Der georgische Künstler Emzari Bazerashvili steht vor seinem Bild namens "0091" im "Cesarino" in der Berliner Straße. Foto: Philipp Rothe
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Berlin ist seine Lieblingsstadt, es ist für ihn die Hauptstadt der Kunst in Europa, ähnlich wie London. "Es gibt so viele Galerien und Museen dort, jeden Tag kann man Neues sehen", sagt Emzari Bazerashvili, "ich bin oft in Berlin." Seit Frühjahr aber ist der georgische Künstler in Heidelberg, denn hier wohnen Liebhaber seiner Kunst. Ein Heidelberger Unternehmer kaufte ihm im vergangenen Jahr in Berlin zehn seiner Bilder ab. Das sagt schon einiges aus über die Qualität seiner Werke.
Wer den 43-Jährigen treffen will, muss in das Neuenheimer Restaurant "Cesarino" gehen. Chefin Tamara Percoco macht nicht nur die Wände zur modernen Galerie mit immer neuen Werken von Bazerashvili und anderen georgischen Künstlern wie Salome Rigvava oder Giorgi Rukhadse, sie lädt ihn auch zum Essen ein. "Wenn man kreativ sein will, muss man etwas im Magen haben", lächelt sie. Und wenn ihn mal das Heimweh plagen sollte, dann kocht sie, die gebürtige Georgierin, ihm einfach eine georgische Mahlzeit.
"Das Essen in Georgien ist phantastisch", sagt Emzari Bazerashvili, wenn man ihn nach seiner Heimat fragt. Auch der Wein. Und erst recht die Natur mit den Bergen, den Viertausendern und Fünftausendern, auf denen auch im Sommer der Schnee liegt. Georgien gilt als spannendes neue Reiseland.
Nach Deutschland kam der Künstler 2012 über ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, das er wie auch seine Künstlerkollegin Salome gewonnen hatten. Nach zwei Monaten Sprachkurs in Berlin und Köln studierten sie zwei Jahre lang an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Auch dort beeindruckte Bazerashvili schon die Galeristen und konnte viele Bilder verkaufen. Sie sind ab 2500 Euro zu haben. Beschreiben kann er seine Werke nicht richtig, zumindest nicht auf Deutsch. Realistisch sind sie meist, surrealistisch auch. Über seine Sujets denkt er nicht explizit nach. Manchmal entstehen die Motive im Kopf, und dann beginnt er zu malen. Manchmal greift er zuerst zum Pinsel und dann wird ein Bild aus den Ideen.
Der Prozess von Denken und Malen ist für ihn wichtig. Das fertige Bild muss nicht dasselbe sein, das ihm zu Beginn vor Augen stand. Meist entstehen Ölbilder. "Man kann mit Ölfarben fast alles machen, man kann mit Farben zaubern", sagt der Künstler. Eigentlich hat Bazerashvili immer Notizbuch und Bleistift dabei. "Wenn ich sitze und rede oder wenn ich Filme schaue - ich zeichne immer."
Vorbilder gibt es in seiner Familie nicht dafür, als Schauspieler im Theater von Sagarejo waren seine Eltern aber ebenfalls künstlerisch begabt. Als Elfjähriger besuchte Emzari für zwei Monate eine Kunstschule, malte sein erstes Ölbild. "Du wirst nie ein Künstler", sagte ihm sein Lehrer damals, "du liebst Fußball mehr als Kunst." Mit fünf Jahren war der Georgier in die Schule gekommen, im Alter von 22 Jahren hatte er sein Geschichtsstudium an der Pädagogischen Hochschule in der Hauptstadt Tiflis beendet. Dann musste er zwei Jahre lang zur Armee, ehe er als Lehrer arbeitete. Doch Lehrer, das war nichts für ihn. Lieber studierte Bazerashvili von 2005 bis 2012 noch einmal Malerei, an der Kunstakademie von Tiflis.
Der Georgier ist ein zurückhaltender Mensch. Ganz ruhig sitzt er da, wenn man mit ihm spricht. Antwortet präzise. Freut sich leise über das Interesse an seiner Kunst. Seine Werke hängen inzwischen nicht nur in Privathäusern, Unternehmen, Kanzleien und immer wieder im "Cesarino", Sie sind auch ganz öffentlich zu sehen. Beim Metropolink-Festival 2016 gestaltete er zusammen mit Giorgi Rukhadse eine Wand in St. Leon-Rot, diesen Sommer war er für "Metropolink" ebenfalls in St. Leon-Rot, gemeinsam mit Salome Rigvava, die wieder in Georgien lebt.
Emzari Bazerashvili will im Dezember zurückkehren und Mutter und Geschwister besuchen. Doch Deutschland bleibt für ihn das interessanteste Land. Nicht nur, weil er hier von seiner Kunst leben kann, sondern weil die Kunstszene so lebendig ist. "Italien ist nur interessant für die Kunstgeschichte", sagt er, der Rom und Venedig bereits besuchte. Dabei spricht er inzwischen sogar schon ein bisschen Italienisch. Das passiert wohl automatisch, wenn man sich öfter beim Patron des Restaurants "Cesarino", Cesare Percoco, aufhält.
Dessen Ehefrau Tamara ("Emzari stammt zufällig aus dem gleichen Dorf wie mein Opa.") lernte der Georgier 2013 kennen, als sie im "Cesarino", damals noch in Handschuhsheim, einen Georgischen Abend gestalten wollte und dafür Künstler suchte. Ihre Cousine wusste von den Stipendiaten in Stuttgart. Selbst begabt für das, was man "Interior Design" nennt, also die Inneneinrichtung, und mit viel Verständnis für Kunst sammelt Tamara Percoco gerne Kreative um sich. Ein winziges Hippo auf großer violetter Fläche - das war Bazerashvilis pfiffiger Beitrag zur Eröffnung des Restaurants in der Berliner Straße.