Hölderlin-Gymnasium in der Plöck. Archivfoto: Philipp Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Zwei fünfte Klassen am Hölderlin-Gymnasium sind wegen Covid-19-Fällen in Quarantäne. Doch ihre Lehrerinnen und Lehrer unterrichten weiter. Einige Eltern sind deshalb irritiert. So meldete sich etwa Stephanie Leferenz-Müller bei der RNZ. Ihr Sohn werde von einem der Lehrer unterrichtet, der auch in den betroffenen Corona-Klassen unterrichtet habe. "Ich bin schockiert, dass diese Lehrer weiter im Präsenzunterricht arbeiten", sagt sie.
Sie und ihr Mann sind beide über 60 Jahre alt, sie seien im Alltag sehr vorsichtig, um sich und andere zu schützen. "Wir müssen doch alle gemeinsam die Zahlen runterkriegen", so Leferenz-Müller. Deshalb hätte sie auch selbst gerne die Entscheidungsfreiheit gehabt, ihren Sohn vom Unterricht fernzuhalten – hätte sie denn gewusst, dass einer seiner Lehrer auch in den betroffenen Klassen unterrichtet habe. Nur: Das hat sie erst erfahren, nachdem der Unterricht schon stattgefunden hatte – von ihrem Sohn selbst. "Wieso steht nichts auf der Internetseite des Hölderlin?", fragt die Mutter. Die Eltern würden so einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.
Hölderlin-Schulleiterin Andrea Merger erklärt auf RNZ-Anfrage: "Ich halte mich ganz streng an die Vorgaben von Gesundheitsamt, Regierungspräsidium und Amt für Schule und Bildung." Denn diese bestimmten, wer in Quarantäne müsse und wer nicht. Zudem sei sie in engem Kontakt mit den Elternbeiräten, die über alle Vorgänge in Bezug auf Corona unverzüglich informiert würden. Und: "Über einzelne Klassen und mit einzelnen Eltern spreche ich oder sprechen meine Kolleginnen und Kollegen gerne, informieren ausführlich und geben Hilfestellungen bei konkreten Nachfragen", so Merger.
Tatsächlich ist die Regelung des Gesundheitsamtes zu Kontaktpersonen von Covid-19-Infizierten an den Schulen klar: "Entsprechend der Vorgaben des Robert-Koch-Instituts sind Personen, die auch beim persönlichen Kontakt beiderseitig Mund-Nasen-Bedeckung tragen, lediglich Kontaktperson der Kategorie II, sodass hier grundsätzlich alleine auf Grund des gemeinsamen Unterrichts keine Quarantäne vorgesehen ist." Dies trifft entsprechend auch auf Lehrkräfte zu.
Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen tragen zwar seit einigen Wochen auch im Unterricht Masken. Im Falle des Hölderlin-Gymnasiums habe das Gesundheitsamt aber alle Schülerinnen und Schüler, die am gemeinsamen Sportunterricht ohne Mund-Nasen-Schutz teilgenommen haben, als Kontaktpersonen der Kategorie I eingestuft – deshalb sind diese nun alle in Quarantäne und werden laut Schulleiterin Merger durchgetestet.
Das Kultusministerium Baden-Württemberg erklärt zudem, dass es derzeit für Eltern möglich sei, ihre Kinder aus der Präsenz herauszunehmen und dies formlos der Schule mitzuteilen. "Dies ist jedoch eine grundsätzliche Entscheidung, die nicht für einzelne Fächer gelten kann und nicht wochenweise geändert werden soll", heißt es aus Stuttgart. Wer bei Corona-Fällen an Schulen auf das Virus getestet wird, entscheide das örtliche Gesundheitsamt in Kooperation mit den Schulleitungen.
Kultusministerin Susanne Eisenmann habe sich stets für ein möglichst breites Testangebot eingesetzt. Entsprechend habe sich das Personal von Schulen, Kitas und Kindertagespflege in Baden-Württemberg seit 17. August zweimal kosten- und anlasslos testen lassen können. Diese freiwillige Testmöglichkeit für Schulen und Kitas wird nun verlängert. "Bis zum Ende der Weihnachtsferien kann sich das genannte Personal damit erneut zweimal auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen, auch wenn keine Symptome vorliegen", so ein Sprecher. Zuhause bleiben dürften Lehrkräfte aber nur in begründeten Verdachtsfällen – wenn sie vom Gesundheitsamt als Kontaktpersonen Kategorie I eingestuft werden.