Von Denis Schnur
Heidelberg. Die Klimaschutz-Maßnahmen der Stadt werden – wenn sie konsequent umgesetzt werden – weitreichende Konsequenzen für Heidelberger, Gäste und Beschäftigte in der Stadt haben. Welche das sind beziehungsweise sein könnten, zeigt die RNZ in ihrer Reihe zum Aktionsplan. Während sich Teil eins damit befasste, wie der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) günstiger werden soll, geht es heute darum, wie er besser werden kann – durch neue Linien, neue Haltestellen und eine dichtere Taktung.
Schnellbusse für Pendler: Heidelbergs Verkehrsprobleme sind vor allem auf die vielen Menschen aus dem Umland zurückzuführen, die täglich mit dem Pkw ins Zentrum und ins Neuenheimer Feld fahren. "Die Heidelberger erreichen wir schon, aber wir müssen auch die Einpendler erreichen", erklärt Alexander Thewalt, Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement. Und dafür will die Stadt neue Wege gehen und mindestens vier Sonderbuslinien für Einpendler einrichten: "Normalerweise endet die Finanzierung an der Gemarkungsgrenze", so Thewalt. "Wir sehen diese Leistung jedoch stark in unserer Verantwortung." Deshalb sei man bereit, den Großteil der Kosten zu tragen – auch für Wege außerhalb der Stadt. Sobald die Kosten feststehen, muss der Gemeinderat zu den einzelnen Linien seine Zustimmung geben.
Die Busse sollen auf direktem Weg – möglichst über Busspuren und mit wenigen Halten – zum Hauptbahnhof, zum Betriebshof und ins Neuenheimer Feld fahren. "Das Angebot muss schnell und attraktiv sein, damit Menschen umsteigen", so Thewalt. Wo die Busse starten, ist aber noch unklar: "Der Verkehrsverbund prüft das und macht dann Vorschläge", erklärt der Amtsleiter. Eine Linie von Schwetzingen über Patrick Henry Village ist jedoch bereits konkret in Prüfung, diese soll als Vorlauf für die Straßenbahn dienen. Oberbürgermeister Eckart Würzner hat zudem Sandhausen und Walldorf als mögliche Ausgangsorte genannt. Und im Osten bietet sich Neckargemünd als Standort für eine "Park-and-Ride"-Anlage an. Denn den Planern ist klar, dass auch die neuen Linien nicht dafür sorgen, dass Einpendler aus kleineren Dörfern komplett auf das Auto verzichten können. Deshalb sei das Ziel vielmehr, sie möglichst früh zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen. Dabei sollen "Docking-Stations" im Umland oder am Stadtrand helfen. Zu deren Umsetzung sei man mit zwei Umlandgemeinden in Gesprächen. Aber auch eine Beteiligung von Firmen sei denkbar – schließlich sollen dort keine reinen Parkplätze entstehen. "Da könnten sich auch ein Kiosk, ein Bäcker oder anderer Einzelhandel ansiedeln." An Stromanschlüssen könnten zudem E-Fahrzeuge geladen werden.
Bessere Taktungen: Auch wenn außer den Bussen im 30-Punkte-Plan nicht viel über den ÖPNV-Ausbau steht, macht Thewalt klar: "Da kommt noch mehr." Denn: "Wenn man Menschen zum Umstieg bewegen möchte, braucht man ein verdammt gutes Angebot." Deshalb soll auch der Takt verdichtet werden, in dem Busse und Bahnen fahren: "Gegebenenfalls machen wir das generell, aber auf jeden Fall für einzelne Linien und am späten Abend", so Thewalt. Das hänge einerseits von der Finanzierung ab, andererseits von der Kapazität. Denn für engere Taktungen und neue Linien braucht man mehr Fahrzeuge, mehr Fahrer und zum Teil größere Haltestellen.
Neue Linien: Nicht nur vom Umland aus, auch innerhalb der Stadt soll das ÖPNV-Netz mittelfristig ausgebaut werden, zusätzliche Linien für umsteigefreie Verbindungen werden geprüft. Klar ist schon jetzt, dass die ehemaligen Armeeflächen mit Bussen und einer neuen Bahnlinie angebunden werden. "Aber auch darüber hinaus müssen wir uns mit der RNV Gedanken machen, wo wir das Angebot verbessern können", so Thewalt. Zumal Bund und Land derzeit ehrgeizige Förderprogramme für den ÖPNV-Ausbau auflegen.
Neue S-Bahn-Haltepunkte: Für viele Einpendler ist schon jetzt die S-Bahn das wichtigste Verkehrsmittel. Auch sie soll weiter ausgebaut werden. So wird derzeit etwa die Einrichtung zweier neuer Haltepunkte in der Südstadt und in Rohrbach Süd geprüft. "Die Strecke nach Süden ist aber leider völlig ausgelastet", bremst Thewalt die Euphorie. Deshalb sei noch unklar, ob die Züge dort halten: "Weitere Stationen könnten ein drittes Gleis nötig machen."