Von Vanessa Dietz
Heidelberg/Krefeld. Er hat es geschafft: Der Heidelberger Sascha Thede darf sich von jetzt an "Mr. Big 2019" nennen. Das Plus-Size-Model mit der Kleidergröße XXXL hat die Jury beim Finale des Model-Contests "Mister Big - Malemodel by Fräulein Kurvig" am Samstag in Krefeld überzeugt. "Als bei der Verkündung mein Name und meine Startnummer fielen, habe ich gejubelt. Dann bekam ich schon die Schärpe umgelegt", teilt Thede der RNZ stolz am Tag nach der Verkündung mit.
Der 42-Jährige, der das Café Elliot’s in Mauer betreibt, musste während des 3,5-stündigen Finales insgesamt vier "Walks" und ein Schauspiel-Auftritt mit verschiedenen Tanzeinlagen darbieten. Die Location: ein Zirkuszelt. Und so wurde aus dem Wettbewerb das erste "Plus-Size-Musical" überhaupt. "Wir hatten den ganzen Tag bis zur Generalprobe geprobt und unsere Outfits getestet. Ich war perfekt vorbereitet fürs Finale."
Die Mühe hat sich ausgezahlt. Sascha Thede holt sich den Titel und hat nun einen weiteren Modelvertrag in der Tasche. "Es war wirklich aufregend und spannend, einfach ein tolles Erlebnis. Mit dem Sieg möchte ich die Botschaft teilen: Alle Menschen sind so wie sie sind perfekt und wenn sie sich auch so fühlen und akzeptieren, ist das doch ne' Runde Sache", sagt der Heidelberger.
Von Vanessa Dietz
Heidelberg. Wenn Sascha Thede in die Innenstadt zum Shoppen geht, kehrt er meist mit leeren Händen zurück. "Mit der Kleidergröße 62/64 findet hier man hier nur schwer was. Ich muss in Übergrößenläden einkaufen oder online bestellen - und dann oft Übersee. Das ist frustrierend."
Der 42-Jährige, der das Café Elliot’s in Mauer betreibt, arbeitet nebenberuflich als Plus-Size-Model. Vor rund eineinhalb Jahren, nur einen Monat, nachdem das Café eröffnet hatte, bekam Thede eine Nachricht über die Foto-App Instagram, die den Stein ins Rollen brachte. "Eine Agentur, die Übergrößenmodels unter Vertrag nimmt, schrieb mir und kurze Zeit später modelte ich für große Kaufhäuser, wie Hirmer und Aldi."
Thede und seine Frau tauchen immer tiefer in das "Business", wie er selbst sagt, schreiben Medien an, machen auf sich aufmerksam. "Leider ist das Thema Übergrößen für Herren in Deutschland noch nicht angekommen. Wir Männer hinken im Gegensatz zur Frauenmode noch hinterher. Dabei geht die Realität in Richtung Plus-Size."
Sascha Thede. Foto: DietzVon einzelnen Personen würde Thede zwar nicht angefeindet werden, dennoch fühlt er sich von gesellschaftlichen Strukturen diskriminiert. "Wenn mir ein Pullover in einem Laden nicht passt oder meine Größe gar nicht erst angeboten wird, dann ist der Markt Schuld, nicht ich. Ich möchte gegen die Gehirnwäsche angehen, die uns täglich aufgesetzt wird."
Der 140 Kilogramm schwere Heidelberger empfiehlt allen Menschen, die sich in ihrem Körper unwohl fühlen: "Egal, ob dünn, dick, zu groß oder zu klein - man muss lernen, sich zu lieben, sich zu akzeptieren. Und wer das nicht kann, muss was ändern." Er selbst habe nie großen Wert auf sein Äußeres gelegt. Schönheitsbehandlungen brauche er nicht. Thede setzt auf innere Ausstrahlung und Selbstbewusstsein. Sein Erfolgsrezept? "Bauch raus, Brust raus und rausgehen! Dann strahlt der Rest von ganz alleine."
Bilder vom Plus-Size-Model Sascha Thede aus HeidelbergDer Erfolg gibt ihm Recht. Beim Model-Contest "Mister Big - Malemodel by Fräulein Kurvig" in Düsseldorf, bei dem sich rund 2300 Frauen und Männer mit mindestens Konfektionsgröße 42 bzw. 54 beworben hatten, schafft es Thede sogar ins Finale. "Im Halbfinale hatten wir die Aufgabe, der Jury etwas Musicalartiges zu präsentieren. Ich habe schon immer gern gesungen. Also entschied ich mich dafür, laut singend in den Raum einzutreten. Das hat die Jury offenbar beeindruckt."
Thede bekommt Catwalk-Training, knüpft Kontakte in Düsseldorf und schnuppert - Profimodel-Luft. "Ich bin durch das Modeln selbstbewusster geworden. Es ist schön zu sehen, dass man gut ankommt." Ob Sascha Thede "Mister Big 2019" wird, das entscheidet eine Jury am 14. Dezember in Krefeld.