In der Villa am Neuenheimer Neckarufer, wo schon die Serie „Hotel Heidelberg“ gedreht wurde, trifft Isi (Lisa Vicari, vorne rechts) auf ehemalige Schulfreunde. Foto: Netflix
Von Katharina Eppert
Heidelberg/Mannheim. Was passiert, wenn eine Milliardärstochter und ein Boxer mit Geldproblemen gemeinsame Pläne schmieden? Regisseur Oliver Kienle (38) zeigt in seiner Liebeskomödie "Isi & Ossi" zwei konträre Lebenswelten in zwei Nachbarstädten: Heidelberg und Mannheim. Es ist der erste vom Streaming-Dienst Netflix in Deutschland produzierte Original-Film. Die RNZ hat ihn sich schon vor dem Erscheinungstag heute angeschaut.
Um was geht es? Die reiche Isi (Lisa Vicari) und der arme Boxer Ossi (Dennis Mojen) täuschen eine Beziehung vor, um Geld von Isis Eltern zu bekommen. Ossi will seine Karriere mit seinem ersten Profikampf ankurbeln, während Isi von einer Ausbildung als Köchin in New York träumt.
Isi & Ossi - Die RNZ-Filmkritik
Redaktion: Matthias Kehl, Reinhard Lask / Kamera und Produktion: Reinhard Lask
Wie viel Heidelberg und Mannheim stecken in dem Film? Die Anfangsszenen zeigen, wie verschieden Isi und Ossi aufwuchsen: Isi in einer Villa in Heidelberg, Ossi bei Mutter Claudia und seinem kriminellen Opa (Ernst Stötzner) in Mannheim. Heidelberg wird als Touristen-Klischee gezeigt: mit Schloss, Alter Brücke und Marktplatz. Aber auch das Carolinum in der Seminarstraße kommt vor: In dem Gebäude, in dem die Zentrale Studienberatung sitzt, holt Isi ihr Abitur-Zeugnis ab. Und Mannheim? Die Kamera schwenkt schon zu Beginn zu den drei markanten Brutalismus-Hochhäusern in der Neckarstadt-Ost. Und dazu heißt es: "Hier ist auch der Neckar und der beste Dönerladen Deutschlands."
Welche Rollen sind besonders stark? Vor allem die Nebenfiguren glänzen, etwa Ossis Box-Trainer (André Eisermann), der von Ossi nur "Spasti" genannt wird. Mit seinem Mannemer Dialekt ("Der is guht der Buuu, der gfallt ma, dehn nemme ma!") sorgt er für Verständigungsprobleme – und viel Authentizität. Er ist die einzige Figur, die Mannheim wirklich verkörpert, während Isi, Ossi und alle anderen Personen schablonenhaft auf das reiche und arme Milieu zugeschnitten sind, ohne lokale Färbung.
Wie romantisch ist die Komödie? Auch wenn der Liebesfilm pünktlich zum Valentinstag erscheint: Die Romantik bleibt auf der Strecke. Die Beziehung von Isi und Ossi beginnt als reine Zweckbeziehung. Isi will ihre Eltern provozieren, Ossi braucht Geld – also lässt er sich auf Isis Kuhhandel ein. "Kannst du mich bitte richtig asozial küssen?", bittet sie ihn. Dass aus dem Spiel Ernst wird, überrascht wenig. Doch auch dann wird es nicht klischeehaft romantisch, denn die Anziehung der beiden ist tiefgründiger: Es geht um Verständnis für die Welt des jeweils anderen und die dennoch ganz ähnlichen Identitätsprobleme. Im Bett landen die beiden aber dennoch (zu viel Alkohol).
Gibt es Spezialeffekte? Ja. Wenn etwa eine abstrakte Karte eingeblendet wird, um die Distanz zwischen Mannheim und Heidelberg zu zeigen. Selfie-Screenshots unterbrechen hin und wieder die Realität: Sie spiegeln das Social-Media-Leben von Isis Freundin Zoë Straub (Christina Hecke) wider und geben dem Film eine Pop-Art-Note.
Was taugt der Film insgesamt? Allein durch seine Story hebt sich der Streifen nicht gerade von anderen Teenie-Komödien ab. Aber es macht schon Spaß, den Protagonisten durch Heidelberg und Mannheim zu folgen – trotz aller Klischees.
Info: Hier lesen Sie unser Interview mit Regisseur Oliver Kienle