzten zu (313 nach 274 im Jahr 2017, plus 14,2 Prozent). Schäfer will nicht alles auf den extrem langen Sommer des letzten Jahres schieben, denn: "Geradelt wird in Heidelberg eigentlich doch das ganze Jahr." Die letzten Schwerpunkt-Kontrollen im November hätten gezeigt, wie viele Verkehrsverstöße von den Radlern begangen werden - vom Überfahren roter Ampeln bis hin zum "Geisterradeln". Das findet sich auch auf der Liste der wichtigsten Unfallgründe wieder, an deren Spitze "zu geringer Abstand", "falsches Einfahren in den fließenden Verkehr" oder zu hohe Geschwindigkeit stehen.
Beliebte Argumente, dass in die meisten Radunfälle Autos involviert sind, weist Schäfer zurück: "Das gilt nur für 40 Prozent aller Radunfälle und auch für die dabei Verletzten - in diesen Fällen sind ganz überwiegend die Autofahrer schuld. Aber bei 60 Prozent handelt es sich um Unfälle der Radler untereinander oder mit Fußgängern." Und wenn man bedenkt, dass davon die wenigsten gemeldet werden (aber gleichzeitig fast alle Unfälle zwischen Radlern und Autos), dann sieht der Verkehrspolizist das größere Problem bei den Radlern selbst: "Das ist vor allem einer fehlenden Regeltreue, aber auch zu geringer Aufmerksamkeit zuzuschreiben. Mittlerweile gehen wir davon aus, dass 20 Prozent aller Unfälle auf die Ablenkung durchs Smartphone zurückgehen." Sein Tipp: "Das Handy auf Vibrieren stellen, und wenn man nachschauen will, immer rechts ranfahren."
Nachdem es in dieser Woche einen schweren Unfall mit einem Pedelec gegeben hatte - im Pfaffengrund hatte am Dienstagabend ein Traktor eine Elektroradfahrerin zu Fall gebracht - liegt die Vermutung nahe, dass diese schnellen Räder überproportional in der Statistik auftauchen. Das ist aber nicht der Fall: Es gab nur neun Unfälle.
Schäfer legt zu Beginn des Kontrollmonats März allen Radlern die Philosophie seiner vor knapp fünf Jahren gestarteten Kampagne "Aktion plus 5" nahe: "Lieber fünf Minuten mehr einplanen und alle Regeln beachten. Das, was man an Zeit gewinnt, wenn man alle roten Ampeln und Vorfahrtsregeln missachtet, sind genau diese fünf Minuten."